Fußball:Zum Aufsteigen verdammt

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Hat gut grinsen: Dominik Stahl (li.) fühlt sich offenbar wohl bei der SpVgg Unterhaching. Stephan Hain überzeugte in den Testspielen. (Foto: Lackovic/Imago)

Die SpVgg Unterhaching startet mit einigen erstaunlichen Zugängen als Favorit in die neue Regionalliga-Saison. Ziel ist die Rückkehr in die zweite Bundesliga - die Investorensuche gibt offenbar Anlass zur Zuversicht

Von Stefan Galler, Unterhaching

In der heutigen Zeit mit all den sozialen Netzwerken ist Schwarz-Weiß-Malerei in Gefühlsdingen kein Thema mehr. Klar kann man als Status immer noch das gute alte "in einer Beziehung" angeben, ebenso wie die Bezeichnung "Single" nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat, gerade in München, einer Hauptstadt der Einpersonen-Haushalte. Es kommt aber auch vor, dass die Antwort auf die Frage, ob man nun vergeben oder auf dem Markt ist, nicht ganz so eindeutig ausfällt. In diesem Fall ist es "kompliziert".

Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Bei der - übrigens rein platonischen - Verbindung zwischen dem Fußballprofi Stephan Hain und dem Regionalligaverein SpVgg Unterhaching, der an diesem Sonntag mit einem Auswärtsspiel beim Aufsteiger 1860 Rosenheim in die neue Saison startet, liegt es jedenfalls nicht daran, dass sich die beiden Pole nicht gegenseitig anziehen würden. "Es ist schon eine große Ehre für uns, wenn sich ein Spieler seiner Qualität überhaupt mit uns beschäftigt", sagt SpVgg-Trainer Claus Schromm über den 27 Jahre alten Stürmer, der aus Zwiesel im Bayerischen Wald stammt, einst den FC Augsburg mit seinem Tor gegen den FSV Frankfurt in die Bundesliga geschossen hat und zuletzt bei den Münchner Löwen nicht recht glücklich wurde. Nun hält er sich bei Haching fit, schießt in den Testspielen regelmäßig seine Tore und wartet geduldig auf ein höherklassiges Angebot.

Und was, wenn das bis Ende der Transferfrist nicht kommt? "Wenn es sich gar nicht verhindern lässt, würden wir ihn natürlich nehmen", sagt Klubpräsident Manfred Schwabl augenzwinkernd. Schromm nimmt sogleich die Balz wieder auf: "Wie er auftritt, ist sehr demütig", was keineswegs selbstverständlich sei bei Hains Fähigkeiten: "Wie er etwa lange Bälle verarbeitet, ist einmalig. Bei uns würde jeder applaudieren, wenn er bliebe, auch seine Konkurrenten um die Plätze im Angriff."

Gut möglich, dass sich Stephan Hain in letzter Instanz deshalb für einen Verbleib in Unterhaching entscheidet, weil das auch Dominik Stahl getan hat. Der defensive Mittelfeldspieler war zuletzt ebenfalls beim TSV 1860, auch für ihn hatte man an der Grünwalder Straße keine Verwendung mehr. "Es ging nicht ums Geld", sagt Schwabl, wenn man ihn nach den Motiven des 27-Jährigen fragt, aus der zweiten in die vierte Liga zu wechseln. Vielmehr sei die Perspektive, in Unterhaching "Teil eines Plans zu sein", bei den Gesprächen mit dem gebürtigen Badener ausschlaggebend gewesen. Stahl habe auch Angebote aus höheren Klassen gehabt, aber offenbar stimmt für ihn bei der SpVgg das Gesamtpaket: Trainer Schromm förderte ihn schon in der A-Jugend der Löwen, im Raum München fühlt er sich ohnehin wohl und eine Tätigkeit im Verein wurde ihm außerdem in Aussicht gestellt.

Allerdings ist kein Fußballprofi derart idealistisch veranlagt, dass er nur des Wohlbefindens wegen finanzielle Abstriche macht. Und so räumt Schromm ein, dass die Verpflichtung Stahls, ebenso wie die langfristigen Verträge für den früheren Junioren-Nationalspieler Sascha Bigalke oder Kapitän Josef Welzmüller, einem "längeren Plan" folgten. Schwabl ergänzt: "Aus wirtschaftlichen Gründen musst du raus aus der Regionalliga, sonst kann man gleich Breitensport anbieten." Da auch die dritte Liga mit ihren Profibedingungen bei gleichzeitig mangelhafter finanzieller Ausstattung ein Millionengrab ist, sei Haching "dazu verdammt, irgendwann wieder in die zweite Liga zu kommen".

Dass für einen Aufstieg ein potenter Geldgeber notwendig ist, hat Schwabl stets unterstrichen. Die Chancen, einen solchen zu finden, bezeichnet der Präsident als gut: "Die Gespräche fallen natürlich viel leichter als noch vor einem Jahr. Damals hatten wir keine Mannschaft, wussten nicht, wohin es geht", sagt Schwabl. "Aber jetzt merken einige, dass der Zug losfährt. Und zwar in die richtige Richtung." Bis zum Start des Lizenzierungsverfahrens soll ein Investor gefunden sein, nur dann werde man sich für die dritte Liga bewerben. Voraussetzung ist der sportliche Erfolg, doch hier gibt es eine klare Tendenz: 15 von 18 Regionalligatrainern tippen auf Haching als Meister. Schromm stemmt sich nicht gegen diese Erwartungshaltung: "Dass die Jungs mit der Favoritenrolle gut umgehen, merkt man im Training." Und zwar als Team. "Single" ist hier keiner.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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