Fußball:Windige Erklärung

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Junger Hase, eingefangen: FCB-Kreativspieler Lucas Scholl (li.) versucht hakenschlagend, an seinem Gegenspieler Steffen Jainta vorbeizukommen. (Foto: Claus Schunk)

Der FC Bayern München II verliert das Heimspiel gegen Bayreuth mit 0:1 und kann sich vom Gedanken an den Aufstieg wohl verabschieden. Trainer Heiko Vogel sieht den Grund für die Niederlage in den schlechten Verhältnissen

Von Christoph Leischwitz, München

Was das nun für die Tabelle bedeute, wurde Heiko Vogel nach dem Spiel gefragt. Da verlagerte er kurz sein Körpergewicht auf die Zehenspitzen, dabei sah der ohnehin schon ziemlich geladene Trainer des FC Bayern München II noch ungeduldiger aus als zuvor. Er beantwortete die Frage auch gar nicht, sondern sagte: "Ich will diese Frage nicht mehr hören."

Wenn es in den Reihen des FC Bayern insgeheim noch Hoffnung gegeben hatte, in der Regionalliga ein Wörtchen mitsprechen zu können in Sachen Aufstieg, dann wurde diese Hoffnung am Sonntagnachmittag zertrümmert. Vogels Mannschaft verlor gegen die robuste und frech auftretende SpVgg Bayreuth mit 0:1 (0:0), sie steht damit auf dem sechsten Platz und neun Punkte hinter Spitzenreiter Wacker Burghausen. Das Nachholspiel hätte ein Startschuss zur Aufholjagd sein können, es wurde zum Rohrkrepierer.

Warum Vogel "sehr enttäuscht" war, schien auf den ersten Blick klar zu sein. Lange hatte seine Mannschaft nicht ins Spiel gefunden, in der ersten Halbzeit war man zu keinem einzigen Torabschluss gekommen. Die einzige Chance der Bayern in den ersten 45 Minuten hatte Milos Pantovic nach einem Konter gehabt, zehn Meter vor dem Bayreuther Tor wurde ihm allerdings der Ball noch weggespitzelt (30.). Die Gäste hatten ihrerseits etwas offensiver gespielt als so mancher Vorgänger im Grünwalder Stadion, die anfangs verunsichert wirkende Abwehr der Bayern ließ dann auch die eine oder andere Halbchance zu. Im Prinzip war der Auftritt der jungen Bayern fast eine Stunde lang an Harmlosigkeit nicht zu überbieten. Doch Vogel wollte "meiner Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf" machen. Und führte mehrere Gründe für die Niederlage an, die von Fußballtrainern normalerweise mit den Worten eingeführt werden: "Das soll ja keine Ausrede sein, aber...".

In diesem Fall sparte sich Vogel die Einführung. Er war der festen Überzeugung, dass der schlechte Boden und der Wind die Partie entschieden hatten. "Wir haben damit gerechnet, dass der Boden nicht gut ist, aber diese Verhältnisse kannst du nicht simulieren." Er sagte das mit Blick auf die Vorbereitung seit Anfang Januar, in der man zwar mehrere, zumeist erfolgreiche Testspiele bestritten hatte - aber eben ausschließlich auf Kunstrasen. Seiner Mannschaft sei es diesmal nicht möglich gewesen, ihr Kombinationsspiel aufzuziehen, und mit dem Wind sei die Partie zur "Lotterie" verkommen. Darüber hinaus habe Bayreuth mit vielen kleinen Fouls zusätzlich das Tempo aus dem Spiel genommen. "Die Nummer 36 muss eigentlich schon in der ersten Halbzeit vom Platz fliegen", sagte Vogel über den sehr willensstark agierenden Kristian Böhnlein.

Trotz der widrigen Umstände hatte Vogels Team in der zweiten Halbzeit phasenweise gut ins Spiel gefunden. Zehn Minuten nach der Pause kamen innerhalb von nur 90 Sekunden Pantovic, Steeven Ribéry und Phillipp Steinhart zu guten Möglichkeiten. Dass das Spiel dann durch eine Standardsituation entschieden wurde, sah Vogel als Beleg für seine These. Bayerns Abwehrchef Nicolas Feldhahn konnte zwar nicht genau sagen, ob der Wind die Eckballflanke wirklich verzogen habe, jedenfalls war in der 61. Spielminute Bayreuths Philipp Hannemann am zweiten Pfosten frei zum Kopfball gekommen. Er traf zwar nur die Latte, doch sein Mitspieler Tobias Ulbricht stand bereit, um aus wenigen Metern Entfernung abzustauben.

Für den 29-jährigen Feldhahn war die Niederlage besonders ärgerlich. Der ehemalige Profi der SpVgg Unterhaching war im Sommer vom Drittligisten VfL Osnabrück nach München zurückgekehrt, er sollte der Abwehr mit seiner Erfahrung mehr Stabilität verleihen, gerade mit Blick auf die weitgehend enttäuschende Hinrunde. "Ich hatte dann einen ziemlich beschissenen Einstand, war sofort verletzt", sagte er nun. Erst in der Winterpause hatte er seine langwierigen Knieprobleme so weit auskuriert, dass er spielen konnte. Gegen Bayreuth machte er eine passable Partie, erlaubte sich wenige Fehler und war sichtlich bemüht, das Spiel der Bayern schnell zu machen. "Aber der Platz ist sehr holprig", bestätigte der Kapitän. Damit sei man der "wichtigsten Waffe" beraubt gewesen, dem schnellen Kurzpassspiel.

Feldhahn hatte auch eine der besten Bayern-Möglichkeiten zum Ausgleich, als er in der 75. Minute eine Flanke aus drei Metern aufs Tor köpfelte. Doch der Bayreuther Torwart Andreas Sponsel reagierte glänzend. In der Schlussphase hätte der Sieg für Bayreuth sogar noch höher ausfallen können, doch oft wurden die Konter nicht gut ausgespielt. Möglicherweise versprang der Ball meistens einfach nur.

Worum es jetzt noch gehe in dieser Saison? "Das ist vielleicht eine Floskel, aber wir müssen von Spiel zu Spiel schauen", sagte Feldhahn, und: "Es gegen den TSV Rain auf jeden Fall besser machen." Schon am kommenden Freitag nämlich findet das Spiel gegen den Abstiegskandidaten statt. Die schlechte Nachricht für Vogel: Es ist schon wieder ein Heimspiel.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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