Fußball:Zur Zwischenmiete nach Giesing

Lesezeit: 2 min

Türkgücü darf ins Grünwalder Stadion - aber erst 2020. Die FCB-Frauen ziehen dafür um.

Von Christoph Leischwitz, München

Viele Jahre habe das Grünwalder Stadion wie im "Dornröschenschlaf" verbracht, sagt Sportreferentin Beatrix Zurek. Doch im Moment reißen sich die Mannschaften förmlich um die Spielstätte. Wäre das Stadion Anfang des Jahrhunderts abgerissen worden, wie es damals viele forderten, die Platznot für den Münchner Fußball wäre noch größer. Mit dem SV Türkgücü-Ataspor drängt nun eine weitere Mannschaft ins städtische Stadion. Deshalb hatte das Sportreferat die aktuellen Mieter zusammen mit Vertretern des Bayernligisten mehrmals an einen runden Tisch gebeten. Denn: Neben der U23 und den Bundesliga-Frauen des FC Bayern sowie dem Drittligisten TSV 1860 könnte Türkgücü nicht auch noch im selben Stadion spielen. So wurde am Montagabend ein Kompromiss vereinbart. Die Bayern und Türkgücü einigten sich quasi auf ein Unentschieden: Die Frauen des Rekordmeisters ziehen in der Winterpause der Saison 2019/20 um, Türkgücü zieht für eine halbe Saison ins Grünwalder ein. "Das ist eine Lösung, die für alle zufriedenstellend war", sagt Zurek. "Damit können wir sehr gut leben", sagt Türkgücüs Kaderplaner Robert Hettich. Die Regelung gilt erst einmal für die kommende Spielzeit, danach soll neu verhandelt werden. In der Zwischenzeit, so war aus dem Umfeld der Beteiligten zu hören, werde sich die Stadt darum bemühen, eine dauerhafte Bleibe für Türkgücü zu finden. Der ambitionierte Klub um Präsident Hasan Kivran und den künftigen Trainer Reiner Maurer hat deutlich gemacht, dass er seine Zukunft im Profifußball sieht. Und in einem dafür geeigneten Stadion.

Während die Bayern-Frauen ab 2020 am FCB-Campus unterkommen dürften, benötigt Türkgücü für die Zeit von Juli bis November 2019 eine vorübergehende Bleibe. Selbst für eine temporäre Untermiete muss das Stadion des designierten Aufsteigers regionalligatauglich sein. Eine Möglichkeit wäre, auf der Anlage des SV Heimstetten zu verlängern, wo Türkgücü aktuell spielt. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Klub beim VfR Garching Obdach findet. Hettich bestätigte am Mittwoch, dass man bei dem Regionalligisten angefragt habe. Er sieht kein größeres Problem darin, dass der Verein für die Lizenzierung zur kommenden Saison nun zwei Spielstätten angeben muss - Präsident Kivran sei mit dem Bayerischen Fußball-Verband in regem Austausch. Darüber hinaus freue man sich sehr auf die Zeit im Grünwalder Stadion. Dorthin habe man ja gewollt.

Beatrix Zurek wies darauf hin, dass man auch die Interessen der Stadion-Anwohner berücksichtigt habe. "Die Frauen des FC Bayern und nach der Winterpause der SV Türkgücü dürften in etwa gleich viele Spiele austragen", sagte Zurek. Auch der Zuschauerschnitt dürfte ähnlich sein. In Heimstetten kommen zurzeit rund 300 Besucher zu den Auftritten des Bayernliga-Spitzenreiters, auf Giesings Höhen dürften in etwa die Zahlen der Frauen-Bundesligaspiele erreicht werden, meistens zwischen 500 und 700.

Für die Saison 2020/21 könnte sich schon wieder eine neue Situation ergeben. Wenn man sich das nächste Mal zusammensetzt, wird die Frage sein, ob auch 1860 und Bayern II dann (noch) in der dritten Liga spielen. Drei Drittligisten im selben Stadion wären wohl selbst dann unmöglich, wenn die Frauen dauerhaft fernbleiben.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: