Fußball-Bayernliga:Gesundes Zahnfleisch

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Pullach hat auch ersatzgeschwächt bei der Unterhachinger Reserve keine Probleme und holt den elften Erfolg in Serie

Von Christoph Leischwitz, München

Irgendwann hatten sie dann mal einen Termin gefunden für dieses Spiel, das ursprünglich mal am Sonntag und dann am Samstag angepfiffen werden sollte. Letztlich empfing der Tabellenletzte den Tabellenersten dann am Freitagabend. Und für den Tabellenführer hatte das im Nachhinein einen großen Vorteil: Man konnte nach getaner Arbeit das Wochenende in der Gewissheit verbringen, weiterhin uneinholbar zu sein. Denn der SV Pullach gewann bei der SpVgg Unterhaching II mit 2:0 (0:0) Toren.

Der zu erwartende Sieg lässt die Pullacher mehrere beeindruckende Statistiken weiter ausbauen. Der Erfolg war der elfte Sieg in Serie, dazu das sechste Spiel hintereinander ohne Gegentor. Außerdem entwickelt sich zwischen Pullachs Torjäger Orhan Akkurt und Sebastian Kinzel vom TSV Rain ein spektakuläres Rennen um die Torjägerkanone in der Bayernliga. Kinzel erzielte am Wochenende seinen 31. Saisontreffer, Akkurt (28) schoss die beiden Tore gegen Hachings U23 und hat damit immerhin einen Treffer aufgeholt.

Abgesehen von den Superlativen war Pullachs Trainer Frank Schmöller nicht sonderlich zufrieden: "Das war ein Pflichtsieg, mehr nicht. Von der Leistung her war das definitiv verbesserungswürdig", sagte er trocken. Der Favorit tat sich nämlich überraschend schwer gegen jenes Team, das zum Ende der Saison aus dem Spielbetrieb genommen wird. Obwohl oder gerade weil die SpVgg kaum Profis für die Partie abgestellt hatte - die erste Mannschaft spielte ja erst am Samstag -, fand Schmöller lobende Worte: "Sie sind von der Spielanlage und vom Taktischen her gut eingestellt, man sieht, dass mit ihnen gearbeitet wird", sagt der 48-Jährige, der seine Trainerkarriere einst in Unterhachings Jugendabteilung begann. Aber: "Vor dem Tor waren sie komplett harmlos." Genauer gesagt: 30 Meter vor dem gegnerischen Tor war meistens schon Schluss mit Hachings Angriffsbemühungen. Cerruti Nsuka-Zola, der für den privat verhinderten Sandro Volz im Tor stand, bekam wenig Gelegenheit, sich auszuzeichnen.

Eine Nummer zu groß: Pullachs Florian Königer (li.) überragt Unterhachings Georg Reisberger. (Foto: Johannes Simon)

Doch seine eigene Mannschaft hatte sich eben auch nicht allzu viele Chancen erspielt. Allein Akkurt hätte schon für eine frühere Führung sorgen können, er habe schon "drei, vier Bretter" liegen lassen, fand Schmöller. In der 50. Minute allerdings sei Akkurt "dort gestanden, wo eben nur ein Akkurt steht": Nach einer langen Flanke von Moritz Wolf-Weisbrod kam Steffen Purschke zum Abschluss, der abgefälschte Ball landete direkt vor den Füßen des Angreifers, der nur noch einschieben musste. Eine Viertelstunde später die Entscheidung: Andreas Roth nutzte einen Fehler im Hachinger Spielaufbau, passte zu Akkurt, und der 29-Jährige traf per Flachschuss. Die Hachinger, die schon in der ersten Halbzeit in Tobias Oisch einen wichtigen Spieler wegen einer Knieverletzung verloren hatten, konnten auch in der Schlussphase keine nennenswerten Möglichkeiten erspielen. Nach einem Foul an Michael Krabler hätte Unterhaching durchaus einen Strafstoß bekommen können, doch der Schiedsrichter ließ weiterspielen.

Schmöller hätte hernach einige gute Ausreden für den viel zu glanzlosen Sieg gehabt. Die Trainingssituation für seine Mannschaft - mal auf Rasen, mal auf Kunstrasen - ist nach wie vor nicht leicht. Am Freitag sind viele Spieler nach der Arbeit nach Unterhaching gehetzt, auch deshalb, weil der Kader aktuell sehr klein ist: Auf der Ersatzbank saßen zwei Spieler aus der zweiten Mannschaft, zudem kein Ersatztorwart. "Von der Zahl der Spieler her gehen wir gerade auf dem Zahnfleisch", sagt Schmöller. Aber ihm sei auch bewusst, dass "andere Trainer gerne meine Schmerzen hätten". Auf Pullach warten nun drei weitere Auswärtsspiele in Serie, dann folgt das Heimspiel gegen Pipinsried. Aufgrund der bevorstehenden Aufgaben war sich Schmöller am Wochenende schon sicher, was er am Montag zu seiner Mannschaft sagen werde: "Wir müssen in den nächsten Spielen wieder deutlich mehr tun."

© SZ vom 23.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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