Fußball:Sommer der Tränen

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Der einstige Landesligist TSV Moosach versucht nach vielen Querelen nächste Saison einen Neustart in der A-Klasse - ohne die De-Prato-Brüder.

Von Fabian Swidrak, Moosach

Liborius Hagenhoff stammt zwar nicht gebürtig aus Moosach, inzwischen lebt er aber schon seit 15 Jahren dort. Zehn dieser Jahre, von 2007 bis 2017, war Hagenhoff Vorsitzender des TSV Moosach, dem Fußballklub der kleinen Gemeinde im Landkreis Ebersberg. Für den Verein war das eine sehr erfolgreiche Zeit. Dreimal stieg er auf, von der Kreisklasse bis in die Landesliga.

Seit Anfang Juni ist Hagenhoff wieder Vorstand des TSV Moosach. Im Jahr seiner Abwesenheit stieg der Verein aus der Landesliga ab. Drei weitere Abstiege konnte er in den vergangenen Tagen nicht mehr verhindern. Weil der Verein keine bezirksligataugliche Mannschaft zusammenbekam, musste Hagenhoff das Team vom Spielbetrieb zurückziehen. Moosach startet zur neuen Saison in der A-Klasse, in die die vormals zweite Mannschaft gerade aufgestiegen ist. Hagenhoff sagt: "Die Entscheidung war nicht leicht, sie ist bitter und traurig, aber vielleicht ist sie richtig."

Der Rückzug der Bezirksligamannschaft markiert den vorläufigen Schlusspunkt wochenlanger vereinsinterner Turbulenzen. Anfang Mai traten die beiden Spielertrainer Markus und Florian De Prato zurück, nachdem sie erfahren hatten, dass die beiden damaligen Vorstände Josef Stimpfle und Alois Kindseder dabei waren, hinter ihrem Rücken ein neues Trainerteam zu installieren. Auch die Mannschaft fühlte sich hintergangen und streikte. Der Verein musste eines seiner Ligaspiele absagen. Wenige Tage später trat die gesamte Vorstandschaft zurück. Spieler und Spielertrainer brachten die Saison daraufhin zu Ende. Die Mannschaft stieg über die Relegation aus der Landesliga ab.

Anfang Juni wählten die Mitglieder des TSV Moosach eine neue Vorstandschaft um den ehemaligen Präsidenten Hagenhoff. Er sagt: "Trotz intensivster Bemühungen ist es uns danach nicht gelungen, einen Kader zusammenzustellen, mit dem wir in eine Bezirksliga-Saison gehen könnten." Florian De Prato kündigte nach dem Abstieg seinen Abschied an, er wird seine Spielerkarriere bei der SpVgg Haidhausen in der Kreisliga ausklingen lassen und parallel den Trainerschein machen. Markus De Prato, der den Klub sechs Jahre lang trainierte, will zunächst pausieren.

Auch die drei anderen De-Prato-Brüder neben Markus und Florian sowie weitere Spieler verließen den Verein. Stefan De Prato spielt künftig für Bayernliga-Aufsteiger SV Türkgücü-Ataspor München. Thomas und Christian De Prato wechselten gemeinsam mit Alexander Rojek zum Landesligisten TSV Grünwald.

Hagenhoff sagt: "Es wollte immer keiner hören, dass das hier der FC De Prato ist. Aber wer hat uns denn bis in die Landesliga gebracht? Markus ist ein hervorragender Trainer, natürlich sind Spieler wegen ihm und Florian nach Moosach gekommen, um sich weiterzuentwickeln." Hagenhoff sagt, er könne die Weggänge nachvollziehen. Dennoch sei er enttäuscht. Es ist ihm und Abteilungsleiter Jürgen Werner in den vergangenen Wochen nicht gelungen, ausreichend Spieler anderer Klubs von einem Wechsel nach Moosach zu überzeugen. "Wir mussten den Spielern, die bei uns bleiben wollten, sagen, dass wir ihnen keine sportliche Perspektive mehr bieten können. Alles andere wäre egoistisch gewesen", sagt Hagenhoff. "Es sind Tränen geflossen."

Dem zurückgetretenen Vorstand macht Hagenhoff keinen Vorwurf: "Es war nicht immer leicht, aber ich habe sehr lange sehr vertrauensvoll mit Herrn Stimpfle zusammengearbeitet." Im vergangenen Jahr habe es laut Hagenhoff dann "unterschiedliche Auffassungen" darüber gegeben, "wie man Verantwortlichkeiten verteilt". Hagenhoff entschied, nicht mehr als Vorstand zu kandidieren. Stimpfle, Ehrenvorstand und seit 55 Jahren Mitglied des TSV, übernahm.

Hagenhoff sagt, es sei nun an der Zeit, nach vorne zu blicken: "Ein sportlicher Neuanfang muss her. Auch wenn das Aushängeschild jetzt fehlt, der Verein hat noch sieben weitere Mannschaften. Wir wollen eine neue sportliche Erfolgsgeschichte schreiben." Hagenhoff weiß ja eigentlich, wie das geht.

© SZ vom 26.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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