Sportschießen:Heimkampf am Lech

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Ihr voraussichtlich letztes Sportpistolen-Wochenende in dieser Saison führt die HSG München nach Scheuring - weil sie keine eigene Halle für ihre beiden Duelle hat. Die Finalrunde Ende Januar ist auch rechnerisch kaum mehr zu erreichen - aber die EM.

Von Sebastian Winter, München

Gute 60 Kilometer sind es von der Zentrale der Königlichen Hauptschützengesellschaft München in Sendling bis nach Scheuring im Landkreis Landsberg am Lech. Das sollten die - zugegeben beim Sportschießen in eher überschaubarer Zahl existierenden - Fans der HSG München wissen, wenn der traditionsreiche Klub seine Saison in der Luftpistolen-Bundesliga mit zwei "Heimwettkämpfen" gegen den KKS Hambrücken und die SSG Dynamit Fürth beschließt. Denn die beiden Duelle werden in der Scheuringer Stadthalle ausgetragen, und nicht in München.

Der Grund dafür zeigt mal wieder auf, wie schwierig der Randsport es in München hat, überhaupt existieren zu können: Die HSG-Schützen müssen seit Jahren schon, weil ihre eigenen Räume nicht bundesligatauglich sind, nach Ausweichstätten forschen. "Wir waren schon in Neubiberg bei der Universität der Bundeswehr, in Schulturnhallen, letzte Saison auf der Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück", sagt HSG-Trainer Detlef Polter. Dieses Jahr war kein Platz mehr frei in Garching und anderswo, dafür bot sich die SG Edelweiß Scheuring, die auch in der Bundesliga schießt, mit ihrer Halle (für die die HSG Polter zufolge eine sehr faire Miete zahlt) als Ersatzheimstatt für die Münchner an, was die HSG gerne angenommen hat. "Wir haben im November schon dort geschossen, die Halle ist nett und war damals voller Zuschauer", erinnert sich Polter: "Wir würden generell schon lieber in München schießen, aber das ist gerade einfach problematisch." Und es wird in der nächsten Saison nicht einfacher, da die Anlage in Garching dann umgebaut wird.

In Scheuring geht es für die HSG München eigentlich um richtig viel. Der Tabellensechste kämpft nach einer eher durchwachsenen Saison noch um Platz vier, der für die Finalrunde Ende Januar in Rotenburg an der Fulda berechtigen würde. Doch Polter hat kaum ein Fünkchen Hoffnung, dass seine Mannschaft dieses Ziel erreicht. Denn parallel hat der zwei Punkte vor der HSG liegende Vierte Ludwigsburg vermeintlich leichtes Spiel gegen den Letzten Hilpoltstein und den Viertletzten Waldhausen. "Für das Finale wird es dieses Jahr nicht reichen. Selbst wenn wir die zwei Punkte aufholen, geht es rein rechnerisch eigentlich nicht mehr", sagt Polter.

Viele Absenzen hätten es dem Team in dieser Saison schwer gemacht. So war die Weltmeisterin Olena Kostewytsch im Herbst beim Weltcupfinale, die deutschen Kaderathleten Michael Heise und Aleksandar Todorov hatten ebenfalls internationale Verpflichtungen. "Olympia ist eben wichtiger in diesem Jahr", sagt Polter, der die Bundesliga-Duelle in Scheuring nun vor allem als Aufbauwettkampf für die EM-Qualifikation am Wochenende darauf in der Sportschule Ruit bei Stuttgart sieht. Dort kämpfen auch Heise und Todorov um die Teilnahme an der Europameisterschaft in Polen, wo noch die wichtigen Quotenplätze für die Olympischen Spiele vergeben werden. Beiden Schützen traut Polter zu, sich noch für die Spiele zu qualifizieren. Kostewytsch hingegen hat das Ticket für Tokio schon gelöst.

© SZ vom 03.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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