Fußball:Modus im Kreuzfeuer

Lesezeit: 3 min

Finale Runde: Der BCF Wolfratshausen hat es am Mittwoch und Samstag mit Kirchanschöring zu tun. Danach soll gejubelt werden. (Foto: Wolfsbauer)

Während beispielsweise der BCF Wolfratshausen noch immer um den Klassenerhalt in der Bayernliga kämpft, gibt es von einigen Seiten Kritik an der Relegation.

Von Andreas Liebmann und Stefan Galler, München

Michael Schütz bekam kräftigen Applaus. Das war erstens schon deshalb bemerkenswert, weil es einen solchen im Vereinsheim des BCF Wolfratshausen eigentlich nie gibt. Und zweitens, weil Schütz weder der bisherige noch der kommende Fußballtrainer der Wolfratshauser ist, sondern der des SB Chiemgau Traunstein. Doch Schütz hatte dringend etwas loswerden wollen, was offensichtlich Gefallen fand im Auditorium. Niemand hatte ihn danach gefragt in der Pressekonferenz nach dem Relegationsspiel vor einer knappen Woche, und es ging ihm auch nicht darum, eine Ausrede zu suchen für den drohenden Wiederabstieg seines Teams in die Landesliga. Im Gegenteil, seine Mannschaft hatte das Hinspiel auswärts gerade mit einem 1:1 beendet, er konnte nicht ahnen, dass sich der BCF im Rückspiel zu einem 3:1-Sieg steigern würde. Schütz jedenfalls sagte: "Eines muss ich jetzt mal klipp und klar an den Verband richten: Wir Bayernligisten spielen das ganze Jahr gegeneinander, und in der Relegation müssen wir auch wieder gegeneinander spielen. Ich weiß nicht, wo darin der Sinn liegt."

Schütz äußerte seine Kritik an dem Modus, der der Bayernliga-Relegation zugrunde liegt. Der Verband hatte nach Saisonschluss Vierergruppen gebildet, die jeweils in zwei K.-o.-Runden je einen freien Platz in einer Bayernliga ausspielen mussten, und weil er dabei vor allem Wert auf geografische Nähe legte, gab es sowohl Gruppen mit drei Landesliga- und nur einem Bayernliga-Vertreter, in der Gruppe Süd aber eben dem genauen Gegenteil. "Ich denke, wenn, dann sollten die Landesligisten sich mit uns Bayernligisten messen und schauen, ob die gegen uns bestehen." Dass sich die Bayernligisten nun erneut "gegenseitig auf die Socken hauen" müssten, finde er "unfassbar".

Schütz wusste auch nicht, dass Manfred Fleischer, der Vorsitzende des BCF, einige Tage zuvor Ähnliches hatte verlauten lassen. Spielregeln seien etwas Schönes, hatte Fleischer gesagt, noch besser hätten ihm diese Regeln allerdings gefallen, wenn sie vorher bekannt gewesen wären. Dass es zum Beispiel keinerlei Vor- oder Nachteil bedeutete, ob man als 15. oder 17. in die Relegation einziehe, hätte vorher einfach niemand gewusst. Und auch er argumentierte, dass es früher mal der Sinn der Relegation gewesen sei, einen direkten Vergleich zwischen oben und unten herzustellen. Ungleiche Gruppen nach einem Regionalprinzip zusammenzustellen, könne nicht der Weisheit letzter Schluss sein.

Auch die Freisinger waren als Zweiter der Landesliga Südost, erst kurz vor Schluss abgefangen vom großen Favoriten Türkgücü-Ataspor und dann in zwei spektakulären Relegationsduellen gegen Kirchanschöring am Aufstieg gescheitert, nicht gerade glücklich mit ihrer Gruppe. "Das war erst einmal ein kleiner Schock", berichtete Abteilungsleiter Georg Appel von der Auslosung. Natürlich müsse man auch einen Bayernligisten schlagen, wenn man in die Bayernliga wolle. Er wäre aber gerne bereit gewesen, etwas weiter zu fahren, zumal die Mannschaften im Norden für etwas schwächer gehalten würden als die im Süden. Dennoch, sagt Appel, könne er die Aufteilung aus regionalen Gesichtspunkten nachvollziehen.

Ähnlich der Bayernligarelegation war auch der Modus im Kampf um den Verbleib in der Landesliga; auch hier wurden regionale Gruppen gebildet, in jener des TSV Moosach waren auch der Sportbund Rosenheim und Freilassing - beides Konkurrenten aus der Südost-Staffel. Prompt trafen die Kicker aus dem Landkreis Ebersberg auf die Rosenheimer, wie zuvor schon zweimal im Laufe der Saison (2:1, 1:2). In der Relegation holte Moosach auswärts ein 1:1, verlor aber zu Hause mit 0:2. Zu einem Wettstreit mit einem Bezirksligisten kam es nicht, also hatte auch hier der Vergleich zwischen den Spielklassen für das Team des Trainerduos Florian und Markus de Prato gar nicht stattgefunden. Bezirksligist Saalfeld setzte sich im anderen Duell gegen Freilassing durch, damit kommt es wenigstens in der finalen Runde zum Duell Bezirks- gegen Landesliga.

Josef Janker, Spielleiter des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) weist die Kritik am Modus zurück: "Wenn drei Teams einer Liga in die Relegation müssen, die aus demselben regionalen Bereich sind, dann muss man sie auch in eine Spielgruppe tun. Manchmal geht es halt nicht anders", sagt der Funktionär. "Die Spiele sind meistens unter der Woche, wenn wir das anders lösen, beschweren sich wieder alle über die Fahrzeiten."

Markus de Prato vom Landesligaabsteiger Moosach sieht den Relegationsmodus skeptisch, weil auf diese Art und Weise die Saison künstlich verlängert wird und sich die Sommerpause stark verkürzt. Die Tatsache, dass die Auf- und Abstiegsrunden heutzutage in Hin- und Rückspiel absolviert werden, gefällt ihm ebenfalls nicht: "Als ich noch für den Kirchheimer SC spielte, haben wir uns auf einer neutralen Wiese getroffen, da war klar, dass es an diesem Tage eine Entscheidung gibt. Dementsprechend waren das immer Festtage mit hunderten Zuschauern." De Prato plädiert dafür, zu diesen Entscheidungsspielen zurückzukehren: "Das sage ich im Sinne des Amateurfußballs und nicht, weil ich jetzt nachkarten will, nachdem wir abgestiegen sind."

Auch hierzu hat Spielleiter Janker eine dezidierte Meinung: "Die Regelung mit Hin- und Rückspiel soll Einnahmen für die beteiligten Vereine generieren." Außerdem wüssten Klubs, die selbst betroffen sind, die Gefahrenlage in ihren Stadien besser einzuschätzen. Überhaupt findet es Janker grenzwertig, dass sich die Vereine in der Öffentlichkeit beschweren: "Mir gegenüber hat keiner was gesagt."

Der BCF Wolfratshausen wird nun an diesem Mittwoch (18.30 Uhr) auswärts in die finale Runde gegen Kirchanschöring starten. Den direkten Vergleich in der Liga hatte er knapp gewonnen. Man kann das sehr leicht nachschauen. Das letzte Duell der beiden fand nämlich erst am 18. Mai statt, also vor weniger als zwei Wochen. Am letzten Spieltag der Bayernliga Süd.

© SZ vom 30.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: