Pullach:Mit Oldies Hilfe

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Ansehnliches Derby: Pullachs Maximilian Schuster (links) und Garchings Mike Niebauer schenkten sich nichts. (Foto: Claus Schunk)

In einem ansehnlichen Derby trennen sich Pullach und Garching 0:0. Die Premiere von Torwart Oldie Michael Hofmann gelingt - und alle sind zufrieden

Von Christian Bernhard, Pullach

20 Sekunden waren gespielt, da dürfte auch dem letzten Besucher im Stadion des SV Pullach bewusst geworden sein: Er ist wieder zurück. Obwohl sich alle 20 Feldspieler in Erwartung eines Eckballes im und um den gegnerischen Strafraum bewegten, brüllte Michael Hofmann nicht zu überhörende Kommandos über das ganze Feld. Der ehemalige Bundesliga-Torhüter Hofmann ist mittlerweile 42 Jahre alt, seine leidenschaftliche Herangehensweise an den Fußball hat unter dem etwas fortgeschrittenen Alter aber nicht gelitten. Diese Leidenschaft war es auch, die ihn vergangene Woche dazu gebracht hatte, beim SV Pullach in der Bayernliga als Spieler zu unterschreiben. "Vorerst bis Ende November", betonte Hofmann.

Sein Comeback gelang, der SV Pullach und der Tabellenzweite VfR Garching trennten sich am Samstagnachmittag 0:0, wodurch Hofmann eine positive persönliche Serie fortführte. So wie bei all seinen, teils viele Jahre zurückliegenden Debüts im Seniorenbereich, blieb er auch diesmal ungeschlagen. "Die Mannschaft hat mir mit großer Leidenschaft das zu Null gesichert", erklärte er nach Spielende, als er sich bei der Analyse mehr wie ein Trainer als ein Spieler anhörte. Sein letzter und gleichzeitig erster Trainerjob liegt ja erst ein paar Wochen zurück, im Juli hatte er sein Traineramt beim Landesligisten Kirchheimer SC beendet und daraufhin beim Regionalligisten Bayreuth seine Torwarthandschuhe wieder aus dem Schrank geholt - allerdings ohne ein Pflichtspiel zu bestreiten. Die Lust, zwischen den Pfosten zu stehen, war aber wieder da, und so nahm er das Angebot von Pullachs Trainer Frank Schmöller an. Der ist nun froh, einen Torwart "mit seiner Ausstrahlung und körperlichen Präsenz" zu haben.

Schmöller hatte aus "einer Bauchentscheidung heraus" all seine drei Zugänge in die Startelf befördert. Neben Hofmann begannen auch Ömer Kanca und Menelik Chaka Ngu'Ewodo, sie bildeten das Offensivduo der Pullacher. In der ersten Viertelstunde deutete wenig darauf hin, dass die Partie 0:0 enden würde. In der achten Spielminute setzte Garchings Mike Niebauer nach einer Flanke seines Bruders Dennis einen Kopfball an die Querlatte. Nur fünf Minuten später stand es in Sachen Aluminiumtreffer unentschieden, Andreas Roth hatte ebenfalls per Kopf die Latte getroffen. Pullach spielte mit großem Engagement und erarbeitete sich alleine in den ersten 20 Minuten sechs Eckbälle, die besseren Chancen hatten aber die Gäste: Dennis Niebauer stand nach einem feinen Zuspiel von Mario Staudigl alleine vor Hofmann, setzte den Ball allerdings am linken Pfosten vorbei (26.). Für Schmöller war es kein Zufall, dass der Führende in der Torschützenliste in dieser Szene ohne Treffer blieb. Hofmann bleibe "lange stehen und macht sich breit, da bleibt nicht mehr viel Platz für den Angreifer", erklärte Schmöller. Sieben Minuten später war Hofmann nach einem Schuss von Gerrit Arzberger, der in Minute 80 Gelb-Rot sah, geschlagen, doch Steffen Purschke klärte den Ball auf der Linie (Hofmann: "Das war der Oldiebonus"), was ihm eine herzhafte Umarmung Hofmanns einbrachte.

Die Einschätzung von Garchings Trainer Daniel Weber, die Partie sei "eher ein 3:3-Spiel als ein 0:0" gewesen, fußte nicht auf der zweiten Hälfte und noch weniger auf der Leistung seiner Mannschaft nach der Pause. Hofmann musste kein einziges Mal eingreifen, da der VfR große Probleme im Spielaufbau hatte. "Unsere Spieleröffnung war schlecht", sagte Weber. Die einzige echte Torchance in der zweiten Halbzeit hatte Pullach. Die hatte es allerdings in sich: In Minute 60 flankte Maximilian Schuster von der rechten Seite ideal zum völlig frei stehenden Chaka Ngu'Ewodo, der den Ball allerdings aus sechs Metern über das Tor köpfelte. Mit dem Punkt und der Tatsache, dass sein Team die "Kampfmaschine" aus der Garage geholt habe, konnte VfR-Trainer Weber gut leben.

Auch Hofmann trottete zufrieden vom Platz. Lässt man ein Kreisklasse-Spiel mit der zweiten Mannschaft Kirchheims außen vor, war es sein erster Einsatz seit knapp drei Jahren. Er wisse, dass es einige Leute gebe, die sagen würden: "Hat er nicht Besseres zu tun, als sich noch einmal ins Tor zu stellen?", meinte Hofmann. Wohl auch deshalb betonte er, dass dieser Schritt "nichts mit Sensationsgier" zu tun habe. "Wenn ich noch helfen kann, warum nicht?", sagte er. Die erste Hilfestellung, so viel kann man sagen, ist gelungen.

© SZ vom 07.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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