SpVgg Unterhaching:"Als ob San Marino Weltmeister wird"

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Von Aufstieg, Wandel und Niedergang eines Meistermachers - die Chronik der vergangenen zwei Jahrzehnte

14.5.1994: Als Bayernliga-Dritter gelingt der SpVgg Unterhaching mit Trainer Gerd Roggensack der Aufstieg in die neue Regionalliga. Damit bleibt sie in der dritten Liga - drunter stand sie seit 1981 nicht -, wo sie im Jahr darauf Meister wird.

31.5.1999: Mit 4:1 gegen Fürth steigt Haching vor der damaligen Rekordkulisse von 8400 Zuschauern in die erste Bundesliga auf. Spieler Markus Oberleitner: "Das ist, als ob San Marino Weltmeister wird."

20.5.2000: Mit einem 2:0-Sieg über Bayer Leverkusen (20. Ballack, Eigentor, 72. Oberleitner) macht die SpVgg am 34. Spieltag Bayern München zum deutschen Meister.

19.5.2001: Abstieg in die zweite Bundesliga nach einem 3:5 bei Schalke 04.

5.5.2002: Unterhaching ist als Tabellen-15. abgestiegen. Der Verein glaubt dennoch an den Ligaverbleib, weil den Liga-Konkurrenten SSV Reutlingen und Eintracht Frankfurt der Lizenzentzug droht.

3.7.2002: Reutlingen und Frankfurt erhalten in letzter Instanz die Zweitliga-Lizenz. Die SpVgg steigt kurzfristig ab.

8.6.2003: Rückkehr in die zweite Liga. Wichtigster Spieler des Regionalliga-Meisters ist Francisco Copado, mit 24 Treffern Torschützenkönig.

2.4.2004: Trainer Horst Frank wird entlassen. Grund ist ein schwelender Streit mit Copado. Den Machtkampf gewinnt der Spieler - der mit der Tochter des Haching-Mäzens Anton Schrobenhauser liiert ist.

25.7.2008: Als einer von acht Süd-Regionalligisten wird Haching Gründungsmitglied der eingleisigen dritten Liga. "Das Geld reicht nicht", schimpft Präsident Engelbert Kupka sogleich über seiner Ansicht nach zu geringe Fernsehgelder. Mit einem Etat von 4,1 Millionen Euro wird Haching Vierter und verpasst den Aufstieg knapp.

12.12.2008: Schatzmeister Schrobenhauser teilt 915 000 Euro Defizit mit. Er sagt: "Wir brauchen Mehreinnahmen im Sponsoringbereich, um die dritte Liga zu halten und die zweite erreichen zu können."

22.2.2010: Trainer Ralph Hasenhüttl, der das Team in der Vorsaison als Feuerwehrmann fast zum Aufstieg geführt hätte, wird nach einem 1:1 gegen Dortmund II entlassen. Grund: Ein Streit mit Copado. Nach seinem Rauswurf wird Copado Manager.

22.2.2010: Auf die Manager Norbert Hartmann, der nach 25 Jahren gehen musste, Ralf Bucher und Copado folgen in den kommenden zwei Jahren Erich Meidert, Markus Grünberger und Florian Rensch. Ähnliche Fluktuationen gibt es auf den Positionen Cheftrainer und Pressesprecher.

14.10.2010: In einer Pressekonferenz gibt Präsident Kupka den Namen eines neuen Hauptsponsors bekannt: Franco Levis. Wenige Tage später ist klar, dass die SpVgg dem Fünf-Millionen-Euro-Versprechen eines mittlerweile verurteilten Hochstaplers aufsaß. Obwohl ein Großteil der erhofften Summe bereits ausgegeben war, konnte eine Insolvenz abgewendet werden.

30.5.2011: Die Verträge mit Trainer Klaus Augenthaler und zahlreichen Spielern werden nicht verlängert, trotz ihrer Bereitschaft, Einbußen hinzunehmen. Zwei Tage später tritt Vizepräsident Peter Grosser zurück. Ein radikaler Sparkurs beginnt, die SpVgg ruft sich zum Ausbildungsklub aus.

30.6.2011: Der langjährige Hauptsponsor Generali steigt aus. Er vermisse die familiäre Herzlichkeit, begründet Generali-Chef Karl Pfister, etwa bei der Art der Trennung von Hartmann, Bucher und Hasenhüttl.

31. 7.2011: Unterhaching schlägt in der ersten DFB-Pokal-Runde den SC Freiburg.

31.8.2011: Für etwa 500 000 Euro wechselt Sascha Bigalke von der SpVgg zum 1. FC Köln. Der Ligabetrieb wird mittlerweile fast ausschließlich durch Spielerverkäufe und TV-Einnahmen finanziert.

28.6.2012: Nach mehr als 39 Jahren tritt Präsident Engelbert Kupka zurück, sein Nachfolger wird Manfred Schwabl.

3.7.2013: Die SpVgg präsentiert Alpenbauer als neuen Hauptsponsor. Eine kleine Bonbon-Firma, die zunächst von Francisco Copado und danach von dessen Freund Alexander Wenisch geleitet wird.

25.5.2014: Die SpVgg gibt die Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Internat (DFI) bekannt. Die Privatschule in Bad Aibling übernimmt Hachings U23 und plant den Verein finanziell zu unterstützen.

1.7.2014: Der Etat für die neue Saison wird mit 800 000 Euro beziffert. Präsident Schwabl kündigt an, einigen Spielern nur 200 Euro im Monat zahlen zu wollen.

10.12.2014: Schatzmeister Robert Perchtold gibt eine Million Euro Verlust für das Geschäftsjahr 2013/14 bekannt. Gründe: Abfindungen für langjährige Mitarbeiter, Rückzug einiger Kleinsponsoren.

22.1.2015: Beim DFB läuft eine Frist zur Schließung einer Liquiditätslücke ab.

23.1.2015: Der Wechsel von Andreas Voglsammer für kolportierte 200 000 Euro zum FC Heidenheim wird bekannt gegeben. Kurzfristig werden auch Michael Zetterer und Florian Bichler verkauft.

25.3.2015: Cheftrainer Christian Ziege tritt zurück, ebenso Co-Trainer Copado. Offizieller Grund: der Verkauf Voglsammers.

9.4.2015: Zwei Punkte Abzug für Unterhaching durch den DFB: Die Liquiditätslücke war nicht geschlossen worden.

23.5.2015: Durch ein 0:1 in Erfurt steigt Unterhaching in die Regionalliga Bayern ab.

29.5.2015: An diesem Tag wollte Präsident Schwabl bekannt geben, ob der Verein die Drittliga-Lizenz erhält. Nach SZ-Informationen fehlte zuletzt ein mittlerer sechsstelliger Betrag.

© SZ vom 26.05.2015 / cal, stga - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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