Grafing:Kollektiver Streik beim TSV De Prato

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Landesligist Moosach steht ohne Mannschaft da und muss absagen.

Von Fabian Swidrak, Grafing

Am vergangenen Montag erhielten er und sein Bruder Markus einen Anruf, so erzählt es Florian De Prato. Am Telefon war der Trainer eines anderen Vereins. Dass er einen Spieler hatte verpflichten wollen, sagte der Trainer, dass dieser sich aber bereits mit dem TSV Moosach über einen Wechsel einig sei. Und dass der Spieler mit Moosachs Trainer gesprochen habe. Die De Pratos wunderten sich, schließlich waren sie doch die Spielertrainer des TSV Moosach und würden das auch bleiben. Von einem Wechsel wussten sie nichts.

Eine Woche nach diesem Anruf sind Florian und Markus De Prato nicht mehr Spielertrainer des TSV Moosach. Der Verein hat gar keine Trainer mehr. Er hat nicht mal mehr eine Mannschaft. Die Partie in der Landesliga Südost bei der SpVgg Landshut am Samstag wurde abgesagt. Die Spieler hatten sich geweigert zu spielen. Alle.

Noch am Abend des Anrufs trafen sich die De Pratos mit den Vereinsvorständen Josef Stimpfle und Alois Kindseder, um das Missverständnis zu klären, das keines war. Stimpfle und Kindseder hätten lose Gespräche mit anderen Trainern bestätigt, sagt Florian De Prato. Erst auf Nachfrage hätten sie eingeräumt, zu einem Trainerwechsel zu tendieren. Die vier vereinbarten, dass der Vorstand die Spieler über die Trennung am Saisonende informiert.

Einen Tag später, so erzählt Florian De Prato, erhielten er und sein Bruder mehrere Anrufe. Spieler anderer Vereine berichteten von Verhandlungen mit Moosachs Vorstand. Spieler der eigenen Mannschaft erzählten, sie seien beim Bäcker auf den Trainerwechsel angesprochen worden. Trainer anderer Vereine sagten, ein neues Moosacher Trainerteam verhandle mit Spielern. Die De Pratos wussten von alldem nichts. Am Mittwoch erklärten sie ihren Rücktritt.

Noch vor drei Wochen, sagt De Prato, habe der Vorstand seinen Bruder und ihn gebeten, den Kader für die nächste Saison zu planen. Sie selbst hätten dafür schon zugesagt, ligaunabhängig. Der Vorstand habe gescherzt, ihr Vertrag gelte ohnehin bis zur Rente. Markus De Prato führte den Verein als Spielertrainer binnen sechs Jahren von der Kreisklasse in die Landesliga. Bruder Florian kam vor der Saison vom Regionalligisten VfR Garching, ebenso wie Stefan De Prato, der im Winter folgte. Auch Christian und Thomas spielten für Moosach. Manchmal standen vier der fünf De Pratos in der Startelf. Florian sagt: "Der Rücktritt war ein schwerer Schritt für mich und meinen Bruder. Wir sind sehr traurig. Aber so können wir uns nicht verarschen lassen."

Alois Kindseder dementiert, dass ein neuer Trainer feststeht. Es habe nur lose Gespräche gegeben. Er sagt: "Es ist nicht verboten, sich mit anderen Trainern zu treffen." Die De Pratos hätten sich ebenfalls Angebote anderer Klubs angehört. Der Verein habe die beiden bei dem Treffen am Montag sauber über die Trennung am Saisonende informiert. "Markus hat eine super Leistung gebracht, aber nach sechs Jahren ist es Zeit für frischen Wind."

Florian De Prato sagt: "Es ist das Normalste auf der Welt, dass man sich auseinanderlebt. Aber sie hätten es uns sagen müssen, es gab mehrfach die Chance." Er sagt auch, Kindseder und Stimpfle hätten die Trennung erst nach dem letzten Spieltag kommuniziert, hätten er und sein Bruder nicht nachgefragt. "Die hatten Angst, dass viele Spieler den Verein verlassen, wenn sie nicht mit uns verlängern." Sie hätten von fast allen Spielern Zusagen für die kommende Saison gehabt. Alle seien davon ausgegangen, weiter von ihm und seinem Bruder trainiert zu werden. De Prato sagt: "Das ist eine linke Tour." Kindseder dagegen findet, der Verein habe sich korrekt verhalten. Allerdings drängt sich dann die Frage auf, wieso die Mannschaft nach dem Rücktritt der De Pratos am Mittwoch entschied, nicht mehr anzutreten. Florian De Prato versichert, er und sein Bruder hätten vergeblich versucht, die Spieler noch vom Gegenteil zu überzeugen. Am Donnerstag hat der TSV Moosach das nächste Spiel, das Finale des Landkreispokals gegen den SC Baldham-Vaterstetten. Wichtiger seien aber die beiden letzten Landesliga-Partien, findet Kindseder.

Florian De Prato sagt, er und sein Bruder wollen weiter auf die Mannschaft einreden, damit sie antritt und den Klassenerhalt sichert. Zwei Punkte beträgt der Vorsprung auf die Relegationsplätze. Kindseder macht sich keine Sorgen. Er sagt: "Wir haben auch eine zweite Mannschaft." Und kommende Saison? De Prato glaubt: "Sie werden 20 neue Spieler brauchen." Kindseder kann sich das nicht vorstellen. De Prato jedenfalls will weiter mit seinem Bruder als Trainerteam arbeiten: "Aber ob sich so spät noch was ergibt für die neue Saison? Keine Ahnung."

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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