Fußball:Die Frühjahrsmüden

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Zu viele Schulterklopfer? Nach der Winterpause zeigt die SpVgg Unterhaching (Mitte Sascha Bigalke) ungewohnte Schwächen. Sie gewann nur eins ihrer fünf Spiele. (Foto: Foto2press/Imago)

Nach erneut unerklärlich schläfrigem Beginn scheidet die SpVgg Unterhaching in Burghausen aus dem Toto-Pokal aus.

Von Christoph Leischwitz, Burghausen

Einmal verschlafen - kann passieren. Aber normalerweise achtet man beim nächsten Mal umso genauer darauf, dass der Wecker wirklich gestellt ist. Normal ist es also nicht, was der SpVgg Unterhaching gerade widerfährt, die Mannschaft hatte bislang ja immer sehr aufgeweckt gewirkt. Am Mittwochabend, im Toto-Pokal-Viertelfinale bei Wacker Burghausen, wirkte sie zunächst jedoch schlaftrunken. Und später so, als könne man es noch pünktlich schaffen, wenn man sich ganz schnell anzieht und den Kaffee unter der Dusche trinkt. Die Hektik brachte nichts ein: Burghausen gewann 1:0, Haching ist ausgeschieden. Und kann sich auf die Meisterschaft konzentrieren. Deren Gewinn ja ebenfalls zur Teilnahme am DFB-Pokal in der nächsten Saison berechtigt.

Was aber war los mit dem Team in den ersten 20 Minuten? "Gute Frage", rätselte Trainer Claus Schromm. Es sei ja nicht das erste Mal gewesen in den vergangenen Wochen, man habe die Anfangsphase "komplett verschlafen", ähnlich wie beim 1:2 in Schweinfurt fünf Tage zuvor. Verteidiger Maximilian Nicu antwortete beinahe wortgleich, es wirkte fast einstudierter als das, was die Mannschaft zunächst auf dem Platz geboten hatte. Sie hätten damit gerechnet, dass die Burghauser in der Anfangsphase Druck ausüben, erzählte Nicu. Doch ein Konzept dagegen hatten sie nicht. Weil bis zu sechs Mitspieler in der gegnerischen Hälfte standen und selten Anstalten machten, den Ball zu fordern, fanden die Aufbauspieler keine Anspielstationen. So landete der Ball über einen Einwurf oder nach einem langen Ball oft bei den Gastgebern, die sich in der Hachinger Hälfte festsetzten - und in der 14. Minute nach einem Eckball das Siegtor durch Christoph Rech erzielten.

Ein Sieg, zwei Unentschieden, zwei Niederlagen - das ist die Bilanz seit der Winterpause, vor der die Hachinger eine unvergleichbare Siegesserie hingelegt hatten. In Burghausen waren sie permanent mit der eigenen Leistung der vergangenen Monate konfrontiert. Während des Aufwärmens sprach der Stadionsprecher von "David gegen Goliath", nach dem Spiel sagte Burghausens Trainer Stanley König: "Wenn man gegen eine Mannschaft, die mit 69 Toren in der Liga hierherkommt, die Null hält, dann ist das auch verdient."

Nicu fand, in manchen Situationen fehle zurzeit auch das Glück. Früher habe man oft "gleich die ersten beiden Chancen rein gemacht" und dann eben selbstbewusst weitergespielt. Andere Spieler sprachen auf dem Weg in die Kabine von "Schulterklopfern", von denen man in der langen Winterpause vielleicht ein paar zu viele abbekommen habe.

Leicht war der Sieg für Burghausen allerdings auch nicht. Unterhaching dominierte in der zweiten Halbzeit, zeigte schöne Kombinationen, die allerdings selten zum Torabschluss führten. Die Gastgeber mit drei Ex-Hachingern in der Startelf waren am Ende so erschöpft, dass sie aus Unkonzentriertheit beste Konterchancen liegen ließen. Außerdem dürfte es beim Außenseiter hernach zahlreiche Wehwehchen zu behandeln gegeben haben. "Es lag nicht daran, dass Burghausen so gut war", fand Nicu. Mit anderen Worten: Gegen die aktuellen Schwächen könne man auch etwas tun.

Sonderlich besorgt, dass die Mannschaft nicht mehr an frühere Leistungen anknüpfen kann, scheint niemand zu sein. "Besser jetzt als später", fand zum Beispiel Präsident Manfred Schwabl, der allerdings auch keine weiteren Entschuldigungen für die Leistung aussprechen wollte. Den verlorenen Punkten in der Regionalliga konnte Trainer Schromm in gewisser Weise sogar etwas Gutes abgewinnen: "Es ist doch schön, wenn wir uns am Ende über die Meisterschaft freuen können", sagte er mit Blick auf die Langeweile, die im Meisterschaftskampf schon eingetreten war.

Allerdings muss er dabei auf Luca Marseiler verzichten. Der 20-Jährige war Mitte der ersten Halbzeit verletzt ausgewechselt worden, die bittere Diagnose: Kreuzbandriss. An diesem Samstag muss die Spielvereinigung wieder auswärts ran, beim FV Illertissen. Dort sollte sie mal wieder einen Dreier holen, denn, so Schromm: "1860 kann 75 Punkte holen in dieser Saison. Ich denke, meine Jungs können rechnen." 14 Punkte brauchen sie noch, um sicher Meister zu werden.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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