Fußball:Grausame Erkenntnis

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Vorwärtsverteidiger: Stürmer Christoph Daferner (re.), Schütze des 3:0 für die Junglöwen, fährt Bayern-Kapitän Alexander Gschwend in die Parade. (Foto: Claus Schunk)

Im Münchner U19-Derby demonstriert der TSV 1860 den Bayern seine Überlegenheit

Von Christoph Leischwitz, München

Das sei jetzt wirklich "brutal" für seine Mannschaft, sagt Holger Seitz, dass man nun diesen Satz sagen müsse: 1860 hat verdient gewonnen. Und das auch noch an der Säbener Straße. Am Sonntagvormittag hatten dort etwa 500 Zuschauer das Derby der beiden U19-Teams angesehen. Für die Bayern ging es darum, noch Anschluss zu halten an die Tabellenspitze, die Löwen wollten ihre Tabellenführung verteidigen. Im Endeffekt war es eine klare Sache, die Sechziger gewannen 3:1 (1:0). Bayern-Trainer Seitz fand dennoch, dass die Partie anders hätte verlaufen können: "Wir haben eigentlich alle drei Gegentore selbst verschuldet. Dadurch hat das Spiel eine Dynamik entwickelt, gegen die wir nicht mehr angehen konnten." Sechzig habe individuelle Fehler eiskalt ausgenutzt.

Einige Prominente des FC Bayern hatten zugesehen, Uli Hoeneß, Rafinha und Arturo Vidal etwa, Letztere kamen gerade vom eigenen Training. Sie sahen ein Spiel, in dem die Sechziger in Sachen Zweikampfstärke und Durchsetzungsfähigkeit Vorteile hatten. Der große Unterschied zwischen den beiden Münchner Ausbildungsteams liegt derzeit aber in der Offensive. Die Sechziger haben in 17 Bundesligaspielen schon 53 Tore erzielt (die Bayern nur 32), vor allem Moritz Heinrich sticht dabei heraus. Gegen die Bayern erzielte der 18-jährige Angreifer seine Saisontore 14 und 15 (17., 47.). "Er ist ohne Frage ein Leistungsträger", sagt Sechzigs Nachwuchsleiter Wolfgang Schellenberg. Trotzdem betonte er die Mannschaftsleistung: "Wir haben heuer sieben, acht Spieler, die in der Nationalmannschaft gespielt haben." Der 1997er-Jahrgang sei erwartungsgemäß stark, hinzu kämen einige 98er wie Christoph Daferner, dessen siebtes Saisontor das 3:0 bedeutete. Dass sich die Mannschaft für das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft qualifiziert, ist angesichts der 13 Punkte Vorsprung auf den Tabellendritten mehr als wahrscheinlich. Im Moment steht 1860 sogar noch einen Punkt vor der U19 von 1899 Hoffenheim, jenem Team also, das bekanntlich gerade seinen Trainer verloren hat: Julian Nagelsmann ist seit knapp zwei Wochen für das Bundesliga-Team zuständig. Der aus Landsberg am Lech stammende Coach war übrigens als 19-Jähriger Co-Trainer der U17 von 1860, zwei Jahre blieb er damals in München.

Auch wenn der Tabellenstand wenig Spannung versprach, war das Derby trotzdem ein richtungsweisendes Spiel für die Sechziger. In der Winterpause hatten sie zwei wichtige Mittelfeldspieler verloren: Der Japaner Toshiki Kinjo wechselte zu Fortuna Düsseldorf, Martin Gambos erlitt während der bayerischen U19-Hallenmeisterschaft einen Kreuzbandriss. Prompt verlor das Team vergangene Woche 2:3 gegen den abstiegsbedrohten Karlsruher SC. Das Derby war nun die Bestätigung, dass die Mannschaft weiter funktioniert. "Florian Neuhaus und Dennis Dressel machen ihre Sache im zentralen Mittelfeld ganz gut", findet auch Sechzigs Trainer Josef Steinberger. Es sei nun wichtig, dass man angesichts des großen Vorsprungs in der Tabelle nicht anfange nachzulassen.

Für die Bayern traf Michael Strein (82.). Für sie gehe es nun darum, "sich zu wehren", sagt Seitz, seine Mannschaft habe nach dem Rückstand zu wenig getan, um wieder ins Spiel zu finden. Sie rangiert nun auf dem fünften Platz. Doch Seitz ist zuversichtlich, dass schon bald wieder mehr möglich sein wird. Denn die U17 steht in der Bundesliga Süd/Südwest aktuell auf Rang zwei, mit 16 Punkten Vorsprung auf die Sechziger. Auch hier fand am Wochenende das Derby statt, Endstand: 1:1. Aus Sicht der Roten auch kein ideales Ergebnis. Aber in seiner Erkenntnis eben auch nicht ganz so brutal.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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