Fußball:Diffuse Angst vor dem Ausverkauf

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Hinter dem angeblichen Haching-Investor steht womöglich Pro Sieben Sat 1

Von S. Galler, C. Leischwitz, Unterhaching

Bewegte Tage erlebt die SpVgg Unterhaching derzeit, und man wird das Gefühl nicht los, dass sich in naher Zukunft für den Verein einige Weichen stellen könnten. Da wäre zunächst die Sache mit dem Investor, der angeblich vor einem Einstieg bei den Rot-Blauen steht. Die Anzeichen verdichten sich, dass es sich bei dem Medienunternehmen um die Gruppe Pro Sieben Sat 1 handelt. Der Kontakt dürfte über Christian Nerlinger zustande gekommen sein, dem Geschäftsführer der Sam Sports GmbH (Starwatch Artist Management), einer Pro-Sieben-Sat-1-Tochter. Nerlinger, früher Profi und zwischen 2009 und 2012 Sportdirektor des FC Bayern, hat dort folgendes Tätigkeitsprofil: Er berät seine Klienten nicht nur, sondern vermarktet sie auch selbst. "Das Konzept, Sport- und Medienwelten zu verbinden, ohne den Fokus auf fußballerische Weiterentwicklung zu verlieren, hat mich überzeugt", wird Nerlinger auf der Internetseite von Sam Sports zitiert. "Die direkte Zusammenarbeit mit dem Spieler und seine individuelle Förderung waren schon immer eine Herzensangelegenheit von mir und dieser Förderung kann ich mich nun leidenschaftlich widmen." Zu Nerlingers Klienten gehören Weltmeister Jérôme Boateng und Alexander Zorniger, Trainer des VfB Stuttgart.

Eine mögliche Verbindung zwischen Pro Sieben Sat 1, Sam Sports und der SpVgg Unterhaching will Nerlinger nicht kommentieren. Allerdings dementiert er - ebenso wie Hachings Präsident Schwabl - auch nicht, dass man sich in Verhandlungen befindet. Marketing, Spielervermittlung, Ticketverkauf - die Kooperation mit einem Fußballverein könnte umfangreich gestaltet werden und verschiedene Ziele verfolgen. Ein Indiz dafür, dass Schwabl und Nerlinger in Verhandlungen stehen, ist die Tatsache, dass Starwatch Artist mit seinem Internet-Service tickethall.de den Unterhachinger Kartenverkauf für den DFB-Pokal übernommen hat.

Doch obwohl der Verein seit Jahren erhebliche finanzielle Sorgen hat, regt sich gegen die mögliche millionenschwere Kooperation Widerstand. Einige langjährige Mitglieder, die im Moment noch nicht namentlich genannt werden wollen, befürchten einen Ausverkauf des Vereins. Ob diese Sorgen berechtigt sind, ist erst überprüfbar, wenn Schwabl oder Nerlinger Details über ihre Pläne öffentlich machen. Der Präsident der SpVgg ist jedenfalls zu Gesprächen mit seinen Kritikern bereit: "Sie können gerne in mein Büro kommen", sagt er in Richtung einer möglichen Opposition. Gleichzeitig warnt er davor, "Unwahrheiten" zu verbreiten. "Wenn Haching jemals wieder nach oben kommen will, sollte man die wenigen Chancen, die sich bieten, nicht gefährden."

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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