Fußball:Ein Zeichen der Gemeinsamkeit

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Gemischtes Mannschaftsfoto: Der SV Türkspor Allach, dessen erste Mannschaft erst vor Kurzem durch Zeigen des umstrittenen Militärgrußes aufgefallen war, empfing den FC Azadi München., ei (Foto: Privat / OH)

Nach den kontroversen Diskussionen um die Militäroffensive in Syrien und salutierende türkische Fußballspieler zeigen der SV Türkspor Allach und der kurdische Verein FC Azadi in der Münchner C-Klasse, dass Sport auch in politisch brisanten Zeiten Fair Play bedeuten kann.

Alle möglichen Szenarien hatten sie zuvor im Kopf durchgespielt, auf fast alles wären sie irgendwie vorbereitet gewesen - doch darauf nicht. Ein Kamerateam der Satiresendung quer tauchte vor dem Stadionzugang auf. In der Münchner C-Klasse 3, der untersten Liga, ausgerechnet an diesem Sonntag. Das war natürlich kein Zufall: Auch der Bayerische Rundfunk hatte mitbekommen, welch brisante Konstellation der Spielplan da hervorgebracht hatte: Die Reserve des SV Türkspor Allach, dessen erste Mannschaft erst vor Kurzem durch Zeigen des umstrittenen Militärgrußes aufgefallen war, empfing den FC Azadi München, ein Team, das sich großteils aus Kurden zusammensetzt, die aus der betroffenen Krisenregion stammen. Angesichts der aktuellen politischen Lage im Nahen Osten musste dieses Duell als Risikospiel gelten. Der Bayerische Fußball-Verband um den Münchner Kreisvorsitzenden Bernhard Slawinski (Zweiter von rechts) war deshalb schon seit zwei Wochen in Alarmbereitschaft, er hatte mit den Verantwortlichen beider Vereine die Gespräche gesucht, gemeinsam mit dem Konfliktmanagement darauf hingewirkt, dass es eben doch "nur" ein Fußballspiel werden möge; eines, bei dem ein winziger Funke nicht gleich eine riesige Explosion ergeben würde; und das Ganze wohlweislich, ohne vorab große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erregen. Zwei Tage zuvor hatte es ein letztes Sicherheitsgespräch mit allen Beteiligten gegeben. Und dann? Ging alles gut. Vor laufenden Kameras. Vor dem Anpfiff reihten sich die Aktiven sogar zu einem gemischten Gruppenbild auf, ein Zeichen der Gemeinsamkeit, das von den Spielern ausging. Die Vereine hatten auch ihre Zuschauer für die Bedeutung der Partie sensibilisiert, hatten sie sogar gebeten, den FC Azadi ausnahmsweise nicht mit Azadi anzufeuern, was nämlich Freiheit bedeutet. Alles vermeiden, was irgendwen provozieren könnte. Auch die Polizei war bereits in die Vorbereitungen involviert gewesen und bekam im Stadion letztlich nichts zu tun. Im Gegenteil: Trotz sportlicher Brisanz der Partie - der FC Azadi kämpft um den Aufstieg - ging es mehr als fair zu. Bei Fouls entschuldigten sich die Spieler sofort, halfen den anderen auf oder machten sich bei deren Behandlung nützlich, stellte Slawinski erleichtert fest. "So habe ich das in einem Spiel seit Jahren nicht erlebt." Der präventive Dialog und die Besonnenheit aller Beteiligten bewirkten am Sonntag, dass man am Ende über die Partie sportlich berichten kann: Der FC Azadi gewann 5:0. Alle Treffer fielen nach der Pause, je zwei durch Akram Alhaidar und Basim Qasim, das letzte durch Jihad Darman.

© SZ vom 29.10.2019 / lib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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