Fußball:Pipinsrieder 50+1-Regel

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Spielertrainer Muriz Salemovic und Fabian Hürzeler bilden beim Regionallga-Absteiger künftig eine Doppelspitze.

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Es war höchst ungewöhnlich, doch für ein paar Tage ist es tatsächlich einmal recht still geworden um den FC Pipinsried. So still, dass der Regionalliga-Absteiger gar seine eigene Facebook-Seite vom Netz nahm. Wenn die Kommunikation nach außen gekappt wird, ist das meist ein untrügliches Zeichen dafür, dass intern umso mehr Gesprächsbedarf herrscht. Und es gab ja auch viel zu bereden. Nach dem letzten Regionalliga-Spieltag am 18. Mai stand der Abstieg endgültig fest, und sogleich ging es um die Frage, wie sich der Verein fortan ausrichten will: Zurück zu den historisch gewachsenen Wurzeln, die man in der Bayern- oder auch in der Landesliga verorten darf? Oder doch eher als weiterhin ambitionierter Fußballklub mit dem Anspruch, möglichst bald zurückzukehren in die höchste Amateurklasse? Und auch, wenn die Facebook-Seite am Montagnachmittag immer noch nicht wieder online war: Die Antwort steht fest.

"Wir haben jetzt alles geklärt", sagt der Sportliche Leiter Roman Plesche. Was das bedeutet, zeigt schon die Tatsache, dass Plesche immer noch für den Verein spricht. Es war zuletzt ein offenes Geheimnis, dass der Geschäftsführer der erst im vergangenen Jahr gegründeten Fußball-GmbH nur bleibt, wenn die Ambitionen hoch gehalten werden. Recht schnell hatte er dann, zusammen mit dem Mitverantwortlichen Uli Bergmann, in Muriz Salemovic einen neuen Trainer gefunden. Beim TSV Landsberg, den Salemovic als Spielertrainer gerade zurück in die Bayernliga führte, bestätigte man seinen Weggang auch bald. Doch die Personalie war über Facebook schneller vermeldet worden, als man sich intern absprechen konnte.

Schlagartig scheint aber jetzt fast schon Euphorie zu herrschen. "Das hätte ich zwar auch nicht gedacht, dass ich mal nach Pipinsried gehe", sagt der neue Trainer, "aber da arbeiten sportlich echt gute Leute, und die sagen: Ja, wir sind abgestiegen. Aber jetzt: Ärmel hoch." Der Kader sei hochinteressant. Zugang Daniel Leugner (Pullach) kenne er persönlich, den Ex-Schweinfurter Steffen Krautschneider als Gegner aus seiner Regionalliga-Zeit mit dem FC Memmingen. "Ein überragender Kicker. Den kannst du als Trainer nur lieben, der ist ein Traum", sagt Salemovic.

Es ist klar erkennbar: Die Kaderplanung ist darauf ausgerichtet, in der kommenden Bayernliga-Saison gleich wieder oben mitzuspielen. Zumal Plesche zeitnah weitere Verpflichtungen ankündigte, unter anderem vom Regionalliga-Aufsteiger SV Türkgücü-Ataspor, der seinerseits aufgrund zahlreicher neuer Spieler auch viele abgibt. Nach SZ-Informationen wechseln Pablo Pigl und Christoph Rech aus München nach Pipinsried. Salemovic hofft auf zwei weitere "Granaten".

Der Verein hält zugleich an seiner langen Tradition fest, mit Spielertrainern zu arbeiten, von sofort an sogar mit zweien. Denn Fabian Hürzeler wird dem Verein erhalten bleiben - ob dann tatsächlich beide Akteure auch immer auf dem Feld stehen, werde sich noch zeigen, sagt Salemovic, der übrigens, wie er selbst sagt, für "attraktiven, offensiven Fußball" steht.

Interessant ist, dass der 30-jährige Salemovic noch über keinen Trainerschein verfügt, Hürzeler über die A-Lizenz, aber im Zweifelsfall Ersterer den Hut aufhaben wird. So heißt es in der Pressemitteilung des Klubs vom Montag: "Sollte es wider Erwarten in sportlichen Fragen zu unterschiedlichen Meinungen der beiden spielenden Coaches kommen, so hat Fabian Hürzeler vorgeschlagen, dass in diesem Falle Muriz Salemovic den Stichentscheid hat." Plesche merkt dazu an: "Man könnte es auch die Pipinsrieder 50+1-Regel nennen": Zwei gleichberechtigte Trainer, mit eingebauter Hierarchie, nur für den Fall. Solch eine Doppelspitze wäre nicht nötig, wenn man in der Bayernliga nur mitkicken wollte.

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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