Fußball:Aufsteiger der Herzen

Lesezeit: 3 min

"Klassischer Sechser": Pullachs neuer Mittelfeld-Abräumer Michael Hutterer, Zugang aus Dachau. (Foto: Claus Schunk)

Bayernligist Pullach trotzt der Perspektivlosigkeit

Von Stefan Galler, Pullach

Nicht jeder kommt mit der Art von Frank Schmöller zurecht. Direkt ist er, der Trainer des Fußball-Bayernligisten SV Pullach, manchmal so direkt, dass es weh tut. Dass nun der Großteil des Kaders beisammen bleibt, spricht dafür, dass ziemlich viele Pullacher Spieler mit dem Charakter ihres Trainers ganz gut klarkommen. Denn die Rahmenbedingungen beim SV Pullach entsprechen mitnichten den Ambitionen des Trainers.

Schmöller nimmt einmal mehr kein Blatt vor den Mund: "Die Zukunftsaussichten in Pullach sind nicht gut", sagt er und meint damit die Perspektive, bald in die Regionalliga aufzusteigen - die es weiterhin nicht gibt. Man werde sich nicht wie in der Vorsaison auf die Suche nach einem geeigneten Spielort begeben, selbst wenn der Sportverein abermals mitmischen sollte in der Spitzengruppe der Liga. "Die einzige Möglichkeit wäre, dass uns die Gemeinde ein Stadion hinstellt, aber damit ist vorerst nicht zu rechnen", sagt der Trainer. Um so bemerkenswerter sei, welchen Kader Manager Theo Liedl zusammengestellt habe: "Er hat einen fantastisch guten Job gemacht", findet Schmöller.

Vom Stamm der Mannschaft verabschiedete sich nur Kapitän Richard Heckel, der zum Landesligisten Oberweikertshofen wechselt. Zudem verlässt Alexander Weiß den Klub, er geht zum TSV 1865 Dachau. Ömer Kanca und Marco Gröschel haben noch keinen neuen Verein gefunden. Mit einer Rückkehr von Maxi Schuster rechnet bei den Isartalern niemand mehr. Der Angreifer hatte sich in der Winterpause abgemeldet, um sich beruflich neu zu orientieren. "Er wird nicht mehr für uns spielen", sagt Schmöller.

Dass die Stammelf weitgehend beisammen geblieben ist, bildet nur einen Teil von Liedls Arbeit ab. Darüber hinaus verpflichtete er ein gutes halbes Dutzend interessanter Zugänge. Allen voran Michael Hutterer, 26, der zuletzt für Dachau 1865 spielte und schon davor in Aichach Bayernliga-Erfahrung gesammelt hat. "Ein gestandener Bayernligaspieler, der über viel Klasse verfügt und sehr zweikampfstark ist", sagt Schmöller über seinen neuen Abräumer im defensiven Mittelfeld. Für den "klassischen Sechser" (Schmöller) habe er sogar auf die Verpflichtung eines zusätzlichen Angreifers verzichtet: "Ich denke, wir sind mit Chaka Ngu'Ewodo und Tim Sulmer vorne gut aufgestellt. Dazu kommen ja noch die Zugänge Thomas Meyer und Sean Erten, die auch wissen, wo das Tor steht." Erten, 26, früher beim FC Deisenhofen, spielte zuletzt beim Landesligisten Holzkirchen und erzielte in 33 Spielen 14 Treffer (zwölf Vorlagen). "Er ist schnell und hat Zug zum Tor", sagt sein neuer Coach. "Vielleicht müssen wir ein bisschen Geduld mit ihm haben, der Unterschied von der Landes- zur Bayernliga ist schon groß." Das gilt auch für den von Schmöller angesprochenen Thomas Meyer, 24, vom SV Planegg-Krailling.

Aus dem Würmtal wechseln noch zwei weitere Landesligaspieler nach Pullach: Mittelfeldmann Martin Bauer, 26, "wollten wir unbedingt", wie Schmöller betont. Stefanos Bavas ist erst 18 Jahre alt, er sei ihm empfohlen worden. Die Wege nach Planegg sind neuerdings kurz, seit wenigen Wochen gehört der frühere Cheftrainer der Würmtaler, Dario Casola, als Assistenzcoach zum Trainerstab der Pullacher.

Und noch zwei neue Spieler hat der Sportverein zu bieten: Besart Murtezi, 20, zuletzt ohne Verein, davor aber immerhin 28 Mal für 1860 Rosenheim in der Bayernliga im Einsatz, hat sich vom ständigen Trainingsgast zum Kadermitglied gemausert. "Er hat einen Schuss wie ein Pferd, ist handlungsschnell und kann links hinten oder im zentralen Mittelfeld spielen", sagt Schmöller. Zuletzt schloss sich noch Jan Penic den Pullachern an. Der 24 Jahre alte Linksfuß war in der vergangenen Saison für den BCF Wolfratshausen und den FC Pipinsried insgesamt zwölf Mal in der Bayernliga im Einsatz und verfügt sogar über internationale Erfahrung: Der gebürtige Kroate kickte schon für Twente Enschede und Hajduk Split sowie für den estnischen Klub Levadia Tallinn, für den er 2014/15 in zwei Champions-League-Qualifikationsspielen auflief (0:7/1:1 gegen Sparta Prag). "Er ist ein guter Fußballer, kann mit der Kugel umgehen und hat einen guten Körper", sagt Schmöller. "Mal sehen, wie wir ihn in Form bringen."

Bleibt die Frage nach der Motivation, wo doch das ganz große Ziel Aufstieg unerreichbar ist. "Wir haben mit jedem Spieler intensiv geredet, und jeder hat die Situation so akzeptiert, wie sie ist", sagt Schmöller. Deshalb werde jeder, der die fehlende Aussicht auf den Aufstieg als Alibi für Motivationsprobleme benutze, "ein massives Problem mit mir bekommen", warnt Schmöller. Er erwarte eine "hochinteressante Liga" und gibt als Ziel "Platz eins bis fünf" aus: "Das muss unser Anspruch sein." Trotzdem.

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: