Fußball:Bobo und der Baumeister

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Heimstettener Doppelherz: Der Abschied von Verein und Mannschaft fällt Trainer Heiko Baumgärtner schwer. (Foto: Claus Schunk)

Vujanovic löst Baumgärtner als Trainer beim SV Heimstetten ab

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Am vergangenen Samstag stand Heiko Baumgärtner noch an der Seitenlinie, als der Fußball-Bayernligist SV Heimstetten ein Testspiel gegen den TSV Kastl bestritt (Endstand 5:1, Dreierpack von Sebastiano Nappo) - doch er sagte der Mannschaft nichts. Am Sonntag sah sich der Trainer sogar noch eine Partie der zweiten Mannschaft an. "Fußball ist eben mein Leben", erklärt Baumgärtner. Dabei weiß er seit vergangenem Freitag, dass seine Zeit beim SV Heimstetten erst einmal zu Ende ist, vielleicht sogar für immer. Drei Wochen vor dem Start in die Restrunde hat der 34-Jährige nun überraschend sein Posten abgegeben. Co-Trainer Boris Vujanovic wird erst einmal neuer Cheftrainer.

Der Grund für die plötzliche Vertragsauflösung: Baumgärtner baut. Er wird in den kommenden Monaten der Hauptverantwortliche für die Errichtung eines Mehrgenerationenhauses in Ebersberg sein. Und dieser Aufwand, obwohl noch gar nicht vollumfänglich abzusehen, ist offenbar jetzt schon überwältigend. Weil man zudem von solch einem Bau nie sagen kann, wann er genau fertig wird, haben sich Baumgärtner und der SVH auch auf keine Rückkehr geeinigt. Manager Michael Matejka, privat befreundet mit Baumgärtner, zeigte Verständnis für dessen Entscheidung, außerdem werde "die Tür des SV Heimstetten für Heiko immer offen stehen". Doch mit Blick auf eine mögliche Trainersuche in der kommenden Saison könne man auf ihn keine Rücksicht nehmen.

Baumgärtner ist die Schwere der Entscheidung anzuhören. "Es ist ein geiler Verein. Eine tolle Anlage. Paul Thomik, ein super Neuzugang, die Hoaschdenger Buam (eine kleine, aber lautstarke Ultra-Gruppierung, d. Red.)" - er habe dem Klub und dem Umfeld viel zu verdanken, zählt er auf. Als er am Montag der Mannschaft seine Entscheidung bekannt gab, da habe er einen Kloß im Hals gehabt - und dann in viele leere Augen geschaut. Er werde dem Fußball sicher treu bleiben. Wann und wo er aber wieder an der Seitenlinie stehen werde, das stehe in den Sternen.

Nun bekommt also ein anderer die Chance, sich zu bewähren. Borislav Vujanovic ist 39, also fünf Jahre älter als Baumgärtner, er kam im Sommer 2015 als Assistent zum SVH, hatte aber selbst zwischen 2005 und 2007 schon mal für den SV Heimstetten gespielt. "Und er hat sich die Chance verdient", findet Matejka. Immerhin hatte der B-Lizenz-Inhaber im Herbst 2015 schon einmal den Chefcoach recht erfolgreich vertreten, als sich dieser auf einer Auslandsreise befand. Matejka sagt, Vujanovic, den im Verein alle nur "Bobo" nennen, soll in den kommenden Tagen seinerseits noch einen neuen Co-Trainer an die Seite bekommen.

Mit einem Auge hatten sie beim SV zuletzt immer noch auf die Aufstiegsplätze geschielt, zumal Spitzenreiter SV Pullach womöglich keine Lizenz für die Regionalliga beantragen wird. An dieser Zielsetzung wird sich auch durch den Trainerwechsel vorerst nichts ändern. Die ersten beiden Pflichtspiele Anfang März - in Pullach und zu Hause gegen 1865 Dachau - sind diesbezüglich so oder so richtungsweisend. Es ist auch nicht auszuschließen, dass Baumgärtner dabei sein wird, sollte es noch einmal spannend werden. Dann aber als Zuschauer, hinter der Bande, nur wenige Meter von der Trainerbank entfernt. Vorausgesetzt, er hat gerade keinen Termin auf dem Bau.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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