Fußball:Gelassen ins Ungewisse

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Manchmal ist es zum Verzweifeln, aktuell jedoch bemüht sich Hachings Trainer Claus Schromm um Zuversicht. (Foto: Imago/Sportfoto Rudel)

Am Samstag droht der SpVgg Unterhaching der Fall ins Amateurlager. Die Depressionen aus der Vorwoche scheinen überwunden

Von Christoph Leischwitz

Am vergangenen Sonntag sei er in der Kabine noch auf "leichte Depressionen" gestoßen, erzählt Claus Schromm, doch im Laufe der Woche habe sich das bei seinen Spielern merklich gebessert. Und als der Trainer des Fußball-Drittligisten SpVgg Unterhaching nun gefragt wird, was ihn optimistisch stimmt für das Spiel am Samstagnachmittag (13.30 Uhr, Sportpark), da sagt er: "Das Training heute." Er sagt das am Donnerstag.

Es gibt da einen positiven Präzedenzfall: In der vergangenen Saison hatte die junge Hachinger Mannschaft Nervenstärke bewiesen, als sie am Saisonende noch in den Abstiegskampf gerutscht war. Am vorletzten Spieltag besiegte sie im Heimspiel den MSV Duisburg 4:1 und war damit so gut wie gerettet. Doch am vergangenen Wochenende hat sich das Team mit einem 1:5 in Dresden einen denkbar schlechten Zeitpunkt für seine höchste Saisonniederlage ausgesucht. Haching ist nun Vorletzter, es fehlen zwei Punkte und sechs Tore, um mit dem FSV Mainz 05 auf Rang 17 gleichzuziehen. Bei einer Niederlage gegen Preußen Münster an diesem Samstag und einem Punktgewinn für die U23 des Bundesligisten könnte alles schon vorbei sein. Mit anderen Worten: Selbst, wenn die Hachinger ihre Nerven im Griff haben, es geht nun gleichzeitig auch noch darum, dass andere sie verlieren müssen. Ansonsten droht der SpVgg die erste Viertliga-Saison seit 1981, und zudem der Fall ins Amateurlager. "Wir sollten nach diesem Spieltag vor Mainz stehen, sonst wird es sehr schwer", ahnt Präsident Manfred Schwabl.

Doch die Vorzeichen stehen nicht gut. Trainer Schromm hält die Münsteraner für eines der besten Teams der Liga, und sie werden seiner Meinung nach auch in dieser Saisonphase professionell auftreten, obwohl es für die Westfalen um rein gar nichts mehr geht. Außerdem fällt in Markus Schwabl ein verbaler Anführer der Unterhachinger aus, wegen einer eitrigen Angina ist sogar sein Einsatz im Pokalfinale am Mittwoch bei der SpVgg Weiden gefährdet.

Um vor dem Spiel noch einmal Zuversicht nach außen zu tragen, ist Kenny Redondo ein klug gewählter Kandidat für die Pressekonferenz. Der 20-Jährige wirkt selbstbewusst, so, wie er sich zuletzt auch meistens auf dem Platz gegeben hat. "Wir sind ja selber schuld, wir hätten auch schon mehr Punkte machen können", sagt der Angreifer. Man bereite sich auf dieses Spiel vor wie immer, und nein, er werde sich in der Halbzeit keinen Blick auf sein Handy gönnen, um nachzusehen, wie es bei Halle gegen Mainz steht.

Womöglich ist die relative Gelassenheit, mit der viele Spieler derzeit auftreten, nicht allein auf Nervenstärke zurückzuführen. Sondern darauf, dass es schon irgendwie weitergehen wird - in Unterhaching oder eben woanders. Zahlreiche Verträge laufen zum Saisonende aus, für die Regionalliga gilt sogar kein einziger. Redondo, von dem Schromm in höchsten Tönen schwärmt ("Da kann's ganz schnell nach oben gehen"), dürfte in diesem Fall von vielen als Schnäppchen angesehen werden. Auf die Frage, ob er schon Angebote vorliegen habe, antwortet er bereits wie ein langjähriger Profi: "Ich habe mit meinem Berater ausgemacht, dass diese Saison nur Haching zählt."

Falls die SpVgg gegen Münster verliert, gibt es noch einen letzten Strohhalm, allerdings einen sehr dünnen. "Man hört so das eine oder andere Gerücht", sagt Schromm, über andere Vereine und deren Probleme mit der Lizenz. Aber erstens könne man sich darauf nicht verlassen. Und zweitens sei man ja selbst Teil der Gerüchte. Unterhaching ist auch finanziell längst nicht gerettet. Präsident Schwabl gibt an, in Verhandlungen mit möglichen neuen Sponsoren zu stehen, will aber momentan keine Einschätzung über Erfolgsaussichten abgeben. Die Zeit drängt, bis zum 28. Mai müssen die Hachinger eine nicht unbeträchtliche Finanzlücke geschlossen haben. Falls nicht, könnten sie sich vielleicht sogar kurz über den sportlichen Klassenerhalt freuen - und dann doch absteigen.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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