Fußball-Bayernliga:Regentanz im Chaos

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FC Unterföhring und SV Pullach trennen sich 1:1 und verpassen den Anschluss an die Spitze

Von Anna Dreher, Unterföhring

Noch sind 20 Minuten zu spielen gewesen, aber sowohl auf der Trainerbank des FC Unterföhring als auch auf Pullacher Seite ging der Blick am Freitagabend immer wieder leicht unruhig auf die Uhr. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde der Schlusspfiff im Derby sehnlichst erwartet, von den Spielern noch mehr als von den 200 Zuschauern auf der überdachten Tribüne. Als Schiedsrichter Paul Birkmeir schließlich die Partie zwischen dem FC Unterföhring und dem SV Pullach am 15. Spieltag beendete, stürmten alle über das Feld. Nicht etwa vor Begeisterung über außergewöhnliche 90 Minuten Fußball, sondern, weil es langsam wirklich ungemütlich wurde. Das Gewitter, das sich schon lautstark angekündigt hatte, war endgültig über dem Rasen angekommen - mit allem, was dazu gehört. Der Himmel wurde zeitweise erleuchtet wie bei einem Feuerwerk. Ein Äquivalent auf dem Platz hatte es beim 1:1 (1:1) zuvor nicht gegeben. Ein schnelles Spiel, ja, aber zwischenzeitig eher chaotischer Kampf denn Spitzenduell zwischen dem Dritt- und Viertplatzierten der Bayernliga Süd.

Unterföhring, am Spieltag seit fünf Partien ungeschlagen, versuchte die Euphorie aus dem 6:0 gegen Unterhaching II von vergangener Woche auch gegen Pullach einzubringen. So richtig gelingen wollte das nicht. Unterföhrings Angriffe wurden in der Anfangsphase früh unterbunden, im Gegenzug kamen die Gäste immer wieder zu Torchancen und waren vor allem über außen gefährlich. "Pullach ist ein anderes Kaliber. Wir hatten viele Fehler im Aufbauspiel und den Gegner dadurch stark gemacht", sagte Unterföhrings Trainer Andreas Pummer. "Das war zu überhastet."

Bezeichnend dafür war auch die Entstehung des ersten Tores. Hektisch bei Ballbesitz, endete Unterföhrings Spielzug mit einem Fehlpass von Michael Kain auf Pullachs Gianluca Simari. Der Mittelfeldspieler beendete seinen Sololauf über die rechte Seite in der 34. Minute mit einem Schuss von der Strafraumgrenze ins lange Eck zum 1:0. "Ja, warum denn so schwierig? Spielt doch einfach Fußball", rief Pummer seiner Mannschaft ungläubig zu. Eine Antwort blieb sie ihm schuldig. In den folgenden Minuten kam Pullach zu weiteren Chancen, nicht selten durch ziellose Pässe der Unterföhringer.

Unterföhrings ziellose Pässe machen es dem SV Pullach zunächst leicht. Einen solchen nutzt Gianluca Simari (li.) zum 1:0-Führungstreffer. (Foto: Johannes Simon)

Statt zum 2:0 kam es dann aber etwas überraschend zum Ausgleich. Der offensiv bis dahin nicht gerade effektiv agierende FCU nutzte in der 42. Minute eine Unaufmerksamkeit der ansonsten konzentriert verteidigenden Pullacher. Albion Vrenezi, der mit acht Treffern schon jetzt mehr Tore erzielt hat als in der vergangenen Saison, sprintete auf der rechten Seite dem Gegner davon, Alexander Hollering nahm die Hereingabe dankend an und erzielte den Ausgleich. "Dieses Gegentor ist doch Wahnsinn. Wir haben den Ruf einer Spitzenmannschaft. Dann müssen wir bei einer Führung auch ruhiger spielen", sagte Pullachs Trainer Frank Schmöller.

Die Ruhe aber ging seiner Mannschaft nach der Halbzeitpause gänzlich verloren. Wie gegen Rain ließ Schmöller seine Mannschaft mit einer flexiblen Taktik spielen: mit einer Dreierkette und beim Umschalten offensiv mit drei Stürmern. Was in der ersten Hälfte gut funktionierte, scheiterte jetzt am Gegner. Mit mehr Übersicht und einem klaren Spielaufbau schaffte es Unterföhring, die Partie zu drehen. Statt an den Pullacher Chancen zu verzweifeln, ärgerten sie sich jetzt vor allem über die eigenen vergebenen Möglichkeiten. Mit die größte hatte Alexander Hollering in der 49. Minute, sein Schuss ging nur knapp am linken Pfosten vorbei. In der 73. Minute zog Efkan Bekiroglu aus gut 30 Metern aufs Tor, traf aber nur die Latte. Entsprechend konsterniert waren Pullachs Spieler. "Wir schauen uns hier noch zu Tode, so geht doch nichts voran", schrie Orhan Akkurt wütend über den Platz. Simari hätte seinen Mitspieler neun Minuten vor Schluss mit seiner Direktabnahme aus 20 Metern noch beruhigen können, aber es blieb beim Remis.

Für die Unterföhringer setzt sich somit die Punkte-Serie fort, gleichzeitig bestätigte sich jedoch die Heimschwäche. Während der FCU als Gastmannschaft bisher zu 17 Punkten gekommen ist, sind es zu Hause nur neun. "Warum das so ist, ist eine schwierige Frage. Ich kann mir das auch nicht erklären", sagte Pummer. "Wir sind noch eine sehr junge Mannschaft, da fehlt einfach manchmal die Konstanz. Aber wir sind noch voll im Soll."

© SZ vom 22.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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