Pullach:Eine Option, zwei Perspektiven

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Der SV Pullach liebäugelt nach wie vor mit einem Umzug ins Grünwalder Stadion. Davon unabhängig will Trainer Schmöller dem Klub treu bleiben - und fordert den Titelgewinn

Von Stefan Galler, Pullach

Beruflich weilte der gebürtige Hamburger Frank Schmöller zuletzt einige Tage in seiner Heimatstadt. Und bekam dort mit, wie ambivalent die Stimmungen und Meinungen um jenen Verein sind, für den er selbst einst in der Fußball-Bundesliga auf Torejagd gegangen war. "Einige erwarten, dass der HSV nächste Saison als Absteiger im Europacup spielt", berichtet er. Was nur funktionieren würde, wenn man den DFB-Pokal gewinnt, aber dort sind die Hamburger ja neuerdings immerhin in der Runde der letzten Acht.

Die Welt des SV Pullach ist naturgemäß etwas kleiner, doch auch der Klub aus dem Isartal hat ein klar umrissenes Ziel: Diesmal soll es mit der Meisterschaft in der Bayernliga Süd klappen. Und Trainer Schmöller macht kein Hehl daraus, dass er nichts weniger als diesen Titel von seinem Team auch erwartet - angesichts von neun Zählern Vorsprung in der Tabelle bei noch zwölf ausstehenden Partien.

Die Meisterschaft ist das eine, ein möglicher Aufstieg steht jedoch auf einem anderen Blatt: Zumindest ist es nicht gänzlich ausgeschlossen, dass es doch noch etwas wird mit einer geeigneten Spielstätte für den Verein, dessen Gelände an der heimischen Gistlstraße so gar nicht tauglich ist für Viertligafußball. Der Antrag an die Stadt München, im Falle des Aufstiegs ins Grünwalder Stadion umzuziehen, ist dort offenbar immer noch in Bearbeitung. Manager Theo Liedl ist derzeit nicht zu erreichen, er befindet sich im Krankenstand.

Schmöller widerspricht jedenfalls Gerüchten, beim Bemühen um das Sechziger-Stadion handele es sich nur um eine Nebelkerze, insgeheim wisse man, dass eine solche Einmietung viel zu teuer sei: "Das ist logistisch und preislich machbar, sonst hätten wir den Antrag nicht gestellt", versichert er. Diese Meinung vertreten offenbar jedoch nicht alle Vereinsmitglieder. In Pullach gebe es zwei Lager, wie es der Vorsitzende Heinz Metz ausdrückt. "Die einen sind dafür, und die anderen sagen, es ist viel zu teuer." Noch herrscht also Uneinigkeit in Reihen des Bayernligisten.

Sollte es etwas werden mit dem Ausweichstadion, wäre das zwar laut Schmöller "wie Weihnachten und Ostern zusammen", dennoch will er das Thema klein halten. Der Ansporn müsse so oder so sein, am Ende ganz oben zu stehen. Schmöller selbst setzte zuletzt ein Zeichen, er verlängerte seinen Vertrag bis Sommer 2018 - womit er auch raus ist aus den Spekulationen, wer im Sommer die Teams des FC Unterföhring und des FC Ismaning übernehmen könnte. Einige Leistungsträger folgten ihm sogleich, Mittelfeldspieler Michael Hutterer bleibt gar bis 2019. Dennoch betont der Coach: "Die Option Regionalliga gibt es für uns erst einmal nicht. Diese Information haben wir schon vor der Saison klipp und klar an alle rausgegeben. Und jeder, auch unser Neuzugang Lukas Dotzler, hat das absolut akzeptiert."

Wer nicht mitzieht, dem werden auch keine Steine in den Weg gelegt, das konnte in der Winterpause Torjäger Chaka Menelik Ngu'Ewodo erleben, der zum TSV 1860 München II abwanderte. Frank Schmöller wirkt nicht, als würde er dem Mittelstürmer eine Träne nachweinen: "Er hat seine Qualitäten, keine Frage. Aber ich gehe davon aus, dass wir seinen Weggang kompensieren." Und zwar mit jenem Lukas Dotzler, 21, der vom TSV Buchbach gekommen ist. "Wenn er das auf die Straße bringt, was er im Training anbietet, werden wir viel Freude an ihm haben", sagt Schmöller.

In Maximilian Schuster steht ihm künftig eine weitere Option zur Verfügung, der 25 Jahre alte Rechtsaußen hatte im vergangenen Winter seine Karriere wegen seines Studiums unterbrochen und ist mittlerweile an die Gistlstraße zurückgekehrt. "Er macht einen guten Job, ist sichtlich bemüht, seinen Rückstand aufzuholen, aber das geht nicht von heute auf morgen", sagt Schmöller. Schusters Spielweise lebe von seiner Fitness, deshalb müsse man Geduld haben. "Aber er ist zweifellos spielerisch eine Bereicherung für uns", so Schmöller.

Nicht nur Schuster, auch die anderen Pullacher sind in diesen Wochen vor allem damit beschäftigt, sich für den Rest der Saison fit zu machen. "Ich sorge schon dafür, dass die Jungs bei den Minusgraden nicht auskühlen", sagt Schmöller und grinst. Dabei achtet er trotz des strammen Konditionsprogramms darauf, die Spieler nicht zu sehr zu belasten: "Kunstrasen ist für die Gelenke nicht so einfach, wir streuen immer wieder Pausen ein."

Vor allem der Senior im Team, Torwart Michael Hofmann, 44, wird es ihm danken. Was dessen angeblich anvisiertes Karriereende im Sommer angeht, äußert sich Schmöller zurückhaltend: "Das ist womöglich zu früh an die Öffentlichkeit gekommen. Wir sind im ständigen Austausch, würden Michi auf alle Fälle gerne im Verein integrieren." Hofmann weiß jedoch selbst nicht genau, wie es weitergeht, sortiert derzeit seine fußballerische Zukunft, kann sich aber vorstellen, als Stand-by-Keeper weiter Pullachs Kader anzugehören und zugleich seinen potenziellen Nachfolger zu schulen. "Ich fühle mich noch fit, aber wer weiß, wie das in einem halben Jahr ist", sagt Hofmann. Schmöller übt nur sanften Druck aus: "Irgendwann brauche ich eine Entscheidung, sonst stehe ich im Sommer womöglich ohne Torwart da."

Eine andere Personalie, die in den letzten Wochen aufgepoppt ist, nimmt der Pullacher Trainer gelassen zur Kenntnis: Orhan Akkurt, Torjäger von Ligakonkurrent Heimstetten, soll mit einer neuerlichen Rückkehr ins Isartal liebäugeln. Indiz dafür ist seine Teilnahme an der Pullacher Mannschaftsfahrt nach Tirol im Dezember. "Klar ist es ein Statement, wenn ein Spieler mit uns auf Skiausflug geht und dafür die Weihnachtsfeier seines eigenen Teams sausen lässt", sagt Schmöller. "Aber wir werden da in keine aktiven Verhandlungen eintreten. Wenn er das will, muss Orhan aktiv werden."

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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