3. Liga:In der Hitze des Gefechts

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Cool down, Junge: Schiedsrichter Thorben Siewer versucht Sascha Bigalke zu mäßigen – mit mäßigem Erfolg. (Foto: Claus Schunk)

Die SpVgg Unterhaching muss gegen Aalen mit einem 0:0 zufrieden sein. Ärgerlicher sind die Ausfälle von Sascha Bigalke und Jim-Patrick Müller.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Der Ordner an der Südwestecke des Stadions hatte seine liebe Mühe mit den beiden Zuschauern, die in der Nachspielzeit an der Bande standen und auf den Schiedsrichter-Assistenten einschimpften. "Schieber, Schieber", riefen sie, der Mann mit der Fahne an der Seitenlinie schien abgelenkt. Sein Kollege auf dem Feld hatte es da wenige Minuten zuvor leichter gehabt, er hatte einem Meckerer zunächst die gelbe Karte gezeigt und ihn dann mit einer Gelb-Rot-Kombination vom Platz geschickt. Der Meckerer selbst sagte später, er habe in jener 88. Minute gar nichts Schlimmes gesagt, womöglich habe ihn der Unparteiische einfach nur falsch verstanden. Die Konsequenz: Sascha Bigalke, der quasi unersetzliche Spielmacher der SpVgg Unterhaching, wird beim nächsten Punktspiel des Fußball-Drittligisten am Mittwochabend in Cottbus ebenfalls unter den Zuschauern sein.

Als die Sonne ein paar Winkelminuten tiefer stand und das 0:0 gegen den VfR Aalen Fakt war, meinte SpVgg-Trainer Claus Schromm, dass die Hitze womöglich schon ein wenig zur Hitzköpfigkeit auf und neben dem Platz beigetragen habe. Dem 49-Jährigen selbst scheinen hohe Temperaturen nichts auszumachen, als befinde sich sein gewohnter Arbeitsplatz direkt neben einem Hochofen und nicht neben einer Kalklinie. Er trug während der Partie keine Schirmmütze, sondern ein schwarzes T-Shirt, seine Analyse wirkte kühl und durchdacht. Sie lautete: Aufgrund der zweiten Halbzeit und der Spielanlage des Gegners, der "eine klare Idee" gehabt habe, sowie der Unterzahl "müssen wir dann auch mit dem Punkt zufrieden sein".

Schromm kritisierte zwar auch den Schiedsrichter, vor allem wegen einer Szene aus der 64. Minute, als ein Bigalke-Torschuss knapp abgefälscht wurde - Haching reklamierte Handspiel. "Die Aussage gegenüber den Spielern: ,Ja, es war Hand, aber zu wenig' - das ist für die Spieler schwierig zu verstehen. Da wäre es besser, er sagt: ,Nee, war kein Hand', und weiter geht's", meinte Schromm. Doch seine Hauptkritik galt Bigalke, der wegen dieser Szene schon geladen gewesen sei. Bigalkes Wut entlud sich, als Finn Porath geschubst wurde und keinen Freistoß erhielt.

Bigalke sagte einmal, er sei stolz darauf, noch nie vom Platz geflogen zu sein. Nun wurde er innerhalb von zehn Monaten zwei Mal des Feldes verwiesen. Schromms Kommentar: "Das ist natürlich auch eine Möglichkeit, den Lernprozess voran zu treiben. Wir wünschen dem Sascha da alles Gute." Es tue freilich weh, dass Bigalke in Cottbus gesperrt sein wird. Auch Jim-Patrick Müller wird der SpVgg fehlen. Der Doppeltorschütze beim 3:1-Auftaktsieg in in Uerdingen verlebte gegen Aalen einen traurigen 29. Geburtstag: Er musste nach nur acht Minuten verletzt vom Platz. Erste Diagnose: Muskelverletzung nach einem Foulspiel eines Aaleners. Schromm geht davon aus, dass der Flügelspieler eine Weile fehlen wird.

Dem 0:0 konnten die Gäste mehr abgewinnen. Ihre beste Chance zur Führung hatten die Schwaben zu Beginn der zweiten Hälfte, in der schwächsten Phase der Hachinger. Marcel Bär verzog nach einem sehenswerten Konter knapp (51.). Schon in der 23. Minute hatte Lukas Königshofer, Hachings neue Nummer eins im Tor, mit einer sehenswerten Fußabwehr einen Nachschuss über das Tor gelenkt. Die Hachinger, die mit einem Sieg zwischenzeitlich Tabellenführer gewesen wären, vergaben aber gleich mehrere hochkarätige Möglichkeiten: Porath traf freistehend den Ball nicht richtig (25.), der für Müller eingewechselte Luca Marseiler verzog nach einem Fehler in der Aalener Abwehr (27.), Stephan Hain traf nur den Pfosten (45.).

Für die kommende Partie müssen zwei Spieler ersetzt werden. Da trifft es sich gut, dass Schromm mit der Rotation schon begonnen hat. Orestis Kiomourtzoglou etwa saß gegen Aalen nicht einmal auf der Bank. "Wir wissen alle um die Breite des Kaders, das hat unglaubliche Vorteile", sagt Schromm. Im Fall des jungen Mittelfeldspielers merkte er aber an: "Wir wollten ein seriöses Spiel gegen Uerdingen von ihm sehen bei einem 3:1-Vorsprung, das hat er in unseren Augen nicht optimal umgesetzt. Manchmal muss es dann wehtun, und das tut ihm weh." Der Verzicht auf Kiomourtzoglou sei aber keine Entscheidung "für die Ewigkeit".

Schromm sagt, er trainiere nun den besten Kader, den er je in Unterhaching gehabt habe. Die Mienen einiger Spieler, die auf der Bank oder Tribüne Platz nehmen mussten, ließen aber darauf schließen, dass sie sich dafür trotz der Hitze wenig erwärmen können. Vielleicht kommt die englische Woche gerade recht zur Abkühlung.

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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