Fußball:Ehrenpreis für den Platzwart

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Fast der gesamte Bayernliga-Spieltag fällt wegen Dauerregens aus. Nur nicht das Derby zwischen Ismaning und Pullach. Es endet 1:1.

Von Stefan Galler, Ismaning/Pullach

Unaufhörlich prasselte der Regen auf den Rasen im Professor-Erich-Greipl-Stadion in Ismaning. Teilweise mussten sich die Spieler vorkommen wie unter einer heftig aufgedrehten Brause. Bemerkenswert war dabei die Qualität des Geläufs, denn es hatte ja schon den ganzen Mittwoch über geschüttet und auch an den Tagen zuvor immer wieder Schauer gegeben. Dennoch war die Wiese bis zum Ende des Bayernligaderbys zwischen dem FC Ismaning und dem SV Pullach in hervorragendem Zustand. Man war versucht, den Ismaninger Platzwart Hasso Berger zum Sieger des Abends zu erklären, denn von den beiden Mannschaften setzte sich keine durch - Endstand 1:1.

Die beiden Trainer blickten hernach derart unterschiedlich drein, dass man rein optisch Ismanings Rainer Elfinger für den Gewinner hätte halten können. Er strahlte übers ganze Gesicht, schließlich sah es bis kurz vor Schluss so aus, als würde er am Ende mit leeren Händen dastehen. Doch dann traf sein Co-Trainer Mijo Stijepic in der Nachspielzeit. Und Elfinger war froh: "Zum Glück sind wir noch belohnt worden, mit der zweiten Halbzeit bin ich hochzufrieden, da ist das 1:1 fast noch zu wenig."

"Wenn man alt und schlecht ist, muss man wenigstens gut aussehen": Mijo Stijepic, 38, FCI-Torgarant. (Foto: Robert Haas)

Das sah Pullachs Coach Frank Schmöller völlig anders. Er konnte seine Wut über das späte Gegentor kaum zügeln, zumal sein Team schon beim 2:2 im ersten Auswärtsspiel der Saison in Heimstetten den Sieg spät aus den Händen gegeben hatte: "Zum zweiten Mal ein Gegentor in der Schlussphase - das ist unclever, dumm und naiv", polterte der 50 Jahre alte ehemalige Profi. "Mein Verständnis geht langsam gegen Null." Jene fünf Zähler, die der aktuelle Bayernligameister nun nach drei Partien auf dem Konto hat, quittierte er lakonisch: "Es hätten auch neun sein können."

"Klarer Elfer", sagt Schmöller: "Wer so doof reingeht, muss mit den Konsequenzen leben."

Auslöser von Schmöllers Ärger war der leichtfertige Ballverlust, den sich die Offensivreihe in der Nachspielzeit leistete. "Da stelle ich den Hintern dazwischen und orientiere mich zur Eckfahne", sagte der Coach, dem auch das gesamte Defensivverhalten seiner Spieler in dieser so entscheidenden Szene missfiel: Sie orientierten sich zu langsam zurück, so dass Bastian Fischer die letzte Reihe des SV mit einem einzigen langen Ball aushebelte. Stijepic nahm ihn überragend mit, überwand mit etwas Glück Torwart Marijan Krasnic, schlug noch einen Haken um einen heranstürzenden Verteidiger und traf.

Als sich der Schütze des Ausgleichs und der Pullacher Trainer nach dem Spiel am Parkplatz begegneten, blühte der Flachs. "Toller Trainingsanzug", sagte Schmöller ob des eleganten Outfits des Ismaningers. Stijepic, 38, erwiderte: "Wenn man alt und schlecht ist, muss man wenigstens gut aussehen." Der Kroate hatte gut lachen nach dem Happy End, das er dem FCI verschafft hatte. Dagegen kam Schmöller aus dem Hadern gar nicht mehr heraus. Sein Team war besser ins Spiel gestartet, hatte in der 19. Minute die erste Großchance durch einen Schuss von Max Zander aus 15 Metern. Ismanings Keeper Sebastian Fritz wehrte ab. Die Gäste behielten im dichten Regen weiterhin den besseren Durchblick. Und als Manuel Ring knapp innerhalb des FCI-Strafraums Andreas Roth umrempelte, entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter. "Klarer Elfer", fand Schmöller, "wenn man so doof reingeht, muss man mit den Konsequenzen leben". Elfinger sagte nur so viel: "Der Ellbogen ist dabei, ein ungeschickter Zweikampf." Roth trat gleich selbst an und verwandelte zur Führung für die Isartaler (39.). Kurz vor der Pause schied dann noch FCI-Verteidiger Nils Ehret nach einem heftigen Zusammenprall mit Pullachs Michael Hutterer mit Verdacht auf Prellung im Sprunggelenk vorzeitig aus. Luis Heinzlmeier, Zugang aus der U19 des FC Deisenhofen, kam ins Spiel und machte seine Sache ziemlich gut.

Auch nach der verkorksten ersten Halbzeit tat sich der FCI bei allem Engagement vorne schwer. "Wir hatten alles im Griff, denen ist offensiv nicht allzu viel eingefallen", fand Schmöller. "Aber wenn du das 2:0 nicht machst, läufst du eben immer Gefahr, durch einen Lucky Punch den Ausgleich zu bekommen." In der Tat vergab seine Elf viele Konterchancen leichtfertig. "Fünfmal waren wir in Gleich- oder Überzahl und haben keinen Abschluss hinbekommen", sagte Schmöller.

Elfinger lobte dagegen seine Elf für ihr Engagement nach der Pause: "Das war dann ein Spiel auf ein Tor, wir sind immer wieder die Kette angelaufen." Vor allem FCI-Kapitän Maxi Siebald machte über die rechte Seite mächtig Druck, ließ dem kräftemäßig nachlassenden Yanis Marseiller keine Ruhe. Die beste Ausgleichschance initiierte er ebenfalls, seine Flanke bugsierte Fischer aufs Tor, doch Krasnic zeigte einen starken Fußreflex (85.). Dann kam das 1:1 durch Stijepic - und das Spiel war vorbei. Nur der Regen, der wollte partout nicht aufhören.

© SZ vom 28.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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