Interview:"Das war Weltklasse"

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"Es sind für dieses Turnier alle noch mal extrem zusammengerückt": MSC-Trainer André Schriever, Mädchen für alles im Klub, ist stolz auf seine Mannschaft - und die vielen Helfer. (Foto: imago/Lackovic)

André Schriever, Trainer der Hockey-Frauen des Münchner SC, im SZ-Gespräch über den Triumph bei der Eurohockey Club Trophy, Abschiedsfeiern und einen Pokal im Bett.

Interview von Katrin Freiburghaus, München

André Schriever, 35, war vier Jahr alt, als er Mitglied des Münchner Sportclubs (MSC) wurde. Als er ein paar Jahre älter war, spielte Schriever jahrelang für die Hockey-Männer und bekleidete während und nach seiner aktiven Karriere vom Präsidentenamt abgesehen schon so ziemlich jeden Posten im Klub. In der abgelaufenen Saison war er zunächst Co-, ab Herbst dann interimsmäßig Cheftrainer der Bundesliga-Frauen. Mit ihnen gewann er am Pfingstmontag auf eigenem Platz mit einem 1:0-Erfolg im Finale gegen Club Campo de Madrid die Eurohockey Club Trophy. Er kennt sich mit Feiern innerhalb der Abteilung eigentlich bestens aus - die Party auf Dienstag endete jedoch selbst für ihn mit einer Beule.

SZ: Herr Schriever, hat Sie Ihre Tochter nach der Partynacht ausschlafen lassen?

André Schriever: Hat sie. Ich bin geweckt worden, weil ich mich nach links umgedreht und mir dabei den Kopf am Pokal angehauen habe. Ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, dass ich den mitgenommen hatte.

Sie haben den Pokal mit ins Bett genommen?

Na klar. Der Pokal wird in den kommenden Tagen auch bei allen mal übernachten dürfen.

Wie war die Feier?

Gut, lang, anstrengend. Jetzt sind die ersten Emotionen raus, aber es wird sicher noch ein paar Tage dauern, bis wir so richtig kapiert haben, was uns da eigentlich passiert ist.

Für ein paar Spielerinnen war es gleichzeitig eine Abschiedsfeier.

Es wurde entsprechend emotional. Da sind einige Tränen geflossen, weil bei einigen klar war, dass es ihr letztes Spiel gewesen ist. Andererseits ist ein Europapokalsieg natürlich ein schöner Abschluss für eine Karriere.

Und speziell Torhüterin Kim Platten und Abwehrchefin Nina Hasselmann hatten in ihrem vorerst letzten Spiel viel zu tun.

Die Spanierinnen waren wirklich richtig stark. Kim hat überragend gehalten. Bei den elf Ecken gegen uns waren einige dabei, die nur sehr wenige andere entschärft hätten. Auch der Trainer der Spanierinnen, die noch lange mit uns gefeiert haben, hat gesagt, dass das absolute Weltklasse war.

Diese Weltklasse wird der Mannschaft in der kommenden Saison aber nun fehlen. Wie viele Spielerinnen hören denn insgesamt auf?

Es werden uns mindestens vier, fünf von den erfahrenen Spielerinnen fehlen. Einige hören ganz auf, andere spielen zumindest die Hinrunde nicht mit, weil sie dann im Ausland sind. Wir haben aber sehr gute junge Spielerinnen und müssen sehen, dass wir den Umbruch so sanft wie möglich hinbekommen. Aber wir werden in der kommenden Saison sicher nicht gleich wieder um die Plätze eins bis vier mitspielen, sondern uns als Team erst einmal sammeln müssen.

Anderes Thema: Wie groß ist die logistische Herausforderung, ein international besetztes Turnier mit acht Teilnehmern zu organisieren?

Das war immens. Wir hatten unfassbar viele ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Darunter gab es Leute, die sich extra zwei Wochen Urlaub genommen haben, weil sie jeden Tag zwölf Stunden im Klub waren, um bei der Organisation zu helfen. Die Mannschaft hatte zwischenzeitlich ein richtig schlechtes Gewissen, weil wir gar nicht wussten, wie wir das jemals zurückzahlen sollen. Dieser Pokal gehört nicht nur der Mannschaft.

Was bleibt neben dem sportlichen Erfolg?

Finanziell ist es dank der Gastro- und Ticketeinnahmen ein Nullgeschäft geworden. Nüchtern betrachtet bleiben die infrastrukturellen Verbesserungen: neue Sanitäranlagen, die Verschönerung der Anlage und eine Anzeigetafel. Was man nicht sieht, ist aber fast noch wichtiger: Es sind für dieses Turnier alle noch mal extrem zusammengerückt. Und genau davon lebt ein Klub wie der MSC, der im Gegensatz zu Konkurrenten aus Mannheim oder Hamburg die meisten Dinge nicht auf finanziellem Weg lösen kann.

© SZ vom 07.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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