Fußball:Hunger nach hartem Brot

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Nach drei gescheiterten Anläufen will der TSV Grünwald endlich zurück in die Landesliga

Von Stefan Galler, Grünwald

Wenn Außenverteidiger Naoto Ishii seine Kommandos übers Feld brüllt, traut mancher seinen Ohren nicht: In breitestem Bairisch weist der 35 Jahre alte Japaner seine Mitspieler an. Nicht nur, weil der Zugang vom Sportbund Rosenheim damit für Heiterkeit sorgt, sind sie beim TSV Grünwald froh, ihn im Sommer dazu bekommen zu haben. "Er ist eine echte Bereicherung, ein unermüdlicher Arbeiter", sagt Trainer Pero Vidak.

Der Kroate hatte vor der neuen Saison in der Bezirksliga Süd eine undankbare Aufgabe zu erfüllen: Seine Elf war gerade zum dritten Mal nacheinander als Tabellenzweiter der Bezirksliga Süd hauchdünn am Aufstieg in die Landesliga vorbeigeschrammt. Nun setzte auch noch der große Exodus ein: Die Brüder Albert und Robert Rudnik, in der vergangenen Saison verantwortlich für insgesamt 49 Tore, wechselten zu Regionalliga-Aufsteiger VfR Garching, Kevin Staudigl zum Landesligisten SC Kirchheim, Thomas Klein und Mediziner Benedikt Löppert, der zuletzt in einer Praxis in Dachau anheuerte, beendeten ihre Karrieren. Dazu fällt Danijel Lazarevic wegen einer komplizierten Sprunggelenksverletzung bereits seit fast einem Jahr aus. "Das sind sechs absolute Stammkräfte, die man nicht so leicht ersetzen kann", sagt Vidak. Deshalb sei es auch für ihn keine Überraschung gewesen, dass die Grün-Weißen zu Saisonbeginn eine gewisse Anlaufzeit benötigten, um in die Spur zu finden.

Vor allem zu Hause an der Keltenstraße lief es zu Saisonbeginn überhaupt nicht; aus den ersten fünf Heimspielen holte der TSV nur einen Punkt. Nach und nach fand sich das Team, auch die Zugänge verstanden alsbald, was sich Vidak unter Forechecking und Gegenpressing vorstellte. "Und so schafften wir es, dass die Mannschaftsteile miteinander harmonierten", sagt der 47 Jahre alte Trainer.

Denn auf spektakuläre Zugänge musste Vidak weitgehend verzichten. Der Japaner Ishii war bis wenige Tage vor Ende der Transferperiode der prominenteste. Dann gelang es dem TSV, den bosnischen Angreifer Mirza Dzafic vom Landesligisten SC Fürstenfeldbruck zu verpflichten. "Ein erfahrener Stürmer, der das bestätigt, was wir uns von ihm versprochen haben", sagt der Trainer. Vom zehnten Spieltag an stand der 33-Jährige jedesmal in der Startelf, von den folgenden sechs Partien ging keine verloren - und Dzafic traf fast immer. Insgesamt bereits neun Mal in neun Einsätzen. Am vergangenen Wochenende erzielte er den Ausgleich beim mühevollen 2:1-Sieg gegen den Tabellenletzten Peiting, davor erledigte er den Vorletzten SC Gaißach mit seinen beiden Toren im Alleingang, Endstand 2:0. Von den vergangenen zehn Partien ging nur eine verloren - kurioserweise das andere Spiel gegen Gaißach vor gut drei Wochen (1:2). Aber Vidak bleibt gelassen, weil er diese Saison zum "Übergangsjahr zur Konsolidierung" ausgerufen hat. Dafür läuft es prächtig.

"Ein unermüdlicher Arbeiter": Der Japaner Naoto Ishii (rechts), 35, ist laut Trainer Pero Vidak "eine echte Bereicherung" für den TSV. (Foto: Johannes Simon)

In der Tabelle haben sich die Isartaler mit 33 Punkten auf Rang drei vorgearbeitet, nur zwei Zähler hinter den punktgleich Führenden Gilching und Geretsried. Allerdings hat sich in den vergangenen Partien gegen die beiden Schlusslichter der Liga der Ausfall von Ivan Bakovic bemerkbar gemacht. Der Spielmacher hatte sich nach der ersten Partie gegen Gaißach eine Auseinandersetzung mit einem Schiedsrichter-Assistenten geleistet und dafür die rote Karte gesehen. "Er hat die Nerven verloren", sagt Vidak.

Vorerst gibt es jedenfalls keinen Grund für den Coach, sich in die Favoritenrolle zu drängen. Erst kommende Saison soll der Angriff auf die Spitze unternommen werden. Mittelfristig will Grünwald nämlich endlich wieder dorthin, wo der langjährige Konkurrent SV Planegg-Krailling seit diesem Sommer spielt: in die Landesliga. Dass die Würmtaler, die den TSV in der Vorsaison erst auf den letzten Metern überholten, in der höheren Klasse Probleme haben und von den vergangenen neun Spielen nur eins gewannen, ficht Vidak nicht an: "Es mag ein hartes Brot sein, doch wir hätten das gern gegessen."

© SZ vom 13.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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