Segelfliegen:Über den Alpen

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Mathias Schunk in seinem Quintus Segelfliegen Mathias Schunk in seinem Quintus Segelfliegen (Foto: Oliver Betz/oh)

1541 Kilometer: Der Königsdorfer Pilot Mathias Schunk stellt im Langstreckenflug seinen vierten Europarekord auf.

Von Sebastian Winter, Geretsried/Königsdorf

21 Jahre hielt der Europarekord, 1998 hatten ihn zwei Österreicher aufgestellt. Wolfgang Janowitsch und Hermann Trimmel waren 1531 Kilometer weit geflogen, in einem Segelflugzeug, über den Alpen. Doch nun hat ihnen der Geretsrieder Pilot Mathias Schunk diesen Titel weggeschnappt. In seinem Quintus segelte er am vergangenen Donnerstag in Königsdorf los, kam in einen Föhnsturm und kehrte erst nach knapp 14 Stunden Flugzeit kurz vor Sonnenuntergang zurück - nach 1541,7 Kilometern. Schunk hatte den bisherigen Bestwert also um zehn Kilometer überboten.

Schunk war pünktlich mit Sonnenaufgang um 6.14 Uhr abgehoben, "ein fantastischer Anblick, dafür alleine hat sich das frühe Aufstehen doch gelohnt". Per Hilfsmotor legte der 53-Jährige die Strecke bis nach Mittenwald zurück, das muss sein, weil der Wind im Voralpenland meist zu schwach bläst, um die Segelflieger direkt an die Berge zu transportieren, wo sie dann die nötigen Aufwinde für ihre Flüge haben. Schunk hat das Glück, über einen solchen Hilfsmotor zu verfügen, andere müssen sich von einem Schleppflugzeug an die Hänge ziehen lassen. Bei Mittenwald lag dann der Startpunkt für Schunks Flug, der ihn über den Wettersteingrat, die Mieminger Kette nach Westen bis ins Montafon zum ersten Wendepunkt nördlich des Eiger-, Mönch- und Jungfraumassivs führte. Drei Wendepunkte dürfen höchstens passiert werden für einen offiziellen Europarekord. 2017, bei seinem inoffiziellen Rekordflug über 1750 Kilometer, hatte Schunk fünfmal gewendet.

"Die größte Herausforderung war jetzt die Temperaturregelung", sagt Schunk, der am Donnerstag in Höhen bis zu 6000 Meter vorstieß. Dort oben herrschen Temperaturen von minus 20 Grad, Schunk brauchte also auch eine dicke Skimütze und warme Schuhe zusätzlich zum Proviant, der aus mehreren Brezen, Müsliriegeln, Bananen und drei Litern Wasser bestand. Zugleich hatte er das Glück, im Luftstrom immer wieder auf enorme Wellenaufwinde zu stoßen, die ihn in noch größere Höhen schraubten. Nach zwei weiteren Wenden im Osten bei Eisenerz nahe Graz und wieder im Montafon ging es um 18 Uhr bei starkem Rückenwind wieder Richtung Königsdorf zurück. Schunk darf sich nach seinen drei Bestwerten aus den Jahren 2012 und 2013 in anderen Kategorien nun viermaliger Europarekordler nennen.

© SZ vom 30.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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