Fußball:Konrad Höß hat eine neue Liaison

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Der von der Insolvenz bedrohte Bezirksligist SC Fürstenfeldbruck wirbt offenbar um Pipinsrieds ehemaligen Präsidenten.

Von Ralf Tögel, Pipinsried

Es war verdächtig ruhig geworden um Konrad Höß, den ehemaligen Präsidenten des Fußball-Regionalligisten FC Pipinsried. Der offiziellen Verabschiedung war ja der Bruch zwischen dem 77-Jährigen und der neuen Vereinsführung um Nachfolger Roland Küspert gefolgt. Eigentlich sollte Höß als eine Art Platzwart mit Herrschaftswissen eingebunden bleiben, doch an der Tatsache, dass er fortan nicht mehr alleine entscheiden darf, ob ein Spiel abgesagt wird, entlud sich sein ganzer Furor. Dieses Recht hatte er sich, seit er den Verein vor 50 Jahren gegründet hatte, seiner Ansicht nach exklusiv reserviert. Denn für das Stadion im Allgemeinen und den Rasen im Speziellen, das nur am Rande, hegte Höß besonders innige Gefühle. Seit dem Streit vor vier Monaten ließ sich Höß nicht mehr im Stadion blicken - und keine Gelegenheiten ungenutzt, gegen "die Fremden", die nun seinen Kommandostand besetzen, zu stänkern: "In zwei Jahren haben sie meinen Verein mit 100 Sachen an den Baum gefahren."

Höß ist zweifellos vorzüglich vernetzt in Fußball-Bayern

Die Zeit der Ruhe ist vorbei, allerdings hat Konrad Höß sich mit überraschenden Neuigkeiten zu Wort gemeldet: zunächst mit Lob. "Hut ab, wie Christian Schweiger das Löwen-Spiel hinbekommen hat." Bekanntlich hat der TSV 1860 im Dachauer Hinterland vor Wochenfrist und knapp 8000 Zuschauern sein Regionalliga-Meisterstück gemacht. Noch etwas Überraschendes hatte Höß parat, er verriet, dass ein Kollege um seine Dienste buhle: "Jakob Ettner hat mich gebeten, mit ihm den schlafenden Riesen SC Fürstenfeldbruck wiederzuerwecken." Der SCF war in der Tat einst ein ambitionierter Bayernliga-Großklub aus der Münchner Region, ehe er nach zahlreichen Funktionärswechseln und vielerlei Querelen in der Bezirksliga gelandet ist und dort um den Klassenerhalt kämpft. Präsident Ettner, dessen Sohn beim FCP spielt, schiele dabei auf "meine Fachkenntnisse", so Höß, "die ein großer Gewinn" wären. Der 77-Jährige ist zweifellos bestens vernetzt im bayerischen Fußball, hat es zudem immer geschafft, dem FCP einen leistungsstarken Kader mit moderatem finanziellen Aufwand zusammenzustellen. Kein schlechtes Bewerbungsprofil für einen Verein wie den SCF, dem allerdings nicht nur sportlich das Wasser bis zum Hals steht.

Der Verein konnte kürzlich die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens vorerst abwenden, zudem hat Ettner eine Allianz um einige ehemalige Präsidenten gegen sich, die ihn bei den anstehenden Neuwahlen am kommenden Donnerstag aus dem Amt drängen will. Höß kann sich vorstellen, dass Ettner ihn gerne als Abteilungsleiter sehen würde, er will sich aber zunächst einmal informieren, wie es denn um den Klub steht. Klar ist bisher nur, dass er sich wieder auf vermintes Gebiet begeben würde - doch damit kennt sich Konrad Höß ja aus.

© SZ vom 12.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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