Fußball:Geschenke für den Chef

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War Trainer in Unterhaching, sollte wieder Trainer in Unterhaching werden und ist nun im Pokal Gegner der SpVgg Unterhaching: Heiko Herrlich. (Foto: Claus Schunk)

Nach einem Sieg der SpVgg Unterhaching gegen Fürth und im Wissen um Zusatzeinnahmen von 100 000 Euro feiert Präsident Manfred Schwabl seinen 50. Geburtstag. Zum runden Glück fehlt noch das Erreichen des DFB-Pokals

Von Stefan Galler, Unterhaching

Drei Punkte, ein runder Geburtstag und erhebliche Zusatzeinnahmen - das Wochenende des Fußball-Regionalligisten SpVgg Unterhaching konnte in mehrerlei Hinsicht getrost als perfekt bezeichnet werden. Womit auch die Voraussetzungen vor dem Toto-Pokal-Halbfinale an diesem Dienstag beim SSV Jahn Regensburg ideal sind. Trainer Claus Schromm jedenfalls ist "offensichtlich zuversichtlich", wie er sagt: "Auch wenn wir auswärts antreten müssen, sehe ich uns mit guten Chancen." Anstoß zu der Partie ist um 19 Uhr.

Die Stimmungsaufhellung begann mit dem Liga-Spiel am vergangenen Freitag: Haching, das keineswegs mit der besten Elf antrat, hatte die SpVgg Greuther Fürth II, das stärkste Rückrundenteam, über weite Strecken klar und deutlich im Griff. Der Sieg fiel zwar knapp aus (1:0), dennoch tankte Schromms Team jede Menge Selbstvertrauen. Dabei ging es laut dem Coach gar nicht in erster Linie darum, die Punkte einzufahren: "Wichtig ist nicht der Sieg, sondern die Art und Weise, wie wir gespielt haben." Und die war durchaus beeindruckend. Die Rot-Blauen dominierten, lediglich die Chancenverwertung gab Anlass zur Kritik.

Den nächsten Grund für gute Laune gab es tags darauf: Dynamo Dresden kehrt zurück in die zweite Liga, was womöglich nicht jeden Fußballfreund gleichermaßen erheitern dürfte. Abzuwarten bleibt, ob dieser sportliche Erfolg Auswirkungen auf die sächsische Pegida-Bewegung hat, schließlich kickt man im Unterhaus öfter mal am Montagabend - da könnten Terminkollisionen für den ein oder anderen Dynamo-Fan unausweichlich sein. Für die SpVgg Unterhaching bringt die Dresdner Renaissance jedenfalls einen finanziellen Vorteil: Der Transfer von Mittelfeldspieler Quirin Moll vom Sommer 2014 spült dank des Dynamo-Aufstiegs eine Nachzahlung in Höhe von etwa 100 000 Euro in die Kassen der Unterhachinger. Nicht zum ersten Mal hat Präsident Manfred Schwabl Verhandlungsgeschick bei Spielerverkäufen bewiesen. Auch am Weiterverkauf des früheren Hachinger Stürmers Florian Niederlechner, der 2015 für zwei Millionen Euro Ablöse von Heidenheim nach Mainz wechselte, verdiente die SpVgg kräftig mit. Derzeit ist Niederlechner von Mainz an Zweitliga-Spitzenreiter Freiburg ausgeliehen.

Mit diesen positiven Nachrichten ließ es sich dann am Sonntagabend ausgelassen feiern: Klubchef Schwabl wurde am Montag 50 Jahre alt, er lud Freunde und Weggefährten zum Reinfeiern auf einen Landgasthof in der Nähe seiner Heimatgemeinde Holzkirchen ein. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, was der Herzenswunsch des viermaligen Nationalspielers ist: ein Sieg im bayerischen Pokalhalbfinale. Sollte der gelingen, könnte das schon die Qualifikation für die erste DFB-Pokalrunde der kommenden Saison bedeuten. Und zwar dann, wenn am Mittwoch auch die Würzburger Kickers ihr Halbfinale in Memmingen gewinnen und am Saisonende in der dritten Liga unter den ersten Vier landen. In diesem Fall wäre Würzburg, aktuell Dritter der Rangliste, nämlich fix für den DFB-Pokal qualifiziert - und der Gegner im Toto-Cup-Finale ebenfalls, ganz unabhängig vom Ausgang dieses Endspiels.

Entsprechend hoch ist der Stellenwert der Partie gegen die Regensburger und deren neuen Trainer Heiko Herrlich, der nicht nur in der Saison 2011/12 schon Hachings Übungsleiter gewesen ist, sondern ursprünglich auch für die laufende Spielzeit für diese Position vorgesehen war: Nach dem Rücktritt von Christian Ziege in Unterhaching vor ziemlich genau einem Jahr hatte Schwabl Herrlich bereits als Nachfolger benannt, Schromm hätte eigentlich nur interimsmäßig bis Sommer 2015 einspringen sollen. Mittlerweile steht er jedoch in Unterhaching vor einer Vertragsverlängerung bis 2020 - und Herrlich ist drauf und dran, den Jahn in die dritte Liga zurückzuführen: Dank des 1:0-Erfolgs im Spitzenspiel bei Wacker Burghausen am Samstag festigten die Regensburger Rang eins in der Regionalligatabelle.

Weil aber der Pokal einer totgerittenen Phrase entsprechend eigene Gesetze hat und Haching laut Übungsleiter Schromm "die Lücke zum Jahn aus der Hinrunde sportlich geschlossen" habe, sei alles möglich: "Ich erwarte einen echten Pokal-Fight im geilsten Stadion der Regionalliga", sagt der Trainer. Stürmer Vitalij Lux, am Freitag Siegtorschütze gegen Fürth, ergänzt: "Das Selbstvertrauen ist da. Und Regensburg ist nicht unbesiegbar, die haben zuletzt auch mal geschwächelt." Der zuletzt geschonte Sascha Bigalke kehrt in die Hachinger Startelf zurück, ebenso wie der gegen Fürth erst spät eingewechselte Alexander Piller. Dagegen fällt Max Dombrowka für den Rest der Saison aus, er zog sich am Freitag einen Innenbandanriss im Knie zu.

© SZ vom 19.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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