Pferdesport:Aus dem Sattel in den Rennwagen

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Trotz der Enttäuschung bei den Olympischen Spielen in Rio blickt Marcus Ehning auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Bei den Munich Indoors im November hat er drei Titel im Visier - und einen Maserati sicher

Von Philipp Jakob

München - Marcus Ehning trat relativ gefasst vor die Presse, doch die Enttäuschung in seiner Stimme war an diesem Sonntagmorgen in Rio de Janeiro deutlich zu hören. Es ging um Cornado, den 13-jährigen Hengst aus Ehnings Stall. Dieses hochdekorierte Championatspferd sollte an eben jenem Sonntagmorgen für die deutsche Equipe im olympischen Teamspringen an den Start gehen. Eigentlich. Wäre da nicht dieser Vorfall tags zuvor gewesen. Beim Training hatte sich Cornado vertreten und lief anschließend nicht mehr rund. Die Verletzung machte den Start für Pferd und Reiter unmöglich, das Wohl des Pferdes stehe nun mal an erster Stelle. Ehning war zum Zuschauen verdammt. Eine Medaille gab es für ihn auch nicht.

"Das war schon sehr, sehr bitter", sagt der 42-Jährige im Rückblick auf diesen Sommer. "Da war eine höhere Gewalt im Spiel. Pech, Unglück, wie auch immer man das nennen möchte." Wieder sitzt er einer Gruppe Journalisten gegenüber, etwa ein Dutzend ist gekommen. Es geht um die bevorstehenden Munich Indoors. Ehning ist als eine Art Stargast geladen. Diesmal ist er ganz entspannt und er zieht trotz allem eine sehr positive Bilanz seines Reitjahres 2016. Um das zu verstehen, genügt ein Blick auf die Tabelle der Riders Tour. Dort führt Ehning mit 15 Punkten Vorsprung auf die beiden Zweitplatzierten André Thieme und Philip Rüping. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass sich Ehning bei den Munich Indoors, der letzten von sechs Etappen der Riders Tour 2016, erstmals in seiner langen und erfolgreichen Karriere den Titel als Rider of the Year sichern kann.

Schon fünf Mal landete Ehning bei einem der bedeutendsten Spring-Wettbewerbe der deutschen Reiterszene auf dem zweiten Rang. Nun soll endlich der erste Sieg her. "Wäre ich 20 Jahre jünger, wäre das ein wahnsinnig großes Ziel", erklärt Ehning mit einer Gelassenheit, die ihm auch über die Enttäuschung bei den Olympischen Spielen schnell hinweggeholfen hat. "Aber auch heute bin ich noch Sportler genug, um unbedingt gewinnen zu wollen."

Druck baut sich Ehning keinen auf. "Ich weiß ja eh schon, dass ich einen Maserati bekommen werde", sagt er lachend. Die drei Bestplatzierten der Riders Tour bekommen nämlich kein Preisgeld, sondern ein Auto der Luxusklasse. Und Ehning ist vom dritten Rang nicht mehr zu verdrängen. Insgesamt schütten die Veranstalter bei den Munich Indoors in den über vier Tage verteilten Wettbewerben 530 000 Euro aus - in Form von Preisgeld oder eben Autos. "Das sind knapp 200 000 Euro mehr als noch im Vorjahr", freut sich Geschäftsführer Volker Wulff über die positive Entwicklung des zum 19. Mal ausgetragenen Reitturniers in der Olympiahalle.

Wulffs Rechnung klingt relativ simpel. "Wir müssen die Preisgelder zwar auch bezahlen", aber dadurch locke man hochklassige Reiter nach München, die wiederum mehr Zuschauer und mehr Sponsoren in die Halle ziehen. Als Beispiel nennt Wulff unter anderem Ludger Beerbaum. Der viermalige Olympiasieger gibt sich bei den Munich Indoors 2016 die Ehre, genau wie Dorothee Schneider, eine Dressurreiterin von Weltformat. Das scheint gut anzukommen. "Der Vorverkauf läuft besser als im Vorjahr", berichtet Wulff, der auch mit der Resonanz der Reiter zufrieden ist.

Etwa 200 Starter aus der Weltspitze, aber auch aus der Jugend und dem Amateurbereich erwartet Wulff zwischen dem 10. und 13. November in München. Gut 500 Pferde bringen sie mit. Ehning plant, mit vier Pferden aus dem eigenen Stall anzureisen. Immerhin kämpft er nicht nur um den Titel in der Riders Tour, sondern sieht auch in der Baker Tilly Roelfs Trophy und dem Animo Youngster Cup, einer Serie für sieben- und achtjährige Pferde, gute Siegchancen. Auf wessen Rücken er im November durch die Olympiahalle reiten wird, weiß er allerdings noch nicht. "Ich bin in der glücklichen Lage, eine gute Auswahl an Toppferden zu haben", sagt Ehning. Auch Cornado ist nach seiner Verletzung in Rio mittlerweile wieder fit.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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