Fußball:Keine Angst vor dem Abenteuer

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Trainer Peter Held. (Foto: imago/Lackovic)

Vor einem Jahr stand der SC Olching noch vor der Insolvenz. Nun steht er zwei Spieltage vor Saisonschluss als Aufsteiger in die Landesliga fest

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Guido Ziegler kann sich noch gut an die spektakulären Abstiegs-Relegationsspiele 2010 erinnern. Damals als Kapitän der Fußballer des SC Olching verlor er drei Entscheidungsspiele nacheinander und konnte den Abstieg aus der Bezirksoberliga in die Bezirksliga nicht verhindern. Jetzt ist Ziegler Präsident des Vereins, und die Mannschaft ist schon zwei Spieltage vor Saisonende in die Landesliga aufgestiegen. Die echten Herausforderungen für den finanziell klammen Klub kommen aber erst jetzt, wenn es darum geht, die Mannschaft für die sechste Liga zu verstärken.

"Wir werden keinen Euro ausgeben, den wir nicht haben", stellt Ziegler klar. Vermeintlich arrivierte Spieler, die in der Region München jeden Sommer auf Tournee gehen, kommen für Olching nicht in Frage. Die könne man sich sowieso nicht leisten - im vergangenen Jahr stand der SCO noch kurz vor der Insolvenz. Das lag jedoch nicht an zu teuren Spielern, sondern an Problemen, die vor allem das Vereinsheim bereitete. Die Hausbank des Klubs hat jetzt die Begleichung von etwa 150 000 Euro Schulden auf viele Jahre gestreckt und damit die prekäre Lage entspannt. "Wir werden auf junge Leute setzen, die sich mit dem Verein total identifizieren", sagt Ziegler. Ein Satz, den man häufig von Fußballvereinen hört. Doch Ziegler meint es ernst: "Jung, hungrig und erfolgsbesessen müssen sie sein." So hat Ziegler auch die Meistermannschaft kennengelernt, die dem lange Zeit die Tabelle deutlich anführenden TSV Gilching noch den direkten Aufstieg abjagte. Gilching muss wie im vergangenen Jahr versuchen, sich über die Relegation einen Platz in der Landesliga zu sichern.

Der SCO hat von bisher 30 Spielen nur eines verloren und 73 Punkte eingesammelt. Das macht Mut, auch in der Landesliga bestehen zu können. Vater des Erfolges ist für Ziegler Trainer Peter Held. Ziegler, 38 Jahre alt, und Held, 34, haben viele Jahre miteinander für den SC Olching gespielt. Jetzt sind sie beide an den Schaltstellen des Vereins angekommen. "Er leistet viel mehr als ein vergleichbarer Trainer im Landkreis", lobt Ziegler Held. "Wir wissen beide gut, wie die Spieler ticken", sagt wiederum Held. Das sei ein wesentlicher Vorteil.

Überhaupt die Held-Familie: Die beiden jüngeren Zwillingsbrüder von Peter Held sind wichtige Stützen der Mannschaft. Stefan Held steht im Tor, Martin spielt im Mittelfeld. Auch Peter Held hätte sicherlich noch das Zeug, die Mannschaft als Spieler anzuführen. Viele Jahre lang galt er Beobachtern als bester Fußballer im Landkreis Fürstenfeldbruck. Doch im Winter 2014/15 traf er ganz bewusst die Entscheidung, nicht als Spielertrainer weiterzumachen, sondern sich ganz auf seine Aufgabe als Trainer zu konzentrieren. "Das hat der Mannschaft gut getan. Es läuft sogar besser als vorher", sagt der Trainer Held heute. "Andere sind auf dem Feld in die Bresche gesprungen und haben dort die Verantwortung übernommen." Dazu zählt der Trainer die Torjäger Stefan Petersberger, Roman Fuchs und Michael Mitschke genauso wie Kapitän Andreas Bartl und Mittelfeldspieler Bernhard Dehmel. Auch auf Abwehrchef Ender Dag war immer Verlass. Dazu kommen Youngster wie Florian Obermeier, Moritz Blankenhahn und Cedric Zeissberger, der jetzt aus der A-Jugend in den Landesligakader wechseln wird.

Der Verein verfügt seit vielen Jahren über ein Geflecht von kleinen und mittleren Sponsoren. Das soll auch so bleiben. "Wir wollen uns nicht von einem einzigen Geldgeber anhängig machen, der dann plötzlich keine Lust mehr hat", sagt Ziegler. Peter Held will sich bemühen, den Kader für die Landesliga breiter aufzustellen. "Da können auch Spieler dabei sein, die uns sofort helfen", sagt Held, um gleich einzuschränken, dass diese zur Mannschaft passen müssten. Vor dem "Abenteuer Landesliga", wie er sagt, ist ihm nicht bange. Die Vorfreude sei groß, zumal sich Lokalderbys gegen den SC Fürstenfeldbruck und den SC Oberweikertshofen abzeichnen. Die Zuschauerkulisse, die in Olching schon immer die Konkurrenz übertraf, wird dann eine zusätzliche Motivation sein. Und wenn es mal nicht so laufen sollte, dann singen sie das alte SCO-Lied, das Präsident Ziegler neu entdeckte, besonders laut: "Ihr Olchinger Jungen schlaget ein, schlaget ein, wir sind die wackeren Fußballspieler."

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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