Fußball:Schleichende Erosion

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Düstere Aussichten: Für Marco Finster (rechts) und den FC Deisenhofen wird es im Rückspiel schwer werden, den 0:2-Rückstand auswärts zu drehen. (Foto: Claus Schunk)

Müde Beine, flatternde Nerven: Der FC Deisenhofen verliert das erste Aufstiegsspiel zur Bayernliga gegen Erlbach 0:2

Von Fabian Swidrak, Oberhaching

Peter Schmidt hatte bereits am Wochenende versucht, einem der beiden zentralen Gründe für diese Niederlage entgegenzuwirken. Prophylaktisch sozusagen. Als der Trainer des Fußball-Landesligisten FC Deisenhofen beim Auswärtsspiel seiner Mannschaft in Töging erfuhr, dass Meisterschaftskonkurrent FC Ismaning zur Halbzeit mit zwei Toren in Führung lag und sich sein Team daher strecken konnte, wie es wollte, die Tabellenführung aber nicht mehr würde erobern können, da wechselte er drei seiner Stützen aus, um deren Kräfte zu schonen.

Bis zum Mittwochabend schien das ein gewiefter, vielleicht sogar siegbringender Schachzug zu sein, immerhin hatte das Schicksal seinen erwartbaren Lauf genommen: Ismaning war Erster geworden und in die Bayernliga aufgestiegen, Deisenhofen hatte die Saison in der auf dem Relegationsplatz beendet. Am Mittwochabend aber verpuffte Schmidts vorbeugende Maßnahme. Seine Mannschaft verlor das Hinspiel der ersten Aufstiegsrunde zur Bayernliga zu Hause gegen den SV Erlbach mit 0:2 (0:1) Toren.

FC-Manager Franz Perneker attestierte seiner Mannschaft danach Defizite bei der Laufleistung. "Wir sind nicht richtig in Schwung gekommen, waren lethargisch", fand er. Einen Vorwurf wollte er den Spielern nicht machen. "Der Kräfteverschleiß in den vergangenen Wochen war groß. Wir hatten in der Rückrunde oft nur elf Feldspieler zur Verfügung", erklärte Perneker.

Spät, dafür aber hart trifft den Klub nun die Konsequenz: Deisenhofen steht vor dem Rückspiel am Samstag (18 Uhr) in Erlbach vor den Trümmern einer außerordentlich erfolgreichen Saison. In den allermeisten Ligen wäre man mit 74 Punkten Meister geworden, betont Perneker. Am drittletzten Spieltag noch hatte Deisenhofen an der Tabellenspitze der Landesliga Südost gestanden, diese dann aber mit einem Unentschieden gegen den SB Rosenheim an den späteren Meister Ismaning verloren. Den Rückschlag habe die Mannschaft nicht wegstecken können, sagte Deisenhofens Manager, der damit auch beim zweiten Teil seiner Diagnose angekommen war: der Psyche.

Direkt vor und direkt nach der Halbzeitpause erzielte Christoph Popp die beiden Erlbacher Tore (43., 47.). Erst luchste Popp Deisenhofens Hintermannschaft einen sicher geglaubten Ball ab und umkurvte Torhüter Maximilian Angerbauer, nach dem Seitenwechsel fiel ihm der Ball nach einem Freistoß im Strafraum vor die Füße. "Davon erholt sich eine junge Mannschaft wie unsere nicht mehr", sagte Perneker.

Kapitän Martin Mayer, dessen unpräzisen Schlenzer von der Strafraumgrenze SVE-Keeper Klaus Malec entschärfte, und Stürmer Thomas Karl hätten zwar noch Torchancen gehabt, über weite Strecken der Partie habe es die Mannschaft aber nicht geschafft, sich Möglichkeiten zu erarbeiten gegen die Fünferkette der Erlbacher um Abwehrchef Harald Bonimeier, der früher mit Wacker Burghausen in der A-Jugend-Bundesliga und später mit dem TSV Buchbach in der Regionalliga spielte. "Der Bonimeier hat zwar mittlerweile ein kleines Bäuchlein, macht aber in 90 Minuten keinen einzigen Fehler", zollte Perneker dem Gegner Respekt. Auch die gelb-rote Karte gegen den erst 13 Minuten zuvor eingewechselten Markus Mayer wegen wiederholten Foulspiels (83.) erwies sich für die Deisenhofener Aufholbemühungen als nicht förderlich.

Die Personalplanungen für die kommende Saison würden durch die jüngsten Rückschläge indes nicht beeinflusst werden, versichert Perneker: "Unsere Spieler kommen bereits seit Jahren überwiegend aus der eigenen Jugend. Daran wird sich nichts ändern." Der ein oder andere externe Spieler werde zwar noch zur Mannschaft stoßen, "diese Planungen laufen aber alle unabhängig von unserer Ligazugehörigkeit."

Noch ist darüber ja auch nicht endgültig entschieden. Perneker sagt: "Klar ist der Gegner jetzt Favorit. Unsere Chancen liegen vielleicht noch bei 15 oder 20 Prozent, nicht mehr. Auf der anderen Seite haben wir jetzt aber auch nichts mehr zu verlieren." Dem Selbstheilungsprozess kommt das sicher zugute.

© SZ vom 27.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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