Fußball:Wachsamer Tabellenführer

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SZ-Serie aus der Bezirksliga: Drei Jahre nach dem Abstieg hat sich der Kirchheimer SC mit Spielertrainer Steven Toy gute Chancen auf die Rückkehr in die Landesliga erarbeitet - fast ohne externe Zugänge.

Von Stefan Galler, Kirchheim

Anfang Juni 2016 stand Steven Toy völlig durchnässt im Eingang des Kabinenbereiches der Sportanlage des Kirchheimer SC und versuchte, den Abstieg seines Vereins aus der Landesliga Südost in Worte zu fassen. Mit dem Schlusspfiff des entscheidenden Relegationsspiels hatte es angefangen, wie aus Kübeln zu schütten. Und während der Coach des damals siegreichen TSV Gilching-Argelsried, Wolfgang Krebs, im strömenden Regen alleine auf dem Platz wie in Trance immer wieder versuchte, mit einem Ball aus 30 Metern die Querlatte des verwaisten Toren zu treffen, sagte Toy sichtlich angeschlagen: "Ich habe immer gesagt, dass ich voll dahinter stehe, wenn der Verein den Weg mit mir weitergehen will."

Zweieinhalb Jahre später sieht es so aus, als wären Trainer und Verein ganz nahe am Ziel ihrer Reise, die Chancen stehen jedenfalls gut, dass der KSC im Sommer in die Landesliga zurückkehren kann. Toys Team führt die Bezirksliga Nord nach 20 von 30 Saisonspielen mit fünf Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten TSV Jetzendorf an, allerdings hat der Verfolger noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Der drittplatzierte SV Sulzemoos weist bereits sieben Zähler Rückstand auf und hat wie Kirchheim 20 Partien absolviert. "Die Tabelle schaut schon ganz gut aus", sagt der 30 Jahre alte Coach, der selbst weiterhin als Defensivspieler aktiv ist und in bislang 16 Saisonpartien mitgewirkt hat. "Wir haben die meisten Tore erzielt und die wenigsten kassiert. Und wir sind in dieser Saison zu Hause bisher ungeschlagen geblieben", so lautet Steven Toys Zwischenfazit.

Dennoch müsse man sehr wachsam sein: "Wenn Jetzendorf das Nachholspiel gewinnt, sind es nur zwei Punkte Vorsprung, da kommt gleich viel auf den Start der Frühjahrsrunde an", sagt Toy. In den ersten beiden Heimbegegnungen geht es für den KSC direkt gegen den Dritten Sulzemoos (Samstag, 14 Uhr) und den Zweiten Jetzendorf (30. März). Bei allem Ehrgeiz will man im Verein die Erwartungen dennoch nicht zu hoch hängen: "Wir haben uns seit dem Abstieg stetig gesteigert, die nötige Qualität ist da und der Aufstieg wäre sicherlich das i-Tüpfelchen. Aber er ist definitiv kein Muss", stellt der Coach klar.

Nicht nur der Stab hat hohe Qualität - auch die Mannschaft verbessert sich stets

Das sei auch hundertprozentig die Ansicht der Klubführung, versichert Toy, der von der Zusammenarbeit mit Abteilungschef Christian Boche und dem Sportlichen Leiter Robert Eckerl schwärmt: "Wir haben vollstes Vertrauen zueinander", sagt der Spielertrainer. Überhaupt zeigt sich der Klub prächtig aufgestellt: Toys Assistent ist Fabian Löns, 29, seit vielen Jahren treffsicherer Angreifer der Kirchheimer. Einer der Torwarttrainer, Nenad Pavlovic, 50, hat früher beim SV Lohhof in der Bayernliga gehalten und war Torwartcoach beim Regionalligisten und Kirchheimer Ortsrivalen SV Heimstetten (für den auch Steven Toy früher spielte). Sportlicher Leiter der Junioren ist außerdem weiterhin Mario Himsl, 46, ehemals Nachwuchschef bei Jahn Regensburg und Greuther Fürth, nachdem er 2010 als Jahrgangsbester die DFB-Trainerausbildung absolviert hatte.

Doch nicht nur der Stab ist von höchster Qualität, auch die Mannschaft verbessert sich kontinuierlich - und das ohne prominente Transfers: "Ich habe immer gesagt, dass ich mit den Spielern, die hier sind, arbeiten und unnötige Unruhe vermeiden möchte", betont der Bauingenieur Toy. Nur wenn einer "per Zufall unbedingt bei uns spielen will", wie es der 30-Jährige ausdrückt, dann schaue er sich den Kandidaten an. So wie Verteidiger Samuel Kaltenhauser, der im Sommer vom Nachbarn Heimstetten herüberkam. "Wir holen nie mehr als drei Neue pro Saison, auch wenn es zum Beispiel jetzt in der Winterpause wieder viele Anfragen von Spielern gab."

Der Kader ist allerdings nicht sehr üppig gefüllt, zumal gleich die allererste Trainingseinheit in der Frühjahrsvorbereitung von zwei schweren Verletzungen überschattet wurde: Thomas Branco de Brito riss die Achillessehne, Luis Tasci das Kreuzband - jeweils ohne Fremdeinwirkung. Marc Koblizek (Patellaspitzensyndrom) und Florian Rädler (Sprunggelenk) fallen auch aus, weshalb Toy hofft, dass zwei Langzeitausfälle zu alter Form zurückkehren: Abwehrspieler Timur Yunusov war zuletzt ein halbes Jahr beruflich in Spanien, Mittelfeldspieler Marwin Bindner musste einen Kreuzbandriss ausheilen, ist nun aber wieder im Training.

Den Feinschliff für die verbleibenden Spiele will der Coach dem Team beim dreitägigen Trainingslager Ende Februar in Porec/Kroatien verpassen. Und dann soll es nach Möglichkeit klappen mit der Rückkehr in die sechsthöchste Spielklasse. Wenn die Aufstiegsfeier wie damals der bittere Abstieg im strömenden Regen stattfindet, hätte beim KSC bestimmt auch niemand etwas dagegen.

Bisher erschienen: SV Dornach (7.2.), SC Unterpfaffenhofen-Germering (14.2.), SV Waldperlach (21.2.), SC Baldham-Vaterstetten (28.2.), FC Finsing (6.3.), FC Hertha München (8.3.), SV Neuperlach (12.3.)

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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