Fußball:Im Maserati von der Überholspur geschlittert

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Endstation Erlbach: Der Traum vom Aufstieg in die Bayernliga Süd ist für Luca Tschaidse, 21, (blaues Trikot) und den FC Deisenhofen geplatzt. (Foto: Claus Schunk)

Jugendlicher Leichtsinn: Der FC Deisenhofen scheitert trotz eines 1:0-Erfolgs im Rückspiel gegen Erlbach in der Relegation zur Bayernliga

Von Fabian Swidrak, Erlbach/Oberhaching

Immerhin rehabilitiert habe sich seine Mannschaft, sagt Peter Schmidt, die Saison versöhnlich beendet. Für den Einzug in die zweite Runde der Aufstiegsrelegation zur Bayernliga Süd reichte der 1:0-Erfolg im Rückspiel beim SV Erlbach am Samstag (Hinspiel 0:2) zwar nicht. "Aus Mädchen wurden dann aber doch wieder Jungs", attestiert der Trainer des FC Deisenhofen seiner Mannschaft, die also auch zukünftig in der Landesliga spielen wird, einen Hormonschub. "Von der physischen Komponente her waren wir viel besser drauf als im Hinspiel."

Masaaki Takahara ließ Deisenhofen mit seinem Kopfballtreffer (50.) noch einmal von der Verlängerung träumen. "Die Fünferkette der Erlbacher stand danach aber sicher", sagt Schmidt. Auch die gelb-rote Karte für Erlbachs Peter Schreiner (81.) konnte Deisenhofen in der Schlussphase nicht mehr entscheidend nutzen. "Uns hat das Glück gefehlt", erklärt Schmidt, betont aber auch, dass es seine Mannschaft bereits im Hinspiel verdaddelt habe.

Ungewohnt öffentlich nahm er sich seine junge und unerfahrene Mannschaft anschließend zur Brust, bemängelte Einstellung und Zweikampfverhalten. Vergeblich hatte er seine Spieler vor dem Druck gewarnt, den Relegationsspiele auf den Kopf ausüben. "In ihrem jugendlichen Leichtsinn haben sie mir das vielleicht nicht geglaubt", sagt Schmidt jetzt, wo sich seine Spieler in 180 Minuten um den Lohn einer 74-Punkte-Saison gebracht haben, weil sie im Hinspiel nach zwei Gegentoren kurz vor und kurz nach der Halbzeitpause nicht mehr auf die Beine gekommen waren. "Nachdem wir Ismaning eine Saison lang Paroli geboten haben, sagten die Jungs: ,Druck? Hey, Coach, wir sind coole Typen. Das macht uns nichts aus'", erzählt Schmidt und meint, seine Spieler hätten sich plötzlich gewundert, als die einfachsten Pässe nicht mehr ankamen. "Es war wie mit einem 18-Jährigen, der gerade den Führerschein gemacht hat und nach einem Maserati schreit, aber gar nicht weiß, wie man mit so viel PS unterm Arsch umgeht."

Schmidt hofft, dass seine Spieler aus den beiden Duellen mit Erlbach gelernt haben. "Diese Erfahrung nimmt ihnen keiner mehr", sagt er. Ändern will er an seinem Konzept in der neuen Saison nichts. Er kann es gar nicht. "Wir müssen auf unsere Jungs setzen. Sieben kommen wieder aus der A-Jugend raus. Für Topspieler von anderen Klubs haben wir kein Geld", sagt Schmidt, der vor seinem Wechsel in die Jugendarbeit des FC Deisenhofen, aus der er vor der nun beendeten Saison zum Chefcoach der ersten Mannschaft aufstieg, den oberfränkischen Landesligisten TSV Neudrossenfeld trainierte. "Vielleicht war ich da blauäugig", sagt Schmidt über sein erstes Jahr im oberbayerischen Amateurfußball. "Die Summen, die hier in der Region in den unteren Spielklassen bezahlt werden, haben mich schockiert." Mit Spielern anderer Vereine setze er sich schon gar nicht mehr zusammen. "Die fragen dann gleich nach einer Siegprämie", sagt Schmidt ernüchtert. Er glaubt, dass sich seine Mannschaft im Falle des Aufstiegs schon in der Bayernliga hätte halten können. "Die spielerische Klasse haben wir. Die kämpferische Komponente kann man sich erarbeiten", sagt Schmidt, räumt aber ein: "Was unsere Möglichkeiten anbelangt, ist die Landesliga sicher die Liga, in die wir gehören."

Nach dem Aufstieg von Meister Ismaning wird Deisenhofen in der kommenden Saison erst recht zu den engsten Favoriten auf die Meisterschaft gehören. "Die Leute werden uns blind mit auf ihren Zettel schreiben", weiß auch Schmidt. Mit Neudrossenfeld scheiterte er einst auch in der Relegation am Aufstieg in die Bayernliga. "Im Jahr danach haben wir nur noch um den sechsten oder siebten Platz gespielt", mahnt Schmidt. Ein weiteres Jahr später allerdings führte er die Mannschaft zur Meisterschaft. Dann ging er zum FC Deisenhofen.

© SZ vom 30.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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