Fußball:Auftrag Aufstieg

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Warum der ehemalige 1860-Cheftrainer Alexander Schmidt die A-Junioren der SpVgg Unterhaching übernimmt

Von Stefan Galler, Unterhaching

Es ist fast wie früher beim TSV 1860. Nur quasi eine Ebene höher. Damals betreute Claus Schromm die U19 der Löwen, für die U17 war zwischen 2007 und 2009 Alexander Schmidt zuständig. "Ich bin es also gewohnt, dass er den Zugriff auf meine Spieler hat", sagt Schmidt und lacht. Die beiden alten Weggefährten haben es künftig bei der SpVgg Unterhaching wieder miteinander zu tun: Schromm ist dort Cheftrainer und Schmidt betreut mit sofortiger Wirkung als Nachfolger des ehemaligen Profis Stefan Reisinger die U19 - am Donnerstag leitete er bereits die erste Übungseinheit.

Eine bemerkenswerte Personalie, schließlich hat Schmidt in den vergangenen Jahren viel Erfahrung im Senioren- und Profibereich gesammelt. Bei den Löwen beförderte man ihn nach Schromms Weggang zum Bayerischen Fußball-Verband (BFV) zunächst zum U-19-Coach, 2010 wurde er Co-Trainer von Reiner Maurer, dem er nach dessen Beurlaubung im November 2012 nachfolgte. Ein Jahr lang gab er bei den 1860-Profis die Kommandos, überstand sogar eine angebliche Einigung von Investor Hasan Ismaik mit dem schwedischen Startrainer Sven-Göran Eriksson, den der Jordanier unbedingt an die Grünwalder Straße holen wollte. Doch Schmidt, der sich damals vehement gegen eine Degradierung gewehrt hatte ("Ich werde keinen Co-Trainer mehr machen, egal ob in Barcelona, Madrid oder weiß der Teufel wo"), blieb im Sattel. Allerdings nur bis zum Herbst 2013. Nach drei Siegen und drei Niederlagen zu Saisonbeginn wurde er bei den Löwen entlassen.

Dass er Talente an den Profibereich heranführen kann, hat Alexander Schmidt (links) unter anderem als Nachwuchstrainer beim TSV 1860 München bewiesen (re. Bobby Wood). (Foto: Claus Schunk)

In der Hinrunde der Saison 2014/15 trainierte der heute 48-Jährige den SSV Jahn Regensburg in der dritten Liga. Nach nur drei Siegen aus den ersten 17 Spielen trennten sich die Oberpfälzer jedoch von ihm. Danach wechselte Schmidt ins Scouting, arbeitete in dieser Funktion beim VfB Stuttgart. Vor Beginn der laufenden Saison hatte der damalige Sportdirektor Robin Dutt den gebürtigen Augsburger zum Leiter des Nachwuchsleistungszentrums befördert, inklusive Dreijahresvertrag - doch diesen Posten durfte Schmidt nie antreten, er wurde noch vor seinem ersten Arbeitstag freigestellt. "Nach dem Bundesligaabstieg ist beim VfB leider kein Stein auf dem anderen geblieben. Das musste ich akzeptieren, auch wenn es schwer gefallen ist." Schmidt hat sich nun mit den Stuttgartern darauf geeinigt, den Vertrag im kommenden Sommer auslaufen zu lassen. Im Gegenzug darf er schon jetzt für die SpVgg Unterhaching als Jugendtrainer arbeiten.

Zu Hachings Präsident Manfred Schwabl pflegt der Fußballlehrer seit Jahren einen guten Kontakt. "Ich hatte ja seinen Sohn Markus schon in der Jugend bei Sechzig", sagt Schmidt, dessen Sohn Francesco wiederum aktuell der U15 der SpVgg angehört. "Ich habe immer gewusst, was er gerade macht. Und weil wir unser Ziel gefährdet sehen, nämlich mit der U19 in die Bundesliga zurückzukehren, haben wir nun gehandelt", sagt Schwabl, der Stefan Reisinger allerdings in Schutz nimmt: "Das war seine erste Trainerstation, er ist ein loyaler Typ, mit dem man immer offen diskutieren kann." Im Vordergrund habe gestanden, der Mannschaft einen neuen Impuls zu geben, als Tabellendritter liegt die Hachinger A-Jugend sieben Zähler hinter dem überraschenden Spitzenreiter FC Deisenhofen nur auf Rang drei, hat aber noch eine Partie in der Hinterhand. "Hut ab vor dem, was Deisenhofen erreicht hat, aber ich erwarte jetzt unsere Attacke auf den Aufstieg", sagt Schwabl. Die Verpflichtung Schmidts will er als "Wertschätzung für den Jugendbereich" gewertet sehen.

Der neue Trainer kennt die Erwartungshaltung und gibt schon mal eine klare Linie vor: "Wir wollen aggressiv in die Rückrunde gehen. Ich habe den Eindruck, dass man aus der Mannschaft noch mehr herausholen kann", sagt Schmidt, den die Aufgabe in der Talentschmiede Unterhaching reizt: "Es ist stark, wie viele junge Hachinger mittlerweile in der ersten und zweiten Bundesliga spielen." Florian Niederlechner und Janik Haberer in Freiburg, Alexander Hack in Mainz, Kenny Redondo bei Union Berlin, Quirin Moll bei Braunschweig oder Pascal Köpke bei Erzgebirge Aue - sie alle gehören in ihren Vereinen zum Stammpersonal.

Dass auch der eine oder andere aus seinem aktuellen Kader den großen Sprung schaffen kann, davon ist Alexander Schmidt überzeugt. Auf den talentiertesten Kicker der U-19-Altersklasse im Verein wird er jedoch nicht zurückgreifen können. Orestis Kiomourtzoglou hat längst seinen Platz im Kader der ersten Mannschaft gefunden. Jugendnationalspieler Tim Schels dagegen wird zwischen den beiden Mannschaften hin und her wechseln. Solche Dinge regeln Schmidt und Cheftrainer Schromm auf dem kurzen Dienstweg. So wie damals an der Grünwalder Straße.

© SZ vom 13.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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