Grafing:Mit künstlicher Intelligenz

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Die Zweitliga-Volleyballer lehnen die Rolle als Titelfavorit ab. In Mittelblocker Christian Seitz und Diagonalmann Marco Vogel kehren indes erfahrene Akteure zurück zum TSV.

Von Sebastian Winter, Grafing

Den TSV Grafing kann man künftig bei Heimspielen (und auswärts gegen Freiburg) live im Internet anschauen. Sofern die Kamera rechtzeitig steht, die auch den Saisonauftakt Grafings gegen den Vorjahresdritten Mainz am Samstag (19 Uhr, Jahnsporthalle) an die Plattform sporttotal.tv übermitteln soll. Das Streamingportal hat Freiburg und Grafing - letzteres wird von den meisten Trainern als Topfavorit auf den Zweitligatitel gehandelt - auserkoren für seinen Ausflug ins semiprofessionelle Volleyballgeschäft. Die Klubs müssen nichts zahlen, für den TSV hat die Stadt die Leitungen verlegt, die Kamera wird vom Streaminganbieter gestellt. Und, jetzt wird es ein wenig unheimlich: Sie folgt dem Ball vollautomatisch mittels künstlicher Intelligenz. Die Grafinger überlegen zugleich, vom zweiten Heimspiel an zusätzlich in einen Moderator - aus Fleisch und Blut - zu investieren.

Apropos investieren: Das Budget für Grafings Zweitligavolleyballer liegt bei 80 000 Euro, sie wurden 2018 ja extra in eine GmbH ausgelagert, auch um den Gesamtetat nicht weiter zu belasten. Klingt alles vielversprechend, die Volleyball-Bundesliga (VBL) hat auch schon angefragt, ob Grafing nicht vorlizenzieren möchte in Richtung erste Liga. Möchte der Klub laut Manager Johannes Oswald aber nicht, er hat der VBL abgesagt. "Davon sind wir noch unfassbar weit entfernt", sagt Oswald, auch weil der mögliche Bau einer erstligatauglichen Halle ebenso weit in der Zukunft liegt. "Die neue Berufsschule braucht eine Halle, das wäre eine einmalige Chance für den Sportstandort Ebersberg", sagt Oswald: "Mal schauen, im März sind Kommunalwahlen, dann sehen wir weiter." Die Favoritenrolle weist Oswald übrigens vehement zurück, er wähnt andere Klubs im Vorteil, wie Schwaig ("Die sind extrem stark") oder Gotha ("Die sind bockstark. Dass sie davon sprechen, die Liga halten zu wollen, ist eine Farce"). Grafings Manager sagt aber auch: "Absteigen dürfen wir mit diesem Kader nicht."

Ach ja, der Kader: In Mittelblocker Christian Seitz und Diagonalmann Marco Vogel, beide zuletzt beim Landesligisten TSV Vaterstetten, kehren zwei erfahrene Akteure zurück zum TSV, Universalmann Henning Schulte vom Ligakonkurrenten Hammelburg ist der einzige "echte" Zugang. Dafür baut Grafing mehr denn je auf seinen Nachwuchs: Zuspieler Felix Broghammer, Libero Korbinian Hess, Diagonalspieler Moritz Schnödt sowie die Außenangreifer Adrian Gegenfurtner und Florian Krenkel können per Doppelspielrecht künftig sowohl im Bundesligateam als auch in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga eingesetzt werden. In letzterer allerdings ganz ohne Kamera-Livebilder per KI.

© SZ vom 13.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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