Fußball:Otto­brunns Hoffnungsträger

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Mit Trainer Mikayil Aral soll die Bezirksliga gehalten werden - obwohl das Schicksal des TSV im Oktober bereits besiegelt schien. Damals hatte der Klub nur eines von 15 Spielen gewonnen.

Von Stefan Galler, Ottobrunn

Das Tabellenbild trostlos, die Lage aussichtslos: Mitte Oktober schien das Schicksal des TSV Ottobrunn in der Bezirksliga Ost besiegelt zu sein. Einen einzigen Sieg hatte der Klub bis zum 15. Spieltag einfahren können, man hinkte der Konkurrenz mit sechs Pünktchen um Längen hinterher, das rettende Ufer war zehn Zähler entfernt. Mittlerweile sieht das ganz anders aus. Entscheidend für den neuen Ottobrunner Optimismus waren die letzten vier Spiele vor der Winterpause: Aus diesen Begegnungen im Spätherbst holte der TSV zehn Zähler, reichte die rote Laterne an den SV DJK Kolbermoor weiter und verkürzte den Abstand zum ersten Nicht-Abstiegsplatz auf fünf Punkte. Dann wurde die Aufholjagd durch die Winterpause jäh gestoppt.

"Wir hätten auf alle Fälle gerne noch weitergespielt", sagt Matthias Schmidt, Fußball-Abteilungschef und Sportlicher Leiter in Ottobrunn. Schmidt war maßgeblich an der Trendwende beteiligt, schließlich hatte er den neuen Coach verpflichtet, der sich zumindest in den letzten Spielen des Kalenderjahres 2017 als echter Glücksgriff erwies: Mikayil Aral, zuvor viele Jahre bei Philipp Lahms Stammverein FT Gern als Spieler und später als Trainer tätig. Davor war er Spielertrainer beim damaligen Landesligisten Türkgücü München. Und Aral hatte sich in den Gesprächen mit Schmidt als bester Bewerber erwiesen. "Ich hatte mir bei der Suche viel Zeit gelassen", erinnert sich der 31-Jährige an die Sondierung. Eine gute Idee.

Arals Vorgänger Tarkan Kocatepe hatte in seiner fünfeinhalb Jahre andauernden Amtszeit den Klub in der Bezirksliga etabliert, nachdem man zuvor bis in die Kreisklasse durchgereicht worden war. Im vergangenen Sommer konnte der Abstieg dann in der Relegation gerade noch verhindert werden, ein positiver Effekt blieb jedoch aus: In der laufenden Spielzeit konnte Kocatepe dem Team nicht mehr die notwendigen Impulse geben, er reichte im September seinen Rücktritt ein. "Er hat sich für die Mannschaft den Hintern aufgerissen", sagte Matthias Schmidt damals.

Der Abteilungsleiter selbst coachte das Team in der Übergangszeit, bis er in Mikayil Aral endlich die passende Lösung präsentieren konnte. Aral sagte schon damals zu, unabhängig von der Ligazugehörigkeit beim TSV Ottobrunn bleiben zu wollen. "Das war eine Grundvoraussetzung für mich", so Schmidt, der auf eine nachhaltige Entwicklung beim ehemaligen Landesligisten hofft. Er möchte den Verein mit seinen 550 Mitgliedern für die Zukunft aufstellen: "Wir sind zwar immer noch ein Breitensportverein, der jedem Ottobrunner Kind jeden Alters eine fußballerische Heimat bietet", sagt der Spartenchef. "Aber unsere ersten Mannschaften im Juniorenbereich sollen schon leistungsorientiert sein. Ziel muss sein, dass sich die Herrenteams und insbesondere die erste Mannschaft vor allem aus Eigengewächsen zusammensetzt."

Dabei träumt man keineswegs von Aufstiegen in den höheren Amateurbereich: "Wir hätten gar nicht die Manpower und Infrastruktur, um höherklassig zu spielen", sagt Schmidt. Sich solide in der Bezirksliga zu etablieren sei das höchste der Gefühle - auch aus finanziellen Gründen. Zuletzt habe er einen Sponsor aus der Wettbranche gewinnen können, "das sichert uns einen Betrag, den wir gut gebrauchen können". Selbst in einer prosperierenden Umlandgemeinde wie Ottobrunn gibt es nur wenige Unternehmer, die lokale Sportvereine unterstützen.

Der TSV setzt auf eine klare Spielphilosophie, "attraktiv und offensiv" sollen die TSV-Teams auftreten, von der Jugend bis zur ersten Mannschaft. Schon bei den Kleinsten werde Wert auf eine umfassende Ausbildung gelegt: "Wir lassen sie bis einschließlich des jüngeren E-Jugendjahrgangs alle Positionen spielen, erst dann sollen sich die Kinder spezialisieren", sagt Schmidt. Deshalb seien die Ottobrunner Juniorenteams auch in den älteren Jahrgängen deutlich erfolgreicher als bei den Grundschulkindern. "Wir wollen, dass die Kids das Fußballspielen richtig lernen."

Vorerst gilt das Augenmerk aber der ersten Mannschaft, die in den verbleibenden elf Spielen den Klassenerhalt bewerkstelligen will. "Zwölf bis 15 Punkte werden wir schon noch brauchen", sagt Matthias Schmidt. Es käme nun darauf an, "möglichst verletzungsfrei zu bleiben". Sollte gleich zum Auftakt beim Tabellenzehnten Ampfing ein Sieg gelingen, sei "alles möglich". Eine wichtige Rolle könnte die bevorstehende Rückkehr des langzeitverletzten Stürmers Timo Aumayer spielen, der wegen einer Schambeinentzündung die gesamte Vorrunde verpasst hatte.

Neu verpflichtet wurden zudem Angreifer Philipp Burggraf vom Ligarivalen SC Baldham, sowie Verteidiger Tim Irlbacher, 20, der bis zur C-Jugend in Ottobrunn gespielt hatte und zuletzt beim FC Deisenhofen Erfahrung in der U 19-Bayernliga sammeln konnte. Das sei der Idealfall, erklärt Schmidt, "wenn Spieler, die wir selbst ausgebildet haben, am Ende auch bei uns spielen".

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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