Fußball:Hachinger Wirrwarr

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Ein Bild wie aus vergangenen Tagen: Die SpVgg Unterhaching feiert vor großer Kulisse ihre Führung gegen Bayern Leverkusen. (Foto: Buthmann/Imago)

Vor der Hauptversammlung ist bei der SpVgg einmal mehr alles unklar

Von Stefan Galler und Christoph Leischwitz, Unterhaching

Unmittelbar an der Stadtgrenze ist die Heimat der SpVgg Unterhaching. Im Laufe seiner Geschichte hat der Fußballverein immer wieder von diesem Standort profitiert. Die Nachbarschaft zum FC Bayern und zum TSV 1860 hat oft namhafte Spieler hierher gebracht, die für die beiden großen Vereine nicht oder nicht mehr infrage kamen und dennoch in München leben wollten. Der daraus resultierende sportliche Erfolg wiederum lockte Sponsoren an, regionale wie den Senfhersteller Develey, überregionale wie den Mikrochiphändler Erich Lejeune (Consumer Electronic) oder den Versicherer Generali. Doch diese Zeiten sind schon einige Jahre vorbei: Seit 2012 ist Manfred Schwabl nun Präsident, und seither haben sich viele Fans und Mitglieder immer wieder gefragt, warum der Verein eigentlich keinen neuen Hauptsponsor findet. Eine Antwort Schwabls lautete, dass es in München sehr schwer sei, Geldgeber zu finden. Lieber der hundertste Kleinstsponsor des FC Bayern als bei Haching auf der Brust stehen - so lautete offenbar das Credo vieler Unternehmer in den vergangenen Jahren.

Doch ganz plötzlich scheinen namhafte Interessenten aus der Wirtschaft förmlich Schlange zu stehen vor der Geschäftsstelle am Sportpark. Wie bereits berichtet, plant der ehemalige FC-Bayern-Spieler Christian Nerlinger einen wirtschaftlichen Einstieg mit seiner ProSiebenSAT1-Tochter "Sam Sports GmbH". Nun gibt es noch einen weiteren Interessenten aus einer ganz anderen Branche: Christian Näther ist einer von sechs Inhabern der "Emeram Capital Partners GmbH", die ihren Hauptsitz am Münchner Prinzregentenplatz hat. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Managern und Investoren, die sich laut Firmen-Homepage das Ziel gesetzt hat, "die führende Beteiligungsgesellschaft für mittelständische Unternehmen im deutschsprachigen Raum zu werden". Näther selbst war zuvor acht Jahre für den Unternehmensberater McKinsey tätig. Laut "Handelsblatt" war er später, als Teilhaber des Private-Equity-Fonds "Apax", von Deutschland aus verantwortlich für die Übernahmen großer Betriebe, etwa der Tommy Hilfiger Corporation. Und dieser Mann ist offenkundig drauf und dran, bei Haching einzusteigen, in welcher Form auch immer. Es hat auch schon Gespräche mit Schwabl gegeben, das bestätigt Näther gegenüber der SZ. "Um das gleich klarzustellen: Mir geht es nicht darum, als Präsident zu kandidieren." Er wolle vor allem dabei helfen, den Verein "professionell aufzustellen". Dabei gehe es um viele Themen, viele Leute sollen involviert werden.

Nun handelt es sich bei der SpVgg Unterhaching ohnehin in keiner Weise um ein Objekt, bei dem man mit einer finanziellen Beteiligung auf satte Profite hoffen könnte. Bleibt die Frage: Was wollen die Investoren? Näther sagt, ihm liege vor allem die Jugendarbeit am Herzen, sein Sohn spiele bei der SpVgg. Berufliche Interessen verfolge er keine, das Engagement sei "total privat". Er finde den Verein "super", so Näther, und aufgrund der dünnen Personallage in der Geschäftsstelle habe er sich entschlossen, bei der weiteren Planung zu helfen.

Das dürfte bei Nerlinger und "Sam Sports" etwas anders sein. Auf der Internetseite der GmbH ist von der " neuen Generation des Spielermanagements" die Rede. Und weiter: "Langjähriges Fußball- und Transfer know how trifft auf die einzigartigen Möglichkeiten von Europas größtem Medienkonzern P7S1 Media AG. Für eine übergreifende und langfristige Strategieplanung unserer Klienten. Das beste aus zwei Welten - für deine Karriere." Man muss nur zwei und zwei zusammenzählen, um zu ergründen, warum ein Engagement dieses Unternehmens bei einem Verein mit starker Nachwuchsarbeit wie die SpVgg absolut Sinn macht.

Bei Nerlinger und Näther handelt es sich nach SZ-Informationen übrigens keineswegs um die einzigen Interessenten aus der Wirtschaft. Näther war dem Vernehmen nach Teil der Präsidiums-Opposition, die sich in den vergangenen Monaten gebildet hat. Bei dieser Gruppe, die sich gerne als "Alternative" bezeichnet, handelt es sich wie berichtet um ehemalige SpVgg-Mitarbeiter und Unternehmer, die dem Präsidenten Schwabl generell unprofessionelles Handeln vorwerfen.

Wie sich die einzelnen Personen nun positionieren, wer bei der anstehenden Jahreshauptversammlung im Januar für die einzelnen Posten kandidiert - und ob das im Vorfeld womöglich noch zu neuerlichen Machtkämpfen führt - all das scheint selbst den Beteiligten noch nicht bewusst zu sein. Auf die Frage, ob Schwabl womöglich gar nicht mehr kandidiert, sagt Näther jedenfalls: "Das würde ich erst einmal ergebnisoffen sehen." Mit anderen Worten: Wer künftig welche Position im Klub übernimmt, ist vier Wochen vor dem geplanten Termin für die Jahreshauptversammlung, inklusive Neuwahlen, völlig unklar.

Manfred Schwabl hält sich diesbezüglich völlig bedeckt: "Ich beteilige mich nicht an Spekulationen und werde auch keine Namen kommentieren", sagte er auf SZ-Nachfrage. Dass er sich mit Christian Näther schon getroffen hat, will Schwabl auch überhaupt nicht kommentieren. Nur so viel: "Jede Person, die uns weiterbringt, ist herzlich willkommen." Der Präsident lenkt den Fokus lieber aufs Sportliche, er ist wegen der Atmosphäre beim Pokalspiel gegen Leverkusen noch immer völlig begeistert: "Ich habe brutal viel positive Resonanz bekommen."

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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