Segeln:Die Liste wächst

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Der Starnberger Valentin Müller steht bereits vor seiner zweiten WM. (Foto: oh)

WM-Teilnehmer Valentin Müller, 13, gilt als zurzeit größtes deutsches Segeltalent.

Von Peter Haacke, Starnberg/Tutzing

Fragt man Menschen mit seglerischem Fachverstand in den Clubs rund um den Starnberger See, so bekommt man auf die Frage nach Deutschlands derzeit bestem Nachwuchstalent in der Jüngsten-Klasse, dem Optimisten, stets die gleiche Antwort: Valentin Müller. In der Opti-A-Rangliste der Deutschen Optimist-Dinghy-Vereinigung (DODV) führt der 13-Jährige die Wertung für die Jahre 2014/15 mit 140,29 Punkten souverän an, und auch in der aktuellen Jahresrangliste steht der Tutzinger Gymnasiast ganz oben. Zwar schläft auch die Konkurrenz nicht; insbesondere Roko Mohr (Rügen) und der Bremer Deike Bornemann bleiben Müller bei aller Freundschaft dicht auf den Fersen. Doch insbesondere die Ausscheidungswettfahrten Anfang Mai, als es für Deutschlands beste Nachwuchssegler auf der Ostsee um Europa- und Weltmeisterschafts-Tickets ging, nötigten der Konkurrenz geballten Respekt ab: Mit turmhohem Vorsprung gewann Müller als Vertreter des Bayerischen Yacht Clubs (Starnberg) die Regatta, in fünf von zehn Wettfahrten wurde er Erster - mit 70 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Lohn der Mühen: Ende August steht die WM-Teilnahme im polnischen Cammin im Terminplan des jungen Ausnahmetalents.

Ohnehin hat Valentin derzeit so etwas wie einen "flow", wie es neudeutsch heißt: Mitte Mai segelte er unter 412 Teilnehmern bei der Dutch Youth Regatta ebenso auf den zweiten Rang wie im Juni beim "Intercup" des Warnemünder SC mit 181 Booten. Und dann kam auch noch die Nachricht, dass er sich als einer der elf Preisträger aus der Region bei der SZ-Talentiade 2015 durchgesetzt hat. "Er war überrascht und hat sich total gefreut", berichtete Mutter Eva Müller, "das ist wirklich was Besonderes". Es läuft also rund für Valentin, der erst vor wenigen Tagen 13 wurde - "und es läuft leicht", freut sich seine Mutter.

Freilich ist diese Karriere, die Müller bereits die zweite WM-Teilnahme nach dem 14. Platz im Vorjahr in Argentinien und Bronze mit dem deutschen Team beschert, kein Zufall: Sein Vater Hans Jürgen betreibt am Starnberger See eine Segelschule, schon als Sechsjähriger bekam der Junior vom Onkel sein erstes Boot geschenkt. Mit einem Anfängerkurs in den Pfingstferien startete die seglerische Karriere. "Das hat dann so seinen Lauf genommen", sagt Mutter Eva Müller, die akribisch alle Erfolge ihres Sohnes aufgelistet hat. Mittlerweile ist die Liste jedoch etwas unübersichtlich geworden, denn längst beschränkt sich Valentin nicht mehr allein auf nationale Regatten: Zum Jahresauftakt 2015 ging es an den Gardasee, dann in die Niederlande. Und abgesehen von der Weltmeisterschaft in Polen sind dieses Jahr noch Starts bei den polnischen und schweizerischen Meisterschaften geplant; Mitte Juli findet das bayerische Team-Race am Chiemsee statt, Ende Juli geht es am Ammersee um den deutschen Titel. Nur die bayerischen Meisterschaften, die stets im August auf dem Starnberger See stattfinden, wird er dieses Jahr wegen der Terminüberschneidung mit der WM nicht bestreiten können.

Erstaunlich genug, dass ihm all diese Erfolge nicht zu Kopf gestiegen sind: Der 13-Jährige wirkt für sein Alter ausgesprochen sortiert und weiß seine Leistungen realistisch einzuschätzen. Technik, Taktik, Kondition, Materialkunde, Wind und Wellen richtig einordnen und auch noch der Blick auf die Konkurrenz - Segeln ist ein vielseitiger Sport. Hilfreich ist dabei sicher, dass ihm Trainer und Eltern keinen unnötigen Druck machen, auch wenn das Segeln manchmal Top-Thema am Mittagstisch ist und die Müllers im Ort zuweilen auf die jüngsten Erfolge angesprochen werden. In der Schule, die seine sportlichen Ambitionen ebenfalls unterstützt, hat Valentin keine Probleme: Versäumtes wird diszipliniert nachgeholt, seine Lieblingsfächer sind Sport und Informatik. "Valentin hat mittlerweile ein bestimmtes Level erreicht", sagt seine Mutter, "er lernt ständig dazu". Aber der Lernprozess hat sich verselbständigt - auch in anderen Bereichen. So hat der 13-Jährige neuerdings seine soziale Ader entdeckt: Er segelt aus freien Stücken und jenseits aller Wettkampfgedanken gelegentlich mit einem Jungen, der nahezu erblindet ist.

Bisher erschienen: Voltigierverein Ingelsberg (20./21.6.), Sydney Lohmann (22.6.), Victoria Kothny (25.6.), Amelie Döbler (27.6.)

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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