Fußball:Pech und Pomade

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"Da haben wir nicht stattgefunden." Dachaus neuer Spielertrainer Fabian Lamotte hat noch einige Arbeit vor sich, das ist ihm jetzt klar. (Foto: Toni Heigl)

Nach einer ereignisreichen Woche mit Trainerwechsel verliert der TSV Dachau und steckt weiter im Abstiegskampf

Von Christoph Leischwitz, Dachau

Es lief die 36. Spielminute, der Gästetrainer wurde nervös. Der SV Kirchanschöring hatte bislang zwar das Spiel beim TSV 1865 Dachau im Griff gehabt, das Team von Patrick Mölzl war allerdings das eine oder andere Mal in einen Konter der Gastgeber gelaufen. Jetzt hatte Kirchanschöring einen Eckball, und Mölzl beorderte hektisch ein paar Spieler zur Absicherung nach hinten. Dann sagte er noch, mehr zu sich selbst: "Vielleicht kommt der Ball ja auch gar nicht raus, vielleicht geht er ja mal rein." Offensichtlich war der SV bei Standards zuletzt nicht immer vom Glück verfolgt gewesen.

Der Ball flog an den Fünfmeterraum und flipperte herum, doch niemand trat ihn raus. Dann ging der Ball rein. Manuel Omelanowsky hatte getroffen, schon zum zweiten Mal in diesem Spiel.

In der zweiten Halbzeit hatten die Dachauer zwei ähnliche Szenen, in denen der Ball aber nicht im Netz zappelte, also verlor Dachau mit 1:2 Toren. Und so war nach der Partie zumindest schon einmal ein Grund dafür gefunden, warum das Team auf einem Abstiegs-Relegationsplatz steht: "Viel Glück hatten wir in letzter Zeit auch nicht ", sagte der neue Spielertrainer Fabian Lamotte. Der Niederlage war eine ereignisreiche Woche voraus gegangen. Eigentlich war geplant gewesen, dass Lamotte erst zu Beginn der kommenden Saison Trainer wird. Doch wegen eines Todesfalls in der Familie des Trainers Marcel Richter hatte man sich dann gemeinsam entschieden, den Wechsel vorzuverlegen. Darüber hinaus fand am vergangenen Donnerstag die Mitgliederversammlung statt, in der Richters Schritt einstimmig abgesegnet wurde: Der 35-Jährige ist ab sofort Abteilungsleiter Sport, sein Vorgänger Konrad Kirschberger konzentriert sich künftig auf organisatorische Aufgaben.

In der Stadionzeitung hatte man Richter für seine sieben insgesamt sehr erfolgreichen Jahre als Coach gewürdigt: "Der Vater des Erfolgs - Danke Marcel" war dort zu lesen. Da ging es fast unter, dass sich Dachau nun mitten im Abstiegskampf befindet. Oder wie Kirschberger sagte: "Es wird jetzt nicht ernst, es ist schon ernst." Und er machte dafür nicht nur fehlendes Glück verantwortlich. "Da muss man sich als Spieler schon mal hinterfragen", sagte Kirschberger etwas genervt. Die Mannschaft versuche immer noch, alles mit ihrer Spielstärke lösen zu wollen, dabei sei sie gar nicht mehr so spielstark wie in der Hinrunde. Außerdem seien jetzt andere Tugenden gefragt.

Ratlosigkeit herrschte jedenfalls bei allen Beteiligten über den pomadigen Auftritt in der ersten Halbzeit. "Da haben wir nicht stattgefunden", gab Ex-1860-Profi Lamotte zu. Keine einzige nennenswerte Chance hatte sich Dachau da herausgespielt, nur einmal war Oliver Wargalla gefährlich vor dem gegnerischen Tor aufgetaucht (9.). Umso erstaunlicher war es, dass nach den beiden Toren von Kirchanschörings Omelanowsky die 65er aufwachten. Und mit der Einwechslung von Wilson Onyemaeke zu Beginn der zweiten Halbzeit kam dann auch richtig Tempo ins Spiel. Der Anschlusstreffer durch Fabian Negele fiel in der 55. Minute, dank einer energischen Balleroberung durch Michael Hutterer. Dann erst kam das Pech hinzu: Alexander Weiser traf mit einem gefühlvollen Freistoß nur den Pfosten (71.), ein Wargalla-Schuss aus kurzer Distanz wurde irgendwie noch abgefälscht (81.). "Auf diese zweite Halbzeit müssen wir aufbauen", sagte Lamotte ernst. Er blickte dabei drein wie ein Trainer, auf den noch viel Arbeit zukommt.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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