Pferdesport:Aufgalopp mit Erinnerungswert

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Sea of Sands gilt als Favorit beim Bavarian Classic. (Foto: Marc Rühl/Münchener Rennverein)

Sieben Derby-Kandidaten starten beim Bavarian Classic in Riem. Der erste Renntag ist dem verstorbenen Generalsekretär Horst Lappe gewidmet. Finanziell dürfte er ein Verlustgeschäft werden.

Von Alina Götz, München

Am Wochenende beginnt die Saison auf der Galopprennbahn in München-Riem. Für den Sport selbst ist das eine gute Nachricht, für die Kassen des Münchener Rennvereins (MRV) weniger. Renntage ohne Einnahmen durch Ticketverkäufe seien ein Verlustgeschäft, sagt MRV-Geschäftsführer Sascha Multerer. "Diesen Ausfall kann man nicht kompensieren." Im Gegenteil: Unter diesen Bedingungen die Sponsoren zu halten, sei schwer genug. In Riem habe man mit "treuen Partnern" Glück.

Wie schon im vergangenen Jahr sind Zuschauer am Samstag nicht erlaubt. Es gebe zwar ein Hygienekonzept, sagt Multerer, und auch die Hoffnung, dass dieses irgendwann zum Tragen kommt. Vor allem, "wenn München tatsächlich Austragungsort der EM ist und da Zuschauer willkommen sind". Der Dallmayr-Renntag im Juni, an dem das erste der zwei Gruppe-I-Rennen der Saison ausgetragen wird, "wäre auch mit nur 1000 Zuschauern schön", sagt Multerer. Realistischerweise rechnet er aber erst Richtung Herbst mit der Möglichkeit, wieder Menschen auf die Rennbahn zu lassen. Wer am Samstag trotzdem live dabei sein möchte, kann die Rennen über die Facebook-Seite oder den Youtube-Kanal von "Deutscher Galopp" verfolgen.

Favorit im Bavarian Classic ist der von Jean-Pierre Carvalho trainierte Hengst Sea of Sands.

Insgesamt zwölf Prüfungen werden am 1. Mai ausgetragen. Der Höhepunkt des ersten von acht Renntagen in Riem ist das Bavarian Classic, eine Vorprüfung für das Deutsche Derby. Das im vergangenen Jahr nach Köln gewechselte und als Cologne Classic ausgetragene Rennen kehrt zum Saisonauftakt an seinen angestammten Ort zurück. Favorit der Prüfung über 2000 Meter ist der von Jean-Pierre Carvalho trainierte und von Lukas Delozier gerittene Hengst Sea of Sands. Auch Virginia Storm und Wiesentau werden gute Chancen prognostiziert. Das Gruppe-III-Rennen ist mit insgesamt 33 000 Euro dotiert; 19 000 davon gehen an den Erstplatzierten.

Im Gedenken an Riems im vergangenen Jahr verstorbenen Generalsekretär wird das Bavarian Classic als Horst-Lappe-Erinnerungsrennen veranstaltet. Alle sieben Dreijähringen, die an den Start gehen, sind neben 66 anderen Pferden aktuell für das Deutsche Derby genannt. Welche 20 Pferde am 4. Juli in Hamburg antreten, entscheidet kurz vorher ein Ranking anhand des sogenannten Generalausgleichsgewichts. Dieser Wert beschreibt die Leistung eines Pferdes im Verhältnis zu den Leistungen seiner Konkurrenz. Wer also kurz vor dem Derby den Saisonbesten in einem Rennen direkt schlägt, überholt diesen in der Tabelle, erklärt Multerer.

Auch beim Rennen für sieglose Dreijährige über 2000 Meter laufen am Samstag noch einige Derby-Kandidaten mit, darunter Mendocino aus dem Stall Salzburg. Beim Ausgleichsrennen unmittelbar vor dem Bavarian Classic geht es mit 9000 Euro um die zweithöchste Gesamtdotierung des Tages. Insgesamt seien die Preisgelder durch die Pandemie gesunken, sagt Multerer. Deswegen sei es nicht nur für die Rennbahnen finanziell eng geworden, sondern auch für Besitzer, Trainer und Jockeys.

Das Land verweist auf die gängigen Corona-Hilfen. Ob das reicht, ist unklar.

Anfang März hatten sich die Verantwortlichen der letzten drei bayrischen Rennbahnen in Riem, Daglfing und Straubing an bayerische Staatsministerien gewandt. Ihre Forderungen: Soforthilfen in einer Höhe von je 300 000 Euro, um die Folgen durch die Pandemie abzufedern; und ein Förderprogramm. Denn die Vereine stehen vor einem grundlegenden Problem: Seit Jahren sinken Wetteinnahmen, auch aufgrund der Konkurrenz auf dem Glücksspielmarkt, mit der man nicht mithalten kann. Das gefährdet nicht nur den Rennalltag, sondern auch die Zucht, also die Grundlage des gesamten Sports. "Bleibt die Zucht aus, ist der Pferderennsport tot", sagte Multerer dazu Anfang April der SZ.

Inzwischen habe man eine Rückmeldung aus dem Wirtschaftsministerium erhalten mit der Empfehlung, sich um Corona-Hilfen zu bemühen. Ob die Töpfe für die Rennvereine in Frage kommen, prüfe man zurzeit, sagt Multerer. Da die Bilanz des vergangenen Jahres inzwischen stehe und ein Vergleich mit dem Jahr 2019 dadurch möglich sei, werde man den Versuch wohl unternehmen, diese Hilfen zu beantragen. Doch man werde darüber hinaus erneut mit den Ministerien Kontakt aufnehmen.

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