Fußball:Präsidenten und Füchse

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Pipinsrieds Höß hadert nach 2:3 gegen den BCF mit dem Kader

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Er habe ja in dieser Spielzeit viele Regionalligaspiele gesehen, erzählte Konrad Höß. Der Präsident des FC Pipinsried wohnt nämlich den Auswärtsspielen seines Klubs selten bei, er sitzt währenddessen gerne in den Stadien des VfR Garching oder des SV Heimstetten. Höß weiß also, was seine Mannschaft eine Liga weiter oben erwarten würde. Und so ist er nach dem Heimspiel seines Bayernliga-Teams am Mittwoch mal wieder ins Grübeln gekommen. "Das muss ich mir noch mal überlegen, ob ich den Antrag nicht vielleicht zurückziehe", sagte Höß. Ein, zwei Spiele werde er sich noch ansehen. Vor dem letzten Spieltag müsste er dem Bayerischen Fußball-Verband allerdings bezüglich des Lizenzantrags Bescheid geben.

Auslöser seines Zögerns war das 2:3 (0:0) gegen den BCF Wolfratshausen. "Der Leitl ist schon ein Fuchs", sagte Höß anerkennend. Wolfratshausens Trainer habe seine Mannschaft sehr gut auf dieses Spiel eingestellt. "Sie haben das ordentlich gespielt, sind defensiv gut gestanden und haben schnell umgeschaltet", so Höß. In der 67. und 74. Minute nutzten Michael Marinkovic und Lamine Guèye die Freiräume, die sich in der gegnerischen Hälfte boten. Pipinsried kam zwar durch den seit Wochen starken Artur Kubica noch einmal heran (81.), doch nach dem 1:3 durch Christopher Korkor (87.) war auch Kubicas zweiter Treffer kurz vor Schluss ohne Bedeutung.

Mit dieser Niederlage im Nachholspiel sind der Meistertitel und der damit verbundene direkte Aufstieg in die Regionalliga so gut wie unmöglich geworden für Pipinsried. In drei ausstehenden Spielen müsste die Mannschaft von Spielertrainer Tobias Strobl fünf Punkte auf den TSV Rain aufholen. "In der aktuellen Zusammenstellung sind wir sowieso nicht regionalligatauglich", schimpfte Höß. Und merkte an, dass dies auch einige Spieler so sehen. Der eine oder andere hätte gar angekündigt, im Falle des Aufstiegs gehen zu wollen. "Aber der Trainer ist ja so ehrgeizig", so Höß.

Der Trainer lacht, als er das hört - vielleicht ist ja der Präsident nur ein Fuchs, der das Team auf seine Art motivieren will. Strobl jedenfalls sagt: "Es gibt zwei, drei Spieler, die Bedenken geäußert haben." Und das sei legitim bei so einem kleinen Klub wie Pipinsried. Selbstkritisch merkt er an: "Ich weiß auch nicht, ob ich zuletzt nicht zu viel Druck gemacht habe." Doch er sieht im Team keine Qualitätsprobleme, allein die aktuelle Form sei das Problem. "Zuletzt fehlte ein bisschen die Leidenschaft, vor allem im Spiel gegen den Ball. Wir sind jetzt am Scheideweg." Vor der Relegation müsse die Enttäuschung über den verpassten Direktaufstieg vergessen sein.

Der BCF hat zwar mit dem Aufstieg nichts zu tun, seit Mittwoch aber selbst mathematisch auch nichts mit dem Abstieg. "Bei den Siegen gegen Pullach und Pipinsried hat man gesehen, was für ein Potenzial in der Mannschaft steckt", sagte der Sportliche Leiter Klaus Brand. Das gebe Zuversicht für die kommende Saison: Wie es aussehe, werde die Mannschaft zum Großteil zusammenbleiben. Ein gefestigter Mittelfeldplatz scheint für die Stimmung oft besser zu sein als der ständige Kampf um den Aufstieg.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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