Fußball:Amateure rücken zusammen

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Der BFV-Kreistag zieht eine positive Bilanz, moniert aber die Kluft zu den Profis. Wegen der Sanierung der Anlagen wird die Platznot in München vorübergehend noch größer.

Von Jonas Kraus, Grasbrunn

Der Kreistag des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) in München war für die Funktionäre in den vergangenen Jahren oft eine undankbare Veranstaltung. Vor acht Jahren war das Interesse derart gering, dass sich zur Versammlung weniger als 100 Delegierte einfanden. 2014 war der Andrang zwar größer, der Kreistagssitzung folgte aber eine harte Auseinandersetzung zwischen Vertretern der Stadt und des BFV. "Die Zustände damals waren untragbar", erinnert sich der BFV-Kreis-Vorsitzende Bernhard Slawinski und verweist auf die damals fehlende Förderung durch die Stadt. Umso erfreulicher sei nun die aktuelle Situation des Münchner Amateurfußballs. Die Zahl der Schiedsrichter ist gestiegen, die Stadt investiert mehr als je zuvor in den Breitensport und auch das Interesse am Amateurfußball ist größer denn je. Das wurde am vergangenen Sonntag deutlich, als sich 262 Delegierte zum BFV-Kreistag im Bürgerhaus Grasbrunn einfanden - ein Rekordwert.

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(Foto: BFV)

"Nachdem es heftig gekracht hat, haben wir zueinander gefunden": Der alte und neue BFV- Kreisvorsitzende Bernhard Slawinski über das Verhältnis zur Stadt.

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(Foto: Claus Schunk)

Kritische Stimme: Unterhachings Präsident Manfred Schwabl warnte davor, dass dem deutschen Fußball im Amateurbereich "das Fundament wegbricht".

Dass der Amateurfußball in München wieder so gut dasteht, liegt für den einstimmig wiedergewählten Kreisvorsitzenden Bernhard Slawinski auch an der Zusammenarbeit mit der Stadt: "Nachdem es vor vier Jahren heftig gekracht hat, haben wir zueinander gefunden und vertrauensvoll zusammengearbeitet." Als Vertreterin des Stadtrats war Beatrix Zurek, die Leiterin des Referats für Bildung und Sport, nach Grasbrunn gekommen. Sie betonte: "Das Thema Sport genießt im Stadtrat einen hohen Stellenwert." Als Beispiel nannte sie die Verdoppelung der Sportförderung und die anstehende Sanierung der Bezirkssportanlagen. Pro Jahr sollen vier Anlagen auf Vordermann gebracht werden, was die Platznot kurzfristig noch vergrößert. Deswegen appellierte Zurek an die Vereine, "miteinander zu reden und nicht übereinander zu schimpfen". Nur so könnten Lösungen gefunden werden. Der Aufwand lohne sich ja, die ungeliebten Ascheplätze verschwinden und weichen oft deutlich komfortableren Kunstrasenplätzen.

Nicht nur der städtischen Förderung sei der Aufschwung zu verdanken, sagte Slawinski. Den größten Anteil haben für ihn die ehrenamtlichen Helfer in den Vereinen. Den gleichen Ton schlug auch BFV-Präsident Rainer Koch an, der betonte: "Ehrenamt darf niemals als Nebensächlichkeit abgetan werden." Auch wenn die Summen, die im Profifußball umgesetzt werden, für die Amateurfußballer immer schwerer fassbar werden, ist er sich sicher: "Profis und Amateure brauchen sich gegenseitig."

Es gab aber auch kritische Stimmen, die die größer werdende Kluft zwischen Profi- und Amateurfußball scharf kritisierten. Besonders Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching, warnte davor, "dass das Fundament wegbricht". Er selbst kenne Vereine, in denen Jugendmannschaften keine Bälle zum Trainieren hätten, "während Aubameyang drei goldene Autos in der Garage hat". Deshalb, so sein etwas schwammiger Vorschlag, solle die Deutsche Fußball Liga das Geld so verteilen, dass auch Amateure ein größeres Stück vom Kuchen abbekommen. Um als Profiklub den Amateurfußball zu unterstützen, bestreitet seine SpVgg Unterhaching ab sofort jährlich ein Benefizspiel zu Gunsten eines bedürftigen Amateurvereins.

Neben den Reden standen am Sonntag auch Abstimmungen auf der Tagesordnung. Um Reformen voranzubringen, holt sich der BFV auf allen Kreistagen die Meinung der anwesenden Delegierten ein und erstellt daraus ein Stimmungsbild. Eine deutliche Mehrheit der Münchner Vereine (69,9 Prozent) sprach sich dafür aus, dass künftig A-Jugendspieler in der Herrenmannschaft eingesetzt werden dürfen, sobald sie ihr 18. Lebensjahr vollendet haben. Bisher dürfen Jugendspieler erst im Seniorenbereich auflaufen, wenn sie sich in ihrem letzten A-Jugendjahr befinden. Eine Erhöhung der Anzahl an Auswechslungen von drei auf fünf fand dagegen keine Mehrheit, 54,4 Prozent lehnten diesen Vorschlag ab. Mit breiter Mehrheit angenommen wurde der Antrag des TSV Milbertshofen, der vorsieht, dass ein Spieler nach einer gelb-roten Karte automatisch für das nächste Spiel gesperrt ist.

Bei den Funktionärswahlen gab es keine Überraschungen. Neben Slawinski wurden auch Florian Weißmann als Jugendleiter und Karin Mayr als Beauftragte für den Frauen- und Mädchenfußball im Amt bestätigt. Als Kreisspielleiter wurde Michael Baumann zum Nachfolger von Christian Wagner gewählt.

© SZ vom 16.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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