Fußball:Brucker Posse

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Landesligist Fürstenfeldbruck feuert Trainer Sarisakal, und keiner will sich äußern

Nein, Tarik Sarisakal lässt sich kein Wort entlocken. "Bitte haben Sie Verständnis", sagt der entlassene Trainer des Fußball-Landesligisten Fürstenfeldbruck in seiner eloquenten Art, "es handelt sich um ein schwebendes Verfahren, dazu möchte ich nichts sagen." Schwebendes Verfahren? Droht eine juristische Auseinandersetzung mit dem Verein? Kein Kommentar. Kein Problem, es gibt ja noch andere Protagonisten in diesem Spiel. Den Präsidenten, der hat den Trainer schließlich gefeuert. Jakob Ettner ist nicht zu erreichen, geht nicht ans Telefon, sondern auf Tauchstation. Ettner sitzt die Sache offenbar aus. Das ist sein gutes Recht, für die Außendarstellung des schwer angeschlagenen Klubs aber nicht geschickt. Also der Abteilungsleiter. Alfred Thurner, er geht ans Telefon. Und bittet um Verständnis, dass er sich derzeit nicht äußern werde. Thurner ist SCF-Urgestein, hat sich immer in den Dienst seines Klubs gestellt, eines Vereins, bei dem die Ansprüche der Funktionäre in der Vergangenheit oft arg ambitioniert waren. Früher war der SCF das Aushängeschild im Brucker Landkreis, Bayernligist, nah am Profi-Fußball, nun ist er in der Landesliga vom Landkreis-Rivalen SC Oberweikertshofen überholt. Für Bruck geht es um den Klassenerhalt, das Team steht auf einem Abstiegsplatz, der Sturz in die Bezirksliga wäre gleichbedeutend mit dem in die Bedeutungslosigkeit - zumindest nach dem Selbstverständnis des SCF.

In dieser Situation den Trainer zu feuern, der sportlich wie menschlich eine hohe Reputation genießt, erscheint gelinde gesagt: fragwürdig. Ettner ist nach viel Missmanagement in der Vergangenheit angetreten, den Klub zu sanieren. Er stellte die Rückzahlung eines Darlehens an einen Ehrenpräsidenten ein, kürzlich gab es einen Prozess um ausstehende Gehälter eines ehemaligen Spielers, das Finanzamt hat Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung eines FC-Bayern-Gastspiels 2013 moniert, und nun macht Ettner das nächste Fass auf. Einem anerkannten Fachmann wie Sarisakal die falsche Aufstellung vorzuwerfen, ist abenteuerlich. Ein Sieg im Nachholspiel, und die Abstiegsplätze wären verlassen, keine Rede von Störungen zwischen Team und Trainer - warum dann? Um Geld zu sparen? Sarisakal wird sich das nicht bieten lassen. Und im Hintergrund, so ist zu hören, bilde sich für die im April anstehenden Neuwahlen bereits eine Allianz gegen Ettner. Es bleibt spannend. Und bald muss sich jemand äußern.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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