Fußball:"Wir werden nicht am Hungertuch nagen"

Lesezeit: 3 min

Dirk Teschke, 46, ist neuer Co-Trainer der A-Jugend beim FC Bayern - dafür hat er seinen Job in der Bank gekündigt

Interview von Ralf Tögel

Der Fußballer Dirk Teschke aus Oberschweinbach (Landkreis Fürstenfeldbruck) hat mit seinen 46 Jahren eine recht bewegte Vita. Teschke war jahrelang Spieler in ambitionierten Amateurvereinen, dann war er jahrelang Trainer in ambitionierten Amateurvereinen, und das wäre sicher auch noch ein paar Jahre so weitergegangen. Doch nun hat er ein Angebot erhalten, das er nicht ablehnen konnte: einen Job als Co-Trainer der A-Jugend beim FC Bayern München (einem recht ambitionierten Profiverein), die an diesem Sonntag gegen den 1. FC Nürnberg in die Saison startet. Der SZ erklärt er, warum er sich nun hauptberuflich seinem Hobby widmet.

SZ: Herr Teschke, müssen Sie jetzt Autogrammkarten von den Profis für Ihre Freunde sammeln?

Dirk Teschke: Bisher gab es mehr Anfragen nach Karten für Spiele. Aber im Ernst: Ich konzentriere mich auf das Wesentliche. Ich bin Co-Trainer der U19 und will hier nicht als Autogrammjäger rumturnen.

Aber Sie fühlen sich schon wie in einem Traum?

Natürlich ist es ein Traumjob, bei Bayern München als Trainer arbeiten zu dürfen. Ich habe jetzt mein Hobby, das ich seit jungen Jahren ausübe, zum Beruf gemacht. Jeder Junge träumt davon, irgendwann mal Profi zu werden. Als Spieler hat es bei mir nicht geklappt, aber jetzt habe ich die Möglichkeit bekommen, bei einem der besten Vereine der Welt als Coach zu arbeiten und kann mich den ganzen Tag mit dem beschäftigen, was mir am meisten Spaß macht.

Und Ihr Boss ist auch noch ein alter Bekannter, Holger Seitz.

Ja, Holger ist Cheftrainer, wir kennen uns seit unserer gemeinsamen Zeit beim SC Fürstenfeldbruck, also seit vielen Jahren. Er durfte den Wunsch nach einem Assistenten äußern, also hat er einen großen Anteil daran, dass ich jetzt hier meine Arbeit ausüben darf.

Sie hatten einen sicheren Job in einer Bank. Gehen Sie nicht ein bisschen viel Risiko ein - das Fußballgeschäft ist schnelllebig?

Es stimmt, ich habe meinen Job in der Bank zum 30. Juni gekündigt. Aber man hat mir kundgetan, wenn es nicht klappen sollte, wäre ich auch jederzeit wieder willkommen. Außerdem habe ich einen längerfristigen Vertrag unterzeichnet.

Das Geld stimmt also?

Man sollte jetzt nicht denken, dass der FC Bayern München sein Geld zum Fenster rauswirft. Aber ich bin nicht schlechter gestellt als vorher. Ich habe schließlich eine Familie zu ernähren. Aber keine Sorge, wir werden nicht am Hungertuch nagen.

Jetzt sind Sie also Angestellter des FCB, da haben Sie aber einen recht prominenten Kollegen.

Einen? Da gibt es schon mehrere. Wolfgang Dremmler, Walter Junghans . . .

. . . noch prominenter . . .

. . . natürlich treffe ich auch Spieler, Dante oder Arjen Robben, die nicht mit nach China geflogen sind. Man trifft viele sehr bekannte Leute, in der Kantine etwa, da kann es schon sein, dass man neben Karl-Heinz Rummenigge sitzt. Das ist auch ein bisschen die Philosophie des Klubs.

Es geht aber noch prominenter.

Uli Hoeneß?

Genau. Er ist auch Angestellter der Jugendabteilung.

Ja, auch Uli Hoeneß treffe ich ab und zu, es gab zum Beispiel ein gemeinsames Frühstück zur Begrüßung. Das war schon toll.

Vorher Rosenheim, jetzt FC Bayern: Beschreiben Sie den Unterschied.

Man muss sich nur die Bedingungen anschauen. Schon wenn du zum Training an die Säbener Straße fährst, die Möglichkeiten hier, das Image, die Organisation, hier ist alles höchst professionell. Das kann man mit einem Amateurverein gar nicht vergleichen.

Aber auch die Ambitionen sind andere, der FC Bayern muss doch immer um Titel spielen, oder?

Erst mal wollen wir unsere Spieler so gut ausbilden, dass sie idealerweise eine Profikarriere starten können. Titel sollen sie dann mit den Profis gewinnen. Wenn wir dazu auch noch Meister werden, das wäre das Tüpfelchen auf dem i. Aber natürlich ist es schon unser eigener Anspruch, auch Meisterschaften zu gewinnen.

Sie waren bisher bei insgesamt sechs Klubs Spielertrainer oder Trainer. Bei Schwaben Augsburg ist die Vereinsfarbe Violett, beim SC Fürstenfeldbruck Blau-Gelb und bei Ihrer letzten Station TSV 1860 Rosenheim Rot-Weiß. Insofern hat sich farblich jetzt nichts geändert.

Bei den Farben nicht, das stimmt. Aber ich bin das 1860 los.

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: