Fußball:Steiniger Weg voller Schlaglöcher

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Während das Landesliga-Team sich auf eine harte Saison einstimmt, versucht der SC Fürstenfeldbruck die Pleite abzuwenden

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Es war ein guter Jahrgang gewesen, dieser 96er. Doch im Laufe der Jahre verschwanden die meisten seiner Hauptdarsteller aus dem Fußballstadion von Fürstenfeldbruck. Niki Grotz und Yannick Demmer versuchten sich schon früh beim Nachwuchs des FC Bayern München, Denis Teschke blieb länger, schloss sich aber später dem Ligakonkurrenten Oberweikertshofen an.

Nun trudeln sie alle wieder ein beim SC Fürstenfeldbruck. Der muss aus der Not eine Tugend machen, denn das Geld ist knapp. Vermutlich erstmals in der Vereinsgeschichte folgen der Ankündigung, auf die eigene Jugend setzen zu wollen, auch Taten. Der Altersdurchschnitt des künftigen Landesliga-Teams liegt bei 19 Jahren, hat Vizepräsident Andreas Conrad ausgerechnet. "Eine Bubitruppe", sagt er. Tarik Sarisakal, der Übungsleiter, der die Bubis im Spiel mit dem Ball anleiten soll, schmunzelt, er sagt, er sei nun "zum ersten Mal ein Jugendtrainer".

Seit zwei Jahren ist Sarisakal beim SCF. Die neue Spielzeit, das ahnt er, "wird steinig werden". Es sei ja in der abgelaufenen Saison schon nicht einfach gewesen. Elfter war der SCF geworden, mit nicht übermäßig großem Abstand nach unten. Sarisakal aber weiß, dass "wir den Weg mit den jungen Leuten gehen müssen". Die müssten zeigen, dass sie "für weniger Geld als woanders eine Saison durchstehen" können.

Mit 55 000 Euro wollen sie nach Angaben von Vizepräsident Conrad im neuen Landesliga-Spieljahr über die Runden kommen, das schon am 19. Juli mit einem Auswärtsspiel in Illertissen beginnt. Fast das Dreifache betrug der Etat noch vor zwei Jahren, damals, als noch andere den Verein führten und nach Höherem strebten. Doch nie reichte das Geld. Und so versuchen sie schon seit Jahren, Schulden abzubauen. Aber immer wieder täten sich neue Löcher auf, klagten die vor 14 Monaten neu gewählten Vereinschefs Jakob Ettner und Andreas Conrad. Und weil man im Finanzamt nicht nachvollziehen konnte, wie die Einnahmen aus einem Gastspiel der Bayern-Profis 2012 verwendet worden waren, verlor der Verein auch noch seine Gemeinnützigkeit und soll für das betreffende Jahr 50 000 Euro an Steuern nachzahlen. Bei der Jahreshauptversammlung im Mai hatte SCF-Präsident Ettner deshalb einen dringlichen Appell an die ehemaligen Präsidiumsmitglieder gerichtet, doch endlich Belege für die Vorgänge aus dem Jahr 2012 nachzureichen. Andernfalls sei der Verein in seiner Existenz bedroht.

Knapp zwei Monate später hört sich das nicht mehr ganz so dramatisch an. "Der Verein überlebt schon", ist sich Andreas Conrad sicher. Die ehemaligen Klubchefs würden bei der Aufarbeitung "jetzt aktiv mitwirken". Die weitere Entschuldung beförderte die neue Vereinsführung auch damit, einen Privatkredit ihres Ehrenpräsidenten Hans Hahn von etwa 45 000 Euro nicht mehr zurückzuzahlen - was Hahn nolens volens schluckte, "im Sinne des Vereins". Auch mit der Techno-Markt-Kette des ehemaligen SCF-Präsidenten Siegfried Müller, die seit sechs Jahren dem Brucker Fußballstadion ihren Namen und dem Verein dafür Geld gibt, ist man nun offenbar einig. Entgegen ihren Ankündigungen sah die Firma von einer Kündigung des Vertrags ab, die Namensrechte verlängerten automatisch um ein Jahr. Dennoch: Die Mannschaft muss günstig bleiben.

Es gebe keine namhaften Einkäufe mehr, sagt Vizepräsident Conrad. Die Spieler, die das Budget zuletzt belasteten, gab man ab, allen voran Uli Fries und Christian Rodenwald, die zum lokalen Ligakonkurrenten Oberweikertshofen wechselten. Den Stürmer Karol Kopec, dem auch Abwanderungsgelüste nachgesagt wurden, erinnerte man indes daran, dass er bis 2016 an den SCF gebunden ist. Er wird ebenso wie Fabian Meinberger und Marian Meier als Vertragsamateur geführt.

Die meisten Zugänge haben eine Fürstenfeldbrucker Vergangenheit, wie etwa der neue Co-Trainer Michael Westermair, Mitte der 2000er-Jahre Stürmer beim SCF. Oder wie Maximilian Knobling, der zusammen mit Andreas Pauker das durch die Weggänge von Lukas Welzmüller und Felix Thiel frei gewordene Tor hüten soll. Oder wie Demmer, Teschke und auch Christian Mühlberger, die nicht nur Rückkehrer sind, sondern auch die Söhne ehemaliger SCF-Funktionäre. Altersmäßig aus dem Rahmen fällt einzig der 36-jährige Routinier Tamas Madar.

Ziel ist der Klassenerhalt. Mit "Teamspirit" will Trainer Sarisakal punkten. Das Toto-Pokalspiel an diesem Samstag (17 Uhr) gegen Bayernliga-Absteiger Raisting sei deshalb ein "guter Gradmesser, wo wir stehen", sagt Sarisakal.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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