Rugby:Illustrer Zirkel

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Die Neuauflage des Rugby-Einladungsturniers Oktoberfest 7s lockt im Herbst Weltmeister Neuseeland und Olympiasieger Fidschi nach München.

Von Sebastian Winter, München

Die besten sechs Mannschaften der Welt haben ihre Zusage für die diesjährige Neuauflage des Rugby-Einladungsturniers Oktoberfest 7s gegeben, das 2017 im Münchner Olympiastadion seine Premiere gefeiert hatte. Das haben die Organisatoren bei einer Pressekonferenz im Olympiapark am Donnerstag bekannt gegeben. Der hochkarätigste Teilnehmer bei dem Turnier im olympischen Siebener-Rugby, das am ersten Wiesn-Wochenende (21./22. September) stattfindet, ist sicherlich Weltmeister Neuseeland, für den es der erste Auftritt überhaupt auf deutschem Boden ist. Die All Blacks Sevens messen sich mit Olympiasieger Fidschi, dem aktuellen World-Series-Sieger Südafrika, Oktoberfest-7s-Titelverteidiger Australien, dem WM-Zweiten England, dem aktuellen Weltranglisten-Ersten USA, dem zweimaligen Europameister Frankreich - und dem krassen Außenseiter Deutschland, dessen Siebener-Rugby-Nationalmannschaft aber einen großen Entwicklungssprung hinter sich hat. Fast wäre das "Wolfpack", wie sich das Team um Tim Lichtenberg, Fabian Heimpel und Sam Rainger nennt, in die World Series aufgestiegen, 2018 wurde es EM-Zweiter hinter den Franzosen.

Die Organisatoren um Mathias Entenmann und Michael Weber, der Gründer und der Geschäftsführer der Oktoberfest 7s GmbH, sind froh, das Turnier wieder in München ausrichten zu können, nachdem es 2018 aus finanziellen und organisatorischen Gründen ausgefallen war. "Das ist ein Topsport, aber auch eine Wertegemeinschaft, ein Lebensgefühl", sagt Initiator Entenmann, der frühere Kapitän der Rugby-Nationalmannschaft. Schon vor zwei Jahren waren an den beiden Turniertagen insgesamt 21 000 feierfreudige Zuschauer ins Olympiastadion gekommen, viele von ihnen in bunten Verkleidungen, die an Karneval erinnerten. Geplant ist, das Oktoberfest 7s zumindest vier Jahre lang bis 2022 am ersten Wiesn-Wochenende im Olympiastadion zu etablieren, und die Zuschauerzahlen bis dahin sukzessive von angepeilten 32 000 in diesem Herbst auf 55 000 zu steigern. "Das ist ein Zeitraum, in dem man sich auch eine Zahl an Zuschauern aufbauen kann", sagt auch Marion Schöne, die Chefin der Olympiapark München GmbH, die schon 2017 sehr zufrieden mit der neuen Veranstaltung war.

Der Sport fürchtet um seinen Ruf: In Frankreich starben vier Spieler beim 15er-Rugby an Verletzungen

Ohnehin hat Schöne das Ziel, mehr Großsport-Veranstaltungen für den Park zu gewinnen, um ihn mit mehr Leben zu füllen - die Bewerbung Münchens für die European Championships zeigt das ganz aktuell. Für die diesjährige und die künftigen Auflagen des Oktoberfest 7s schießt die Stadt jeweils 200 000 Euro zum Etat zu, der 2019 bei knapp zwei Millionen Euro liegen dürfte. So soll auch das jährliche Defizit zumindest teilweise ausgeglichen werden, das den Veranstaltern vor allem durch die hohen Reise- und vor allem Übernachtungskosten für die Teams entsteht.

Zugleich erhoffen sich Weber und Entenmann im Rugby-Entwicklungsland Deutschland mit dem Münchner Turnier auch internationale Strahlkraft - zumal im vorolympischen Jahr 2019, in dem die Spitzennationen auch deshalb nach München kommen, um Spielpraxis auf höchstem Niveau für Tokio 2020 zu sammeln. Nach dem Oktoberfest-7s-Zyklus hoffen Weber und Entenmann 2022 auf einen neuen Anlauf, in den illustren Zirkel der World-Series-Ausrichter aufgenommen zu werden - neben Traditionsstandorten wie Hongkong, Singapur oder London stünde München durchaus bereit. Das Ansinnen war im Herbst 2018 auch an terminlichen Problemen gescheitert - so wie das deutsche Nationalteam die Qualifikation auf sportlichem Wege hauchdünn verpasst hatte.

Zu diesem Pech kam kürzlich auch noch eine unschöne Debatte über Verletzungen im Rugby hinzu. Erst lief der englische Nationalspieler Tom Curry nach einem Zusammenprall mit einem französischen Gegenspieler blutüberströmt übers Feld, was neben seiner heftigen Kopfverletzung verstörende Bilder erzeugte. Gravierender war die Nachricht aus Frankreich, wo binnen acht Monaten vier Spieler an ihren auf dem Feld erlittenen Verletzungen starben. Dies passierte im 15er-Rugby, das wegen der mehr als doppelt so großen Spielerzahl auf dem Feld - und ihrer oft größeren Masse - als verletzungsträchtiger gilt als die olympischen Variante, in der die Profis schneller und wendiger sein müssen.

Dennoch fürchtet nun die Sportart um ihren Ruf, was Robin Stalker, der Präsident des deutschen Rugby-Verbandes, in München verdeutlichte: "In der Regel passiert nichts, außer ein paar gebrochenen Fingern. Die Fälle sind uns bewusst. Ich möchte aber nicht den Eindruck erwecken, dass Rugby ein gefährlicher Sport ist."

Ein Vollkontaktsport, dessen Protagonisten nicht zimperlich sind, ist Rugby in jedem Fall. Aber auch ein rasantes Spiel, das seine Fans im Normalfall bestens unterhält. Sollten die All Blacks aus Neuseeland das diesjährige Oktoberfest 7s gewinnen, dürften sie im Übrigen den Haka vorführen, den traditionellen Kriegstanz der Maori-Ureinwohner. Aber natürlich nur, um ihren sportlichen Erfolg zu feiern.

© SZ vom 29.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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