Regionalliga:Schwarzer Freitag

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Bild einer „miserablen“ ersten Heimstettener Halbzeit: Garching jubelt, SV-Torwart Maximilian Riedmüller klaubt den Ball aus seinem Netz. (Foto: Claus Schunk)

Im Derby zweier Teams, die nach Stabilität suchen, ist Garching das glücklichere Team. Heimstetten schaut mit Sorge auf die Tabelle.

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Dass die Aufholjagd am Ende eines aufregenden Spiels misslang, das wurmte Christoph Schmitt hernach natürlich gehörig. Aber ernsthaft beschäftigt haben ihn vielmehr die 60 Minuten vor der hitzigen Schlussphase. Denn da hatte der SV Heimstetten "schlafmützig" gespielt, fand der Trainer. Keine Ruhe im Spielaufbau, man sei schlecht gestanden und habe wenig kommuniziert, Schmitt fiel da so einiges ein. Dass seine Mannschaft nach einem 0:4-Rückstand aber beinahe noch gepunktet hätte, das hätte er trotzdem als verdient empfunden, denn: "Wir haben 30 Minuten lang quasi doppelt so dominant gespielt wie der Gegner davor in den 60 Minuten." Trotzdem gewann der VfR Garching sein Regionalliga-Auswärtsspiel am Freitagabend 4:3 (3:0). In der Schlussphase habe man gesehen, "dass wir zurzeit noch ein sehr fragiles Gebilde sind", sagte VfR-Coach Philipp Bönig. Aber eines mit aktuell fünf Punkten mehr als der SV Heimstetten (der allerdings auch ein Spiel weniger bestritten hat).

Generell sind sie beim SV nicht unzufrieden. Nach der 2:3-Niederlage vor einem Monat beim FC Schweinfurt zum Beispiel hatte Schmitt vom Schnüdel-Trainer Timo Wenzel gelesen, der SV Heimstetten sei bislang der spielerisch stärkste Gegner für den Aufstiegsaspiranten gewesen. "Aber jetzt müssen wir auch langsam mal auf die Tabelle schauen", sagt Schmitt, weil trotz guter Leistungen oft nicht genug dabei herausspringt. Der Grund: "Unsere Jugendlichkeit." Gegen Garching fehlten dann auch noch einige junge Spieler, für die noch jüngere einsprangen. So stand der 19-jährige Luca Beckenbauer nach seinem ersten Pflichtspiel-Einsatz auch gleich in der Regionalliga in der Startelf, weil bei Innenverteidiger Alexander Spitzer im Training eine alte Verletzung aufgebrochen war, er wird wohl noch zwei bis drei Wochen fehlen. Und wie wichtig der erst 21-jährige Moritz Hanemann für die Mannschaft schon ist, habe man gegen Garching besonders gut sehen können, so Schmitt: Er fehlte im Derby nämlich wegen einer umstrittenen gelb-roten Karte in Aschaffenburg.

Zugang Kevin Feucht erzielt seine ersten Tore. Trotz 4:0-Führung gerät Garching noch in Nöte

Die Youngster sind allesamt gut ausgebildet, spielerisch gibt es in Heimstetten keine Probleme. Doch die erste Halbzeit gegen Garching nannte Schmitt schlicht "miserabel", seine Mannschaft sei fast schon "überrascht von der Intensität des Spiels" gewesen. Ein paar zu viele hätten am Freitag wohl einen schwarzen Tag erwischt. Logische Folge waren die vielen Gegentore, während man selbst lange keine Chancen erspielte. Garchings Kapitän Dennis Niebauer traf schon in der zehnten Spielminute nach einem Eckball, Kevin Feucht erhöhte per Abstauber zum 2:0 (37.). Der Sommerzugang traf dann unmittelbar vor der Pause nach einem Konter noch einmal, es waren seine ersten beiden Tore für den VfR. Die er praktischerweise erzielte, als der ebenfalls neue Angreifer Maximilian Berwein gerade gesperrt fehlte.

Endgültig entschieden schien die Partie nach dem zweiten Doppelpack, Dennis Niebauer verwandelte souverän einen Foulelfmeter, nachdem Yannic Günzel Hand gespielt und dafür Gelb gesehen hatte (64.). Als dann sein Bruder Mike verletzungsbedingt ausgewechselt wurde, erlebte das Garchinger Spiel einen Bruch, und die Ereignisse überschlugen sich. Tim Schels traf zum 1:4 (68.), dann gelang in Felix Michalz einem gerade eingewechselten Spieler ebenfalls ein Doppelpack (76., 79.). Garchings Ajlan Arifovic sah Gelb-Rot, weil er sich aus Wut über eine Schiedsrichter-Entscheidung die Gesichtsmaske heruntergerissen hatte, mit der er zurzeit spielt. Garchings Matthias Strohmaier sah Gelb-Rot nach einem Foulspiel.

In all der Hektik bekam Heimstetten viele Freistöße zugesprochen. Doch der Standard-Routinier Lukas Riglewski setzte diesmal gleich drei Schüsse in die Mauer. Am Ende musste in Günzel wegen Unsportlichkeit auch noch ein Heimstettener vom Platz. Schmitt fand danach, dass man sich an die neue Regel, Gelb wegen Ballzurückhaltens, "erst noch gewöhnen" müsse, zumal viele Fouls mit Verletzungsfolge nicht im gleichen Maße sanktioniert würden.

Dass sich der VfR Garching wie einst die deutsche Nationalmannschaft gegen Schweden nach einem 4:0 beinahe noch ein 4:4 eingefangen hätte, das "darf natürlich nicht passieren", sagte Bönig. Wieder einmal war klar geworden, wie abhängig der VfR trotz oft guter Mannschaftsleistung von einzelnen Spielern ist, ganz besonders von den Niebauer-Brüdern. Umso erfreuter war der Trainer, dass Emre Tunc diesmal eine sehr gute Leistung zeigte und geradezu "explodiert" sei.

Heimstetten bleibt erst einmal Tabellenletzter. Schmitt findet, man mache es "phasenweise schon richtig gut". Diesmal aber war die Phase, in der sie es richtig schlecht gemacht haben, einfach ein bisschen zu lang, um sie noch kompensieren zu können.

© SZ vom 09.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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