Fußball-Regionalliga:Haare in der Buchstabensuppe

Lesezeit: 2 min

Gegen Haching möchte man zurzeit kein Torhüter sein. Das denkt sich hier wohl auch Ingolstadts Torhüter Fabijan Buntic. (Foto: Claus Schunk)

Die SpVgg Unterhaching kennt zurzeit allenfalls Luxusprobleme. Die Gegner besiegt sie - wie beim 5:1 gegen Ingolstadt II - eher nebenbei

Von Max Ferstl

Zunächst sah alles nach einem gelungenen Debüt aus. Orestis Kiomourtzoglou, 18, hatte sich unfallfrei den Zaun zu den hartgesottenen Fans hinauf geschwungen. Nun sollte er dort oben das bekannte Lied anstimmen, bei dem zum Schluss alle hüpfend Humba-Humba-Tättäärää singen. "Gebt mir ein H!", rief er in ein Megafon. "Haaa" dröhnte es aus zahlreichen Fan- und Spieler-Kehlen. Auch das U meisterte er souverän, dann jedoch: "Gebt mir ein B!" - Gelächter. Kiomourtzoglou hatte das M übersprungen. Ein typischer Anfängerfehler, wie der erfahrene Maximilian Nicu sofort anmerkte.

Kiomourtzoglou gab anschließend zu: "Ich hatte keine Ahnung, was ich machen soll." Er sei keine Rampensau, glänze viel lieber auf dem Platz. Das gelang ihm zuletzt eindrucksvoll. Am Samstag köpfelte er die SpVgg Unterhaching bereits nach drei Minuten in Führung - die Basis für den 5:1 (3:0)-Sieg gegen Ingolstadt II. Auch wenn er dafür anschließend auf den Zaun musste: Es dürfte Schlimmeres geben.

Wenn die Hachinger in dieser Saison Probleme haben, dann sind sie luxuriöser Art. Der Fall des 18-jährigen Kiomourtzoglou zeigt das recht schön. Die Saison hatte für den Mittelfeldspieler nicht ideal begonnen. Im Sommer wurde ihm in Dominik Stahl "eine Vollbombe vorgesetzt", wie es Trainer Claus Schromm ausdrückt. Im zentralen Mittelfeld kam Kiomourtzoglou nicht an Stahl und Ulrich Taffertshofer vorbei. Ihm blieb die Rolle des Jokers. "Er war ungeduldig, weil er anfangs weniger gespielt hat als im Vorjahr", erinnert sich Schromm. Als sich Anfang Oktober Taffertshofer am Oberschenkel verletzte, bekam Kiomourtzoglou seine Chance.

"Er macht das sehr gut", findet Schromm. "Wir müssen uns auf der Position keine Sorgen machen, auch in Zukunft nicht." Was freilich nicht bedeutet, dass es keine Luft nach oben gäbe. Von einem wie Stahl könne Kiomourtzoglou viel lernen. Ein Beispiel aus der 55. Minute: Kiomourtzoglou steht mit dem Rücken schräg zum eigenen Tor und nimmt einen Rückpass mit dem linken Fuß an, dreht sich nach hinten und spielt einen Sicherheitspass zum Verteidiger. Schromm gestikuliert wild auf seinem Stuhl, er findet, der Teenager habe sich "falsch aufgedreht". Stahl hätte wie in der Fahrschule mit einem kurzen Schulterblick geprüft, ob von hinten Gefahr heranrollt. Er hätte den freien Raum gesehen und nach vorne statt nach hinten gespielt.

Haching führte da bereits 4:0 nach Toren von Sascha Bigalke (2), Jim-Patrick Müller und eben Kiomourtzoglou. Schromm ließ anschließend weitere Nachwuchsakteure vorspielen. Verteidiger Christoph Greger, 19, und Flügelspieler Daniele Bruno, 20, fügten sich bei ihren Debüts tadellos ein. Der ebenfalls eingewechselte Luca Marseiler, 19, zog zudem ein paar schöne Sprints an. "Von der Bank kam ordentlich Qualität rein", lobte Schromm. "Der Konkurrenzkampf bleibt erhalten."

Dieser verspricht spannender zu werden als der Kampf um die Meisterschaft. Die Konkurrenz hat da schon längst abgewunken. Ingolstadt hatte sich zwar ursprünglich viel vorgenommen: Fünf Spieler, die einen Profi-Vertrag besitzen, standen in die Startelf. "Trotzdem waren wir nicht in der Lage, dagegenzuhalten", klagte FCI-Trainer Stefan Leitl. In Zukunft dürfte es nicht leichter werden.

Taffertshofer wird in der kommenden Woche zurückkehren. Trainer Schromm hat dann die Qual der Wahl, denn Kiomourtzoglou hat fleißig für sich geworben. Er hat drei Mal von Beginn an gespielt und jedes Mal ein Tor erzielt. Für ihn selbst ist das "natürlich ein gutes Gefühl", für Stadionsprecher Martin Piller tauchte hingegen ein kniffliges Problem auf: Bei Toren ruft Piller den Vornamen des Schützen, das Publikum ergänzt im Chor den Nachnamen. Doch der Name Kiomourtzoglou geht offenbar nicht so leicht über die Lippen. Das Ergebnis ist ein schwer definierbarer Klangbrei. "Wenn er so weiter trifft, muss eine Lösung her", findet der Sprecher. Vielleicht nimmt man in Zukunft den Vornamen Orestis, der hat weniger Silben. Piller lächelt: "Das sind mal richtige Probleme."

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: