Interview:"Mit  sechsstelligen Beträgen kommt man nicht  weit"

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Andreas Kögl, Anteilseigner und Geldgeber von Drittligist Unterhaching, über seine Motivation, Millionen in einen Fußballklub zu investieren.

Von Stefan Galler

SZ: Herr Kögl, aus dem Umfeld des Vereins ist durchgesickert, dass Sie, neben Präsident Manfred Schwabl der Hauptanteilseigner der SpVgg Unterhaching, aus dem Aufsichtsrat ausscheiden. Was steckt dahinter?

Andreas Kögl: Also zunächst ist mal wichtig, dass ich mich eben nur aus dem Aufsichtsrat zurückziehe, nicht als Aktionär und Sponsor. Dieser Schritt hat ausschließlich gesundheitliche Gründe und liegt nicht etwa daran, dass ich nicht mehr an das Projekt glauben würde. Ganz im Gegenteil: Haching hat meine Leidenschaft entfacht. Ich habe nur wenige Träume, aber das ist einer: Diesen Verein in den nächsten Jahren in der zweiten Liga zu sehen.

Wie hat diese Leidenschaft denn eigentlich angefangen?

Ich war das erste Mal im Stadion, als die Spielvereinigung noch in der Regionalliga gespielt hat. Damals stellte mir eine gemeinsame Bekannte Manfred Schwabl vor. Es war gleich eine Sympathie da, mir gefallen seine offene und ehrliche Art und sein Wille, etwas erreichen zu wollen. Das war dann auch nach mehreren Treffen mit ihm der Grund, dass ich angefangen habe, den Verein ein bisschen zu unterstützen.

Mittlerweile sind Sie derjenige, der die meisten Anteile hält, also der "Ankerinvestor", von dem Schwabl immer spricht.

Das hat sich entwickelt. Zunächst habe ich Geld gegeben, damit wir die Jungs in ein Trainingslager schicken konnten. Danach hat sich Manni Schwabl bedankt und wir vereinbarten weitere Gespräche. Ich bin Schritt für Schritt eingestiegen, was ich übrigens nicht bereue. Man muss einfach an seinen Traum glauben. Und Manni ist der Kopf des Ganzen, der macht das schon. Mittlerweile hat sich zwischen uns eine Freundschaft entwickelt. Manchmal gibt es auch einen Disput, aber tags darauf können wir uns immer in die Augen schauen.

Inwieweit waren Sie in den Börsengang eingebunden?

Ehrlich gesagt überhaupt nicht. Den hat unser leider vor kurzem verstorbener Aufsichtsratsvorsitzender Robert Perchtold mit dem Präsidenten vorbereitet. Ich habe anfangs sogar darüber gelächelt. Haching will an die Börse? Ich wusste das von Borussia Dortmund, aber Haching? Schwabl hat mir dann die ganze Struktur erklärt, danach habe ich gesagt: 'Okay, dann ziehen wir das gemeinsam durch.'

Verraten Sie uns, wie viel Sie mittlerweile in Haching investiert haben?

Ich möchte keine konkrete Summe nennen. Nur so viel: Mit einem sechsstelligen Betrag kommt man im modernen Profifußball nicht sehr weit.

Wer so viel investiert, erwartet in der Regel einen Gegenwert. Den gäbe es bei einem Aufstieg durch die deutlich höheren Fernsehgelder.

Klar will jeder Geld verdienen, auch ich. Und das ist mit Sicherheit kein Spielgeld, dafür ist es ein zu hoher Betrag. Meine Kinder sind abgesichert, das ist das Wichtigste, es ist noch genügend da, um ihnen ein schönes Leben zu bieten. Aber natürlich hoffe ich darauf, dass sich das Investment bei Unterhaching irgendwann auszahlt.

Etwa auch durch Verkäufe von Eigengewächsen? Karim Adeyemis Wechsel zu Red Bull Salzburg soll mehr als drei Millionen Euro eingebracht haben. Profitieren Sie von solchen Transfers?

Das würde aus meiner Sicht keinen Sinn machen. Mein Engagement ist langfristig angelegt, da bringt es mir nichts, wenn Beträge wie solche Transfereinnahmen vorübergehend auf meinem Konto landen.

Das heißt, Sie stecken auch jetzt noch Geld in den Verein?

Kann schon sein, dass ich beim Lizenzierungsverfahren das ein oder andere Mal helfe. Wir werden auch diese Saison wieder zweigleisig planen, also die Lizenz für die zweite und für die dritte Liga beantragen. Und ich werde mitkämpfen, dass wir diese auch immer sicher bekommen.

Wie ging es Ihnen eigentlich, als der Verein vor einem Jahr in diese tiefe sportliche Krise schlitterte und beinahe noch abgestiegen wäre?

Cool bist du da nicht mehr immer (lacht). Aber im Nachhinein war es absolut richtig, an Trainer Claus Schromm festzuhalten. Manni und ich sind damals oft zusammengesessen, am Coach gezweifelt haben wir definitiv nie. Aber ich fand die Ergebnisse in der Rückrunde und die Leistungen manchmal etwas enttäuschend.

Da sind wir schon mitten im sportlichen Bereich: Haben Sie dort Mitspracherecht?

Es ist nicht meine Aufgabe, mich in den sportlichen Bereich einzumischen. Da gibt es mit Herrn Schromm, Herrn Galm (Leiter Entwicklung und Kaderplanung, d. Red.) und Manni Schwabl selbst genügend fachkundige Leute. Aber klar ist auch, dass wir uns ständig austauschen, mir wird auch berichtet, für welche Spieler sich der Verein interessiert und dann auch entscheidet.

Und doch will dieser bodenständig und bayerisch sein, man setzt auch weiterhin auf Talente aus dem Großraum München.

Natürlich tun wir das, aber die Ausbildung dieser jungen Leute kostet viel Geld. Und auch Geduld. Nehmen wir unseren Torwart Nico Mantl. Der hat bei unserem ersten Heimspiel (5:4 gegen Würzburg, d. Red.) keine glückliche Figur gemacht. Und trotzdem hat er seinen Platz im Tor behalten, sonst hätte man ihn kaputt gemacht. Das Vertrauen hat sich voll ausgezahlt.

Sprechen wir über den überraschenden Tod von Aufsichtsratschef Perchtold.

Das war ein brutaler Schlag für den Verein, aber auch für mich persönlich. Er hat den Börsengang bis zum Glockenläuten entscheidend mit vorbereitet. Als ich es hörte, musste ich mich setzen, er war doch noch so jung (57, d. Red.). Jetzt heißt es nach dem ersten Schock und trotz aller Trauer: Kräfte bündeln und wieder an den Verein denken.

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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