Handball:Ohne Kopf am Jadebusen

Lesezeit: 2 min

Prost: Torhüter Stefan Hanemann zeigte erneut eine gute Leistung, unter dem Strich blieb aber einmal mehr eine Niederlage. (Foto: Günther Reger)

Der stark ersatzgeschwächte Zweitligist Fürstenfeldbruck hält in Wilhelmshaven wieder gut mit, verliert dennoch knapp und bleibt Schlusslicht.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Es ist wieder trister Alltag eingekehrt bei den Handballern des TuS Fürstenfeldbruck. Nach der famosen Leistung samt 32:25-Überraschungssieg gegen den Aufstiegsfavoriten VfL Gummersbach aus der Vorwoche unterlag der Tabellenletzte beim Wilhelmshavener HV in der zweiten Handball-Bundesliga mit 32:35 Toren und klebt weiter am Tabellenende fest. Wieder einmal hätte es zu einem besseren Ergebnis reichen können, wieder einmal führten in Summe zu viele kleine Nachlässigkeiten zur 16. Niederlage am 21. Spieltag.

Trotz des Fehlens von Regisseur Falk Kolodziej und Abwehrchef Tobias Prestele ist der TuS lange gleichwertig

Den Triumph gegen Gummersbach haben die Panther teuer bezahlt, der Schlag auf die Hüfte von Spielmacher Falk Kolodziej erwies sich als Muskelfaserriss, der überragende Spieler der vergangenen Wochen fehlte beim Gastspiel an der Nordsee. Zu allem Überfluss war Tobias Prestele im Training umgeknickt und musste mit einem Bänderriss passen. Somit fehlten der kreative Kopf und der Vorzeige-Kämpfer, keiner wirft sich so kompromisslos ins Getümmel wie Prestele. Zudem gibt Kolodziej den vorgezogenen Abwehrspieler sehr effektiv, Prestele überzeugte zuletzt auch im Angriff: Der Kreisläufer ist mit einem Rückhandtor sogar in der Auswahl zum Tor des Monats vertreten und konkurriert mit den Nationalspielern Hendrik Pekeler und Timo Kastening.

Ihre Absenz war der Partie zunächst nicht anzumerken, die Gäste hielten munter mit und gestalteten das Spiel absolut ausgeglichen. Sogar mehr als das, Tim Kaulitz, der nach langer Verletzung auf das Parkett zurückgekehrt und mit sieben Treffern bester Brucker Schütze war, traf zur zwischenzeitlichen 9:8-Führung. Es sollte indes die letzte bleiben, zwar hielten die Gäste beim 15:17 zur Halbzeit den Anschluss, aber eine schwache Phase nach der Pause brachte den letztlich entscheidenden Rückstand.

Wilhelmshaven enteilte auf 23:16, fortan verwalteten die Nordlichter den Vorsprung souverän. Der WHV hat ja trotz des Insolvenzantrags aus dem vergangenen Oktober nach wie vor eine gut bestückte Auswahl an Profis, in der sich einige kroatische Legionäre tummeln oder der ehemalige polnische Nationalspieler Bartosz Konitz. Möglich machte dies eine Corona-Klausel, die dem Klub ermöglichte, eine neue Trägergesellschaft zu installieren. So konnte Wilhelmshaven sogar kürzlich auf die Langzeitverletzung des etatmäßigen Linksaußen mit der Verpflichtung des Kroaten Vedran Delic reagieren, der vom bosnischen Erstligisten Ljubuski kam und gegen Bruck mit neun Toren bester Werfer des Abends war.

Dem TuS bleiben wegen der Olympia-Qualifikationspause zwei Wochen, um seine Wunden zu lecken

Das sind Möglichkeiten, von denen der TuS nur träumen kann. Immerhin finden Johannes Stumpf (6 Tore), trotz seines entzündeten Knies, und Max Horner (3), der sich immer noch mit Rückenschmerzen quält, nach längerer Verletzungspause immer besser in Form. Die kämpferischen Fähigkeiten der Panther sind ohnehin tadellos, auch in Wilhelmshaven war das so. Korbinian Lex (6) und Yannick Engelmann (4) überzeugten mit wuchtigen Rückraumwürfen, Johannes Borschel (2) fand Lücken am Kreis. Weil auch Torhüter Stefan Hanemann eine starke Leistung bot, kamen die Gäste dem WHV beim 31:33 zwei Minuten vor dem Ende nochmals gefährlich nahe, mehr aber war nicht mehr möglich.

Entsprechend enttäuscht war Trainer Martin Wild, der einmal mehr Anerkennung vom Kollegen bekam und sein Team "nicht weit weg" wusste. Er wollte die neuerliche Niederlage nicht an den Ausfällen festmachen, sondern an "fehlender Stabilität und Konstanz in der Abwehr". Nun hat der TuS wegen der Olympia-Qualifikation zwei Wochen Zeit, um seine Wunden zu lecken. Vielleicht, so Wild, reicht die Zeit für die Rückkehr des ein oder anderen Akteurs.

Die Hoffnung bleibt: Auf den ersten Nichtabstiegsplatz fehlen dem TuS nur zwei Pluspunkte

Hoffnung macht dem Trainer auch die Tabellenkonstellation: Der TuS rangiert nur zwei Pluspunkte hinter dem ersten Nichtabstiegsplatz, den Ferndorf innehat. Wilhelmshaven ist mit 16 Punkten einen Rang besser platziert, wegen des Insolvenzverfahrens werden ihm aber noch vier Zähler abgezogen. Es bleibt also eng, erinnert Wild, "wir kämpfen weiter, unsere Moral ist intakt und Aufgeben ist sowieso keine Option".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: