Fußball:Charaktertest bestanden

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Lass dich knuddeln: Franck Evina, Torschütze beim 2:1-Sieg gegen Wacker Burghausen, bedankt sich bei Vorlagengeber Kwasi Okyere Wriedt. (Foto: Sven Leifer/imago)

Franck Evina trifft beim 2:1 der U23 des FC Bayern München gegen Verfolger Burghausen. Der Stürmer will sich für die Profis empfehlen.

Von Daniel Böldt, München

Ein wenig muss es Franck Evina vorgekommen sein, als hätte er den großen Durchbruch schon geschafft. "Francki, Francki" riefen eine Handvoll Fans, die sich nach dem 2:1-Sieg der Bayern-Amateure gegen Wacker Burghausen am Montagabend hinter dem Station versammelt hatten. Zwei dieser Fans hatten gleich einen ganzen Stapel von A4-Hochglanzfotos des Bayern-Stürmers mitgebracht. Evina, 18 Jahre alt, unterschrieb sie alle geduldig, posierte noch für zwei Fotos und verschwand dann in den roten Mannschaftsbus.

Was nach großer Fußballbühne klingt, war jedoch vor allem ein Charaktertest für Evina und die U23-Mannschaft des FC Bayern München. Beim hart erarbeiteten Sieg vor rund 1000 Zuschauen gegen Verfolger Burghausen musste Trainer Holger Seitz auf drei arrivierte Kräfte verzichten. Meritan Shabani, Paul Will und Wooyeong Jeong wurden von Cheftrainer Nico Kovač abkommandiert, um den lädierten Kader der Profis für das Pokalspiel gegen Rödinghausen zu unterstützen.

Dass es dennoch zu einem 2:1-Sieg gegen Burghausen langte, daran hatte Evina einen nicht unerheblichen Anteil. In der 30. Minute glich er auf Vorlage von Kwasi Okyere Wriedt die bis dahin nicht unverdiente Führung der Burghausener Gäste aus. Es war ein eher untypisches Bayern-Tor, resultierend aus einem Konter. Kwasi "Otschi" Wriedt wurde über links freigespielt und schoss den Ball mehr, als dass er ihn passte, ins Zentrum. Der angelaufene Evina berührte das Spielgerät nur leicht und tunnelte so Gäste-Keeper Franco Flückiger zum 1:1-Ausgleich. "Das war ein Sensationspass von Otschi, und wie der Evina dann durchläuft, das war schon kein Zufall", sagte Bayern-II-Trainer Holger Seitz nach dem Spiel.

Der Bayern-Stürmer selbst belegte jene These kurz darauf mit etwas blumigeren Worten: "Diese Situation haben wir in den letzten drei Jahren so eingeprügelt bekommen. Wenn man außen durchgebrochen ist, einfach Vollgas auf den ersten Pfosten durch." Dort reiche es meistens, irgendwie an den Ball zu kommen. Dass der Ball dann genau durch die Beine des Torwarts geht? "Das war jetzt so nicht geplant", gab Evina zu. Er freue sich aber einfach, mal wieder getroffen zu haben.

Nicht nur wegen dieses wichtigen Treffers holte sich Evina von Seitz noch ein Extra-Lob ab: "Letzte Woche hat er noch Fieber gehabt und wie der sich jetzt da reingebissen hat, das spricht einfach für seinen Charakter." Bis zur 83. Minute hielt der Biss an diesem Montagabend, dann wurde Evina mit einem Krampf in der linken Wade ausgewechselt. Charaktertest bestanden.

Dennoch dürfte der Bayern-Stürmer nicht ganz zufrieden sein mit dem bisherigen Verlauf der Saison, es war erst sein zweites Tor in insgesamt zehn Einsetzen. "Ich muss auf jeden Fall noch ein paar Buden machen. Das ist noch zu wenig", sagte Evina und gab das Ziel auch gleich vor: "Ich denke, so um die zehn Tore möchte ich schon machen."

Die hohen Erwartungen hat er durch überdurchschnittliche Leistungen in der vergangen Saison selbst geschürt. Begonnen hatte Evina die Spielzeit 2017/18 noch in der A-Jugend. Schon in der Hinrunde bediente sich Holger Seitz gelegentlich der Dienste des Flügelstürmers, bevor er ihn zur Rückrunde fest in die U23-Mannschaft der Bayern integrierte. Mit acht Scorerpunkten in 16 Spielen machte er dort auch die Oberen des Münchner Klubs auf sich aufmerksam. Am 28. April debütierte er als 17-Jähriger in der Bundesliga beim 4:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt. Eine Woche später folgte der zweite und bislang letzte Einsatz bei den Profis im Auswärtsspiel in Köln. Gegen Frankfurt hinterließ Evina einen guten Eindruck, gegen Köln einen bemühten.

"Das Ziel ist natürlich in die Profimannschaft zu kommen, aber ich muss jetzt erst mal hier wieder richtig Gas geben, bevor ich dann vielleicht wieder oben spielen darf", sagte Evina, der im Mai seinen ersten Profivertrag bei den Bayern unterschrieb. Die Chance dazu bietet sich bereits am kommenden Freitag (19 Uhr). Da steht für die Bayern-Amateure das nächste Spitzenspiel in der Regionalliga Bayern an. Zu Gast ist der Tabellenzweite VfB Eichstätt.

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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